11.09.2018 - Dienstag
Die Kurkarte der Region Wernigerode bot im ÖPV kostenlose Busfahrten im Regionalbereich der HVB (Harzer Verkehrs-Betriebe) an. So gingen wir gegen 10:30 Uhr los, um in den Ort Elbingerode zur Haltestelle
Markt zu kommen, wo der Bus um 10:55 Richtung Wernigerode abfuhr.
Dazu muß man wissen, dass fast alle Dörfer und Städtchen im Harz naturgemäß auf sehr steilem und hügeligen Gelände gebaut wurden. So sind innerhalb eines Ortes Steigungen bis 8% keine Seltenheit. Und unser Campingplatz lag halt mal ganz oben an der Kuppe des Ortes und wir mussten hinunter zum tiefsten Punkt von Elbingerode. Wenn die Strecke auch nur gut 1 km war brachte der teils unebene Fahrbahnbelag, der teilweise noch Reste von DDR-Kopfsteinpflaster aufwies und das steile Bergabgehen doch einige Mühen für Heidi mit sich. Der Fuß war halt solche Belastungen noch nicht so gewohnt, also musste alles ein bisschen langsamer gehen.
Aber drei Minuten bevor der Bus abfuhr - dabei hatten wir uns sogar noch Richtung Markt etwas verlaufen - standen wir an der Haltestelle. Durch Vorzeigen der Gästekarte (vgl. einer Kurkarte oder einem Kurausweis) konnten wir einsteigen und kostenlos nach Wernigerode zum Hauptbahnhof fahren.

Hier treffen sich sowohl die Gleise der Deutschen Bahn als auch die Gleise der Harzer Schmalspurbahn. Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) mit Sitz in Wernigerode ist eine Eisenbahngesellschaft, die ein zirka 140 km langes Netz von zumeist dampfbetriebenen Schmalspurstrecken im Harz als Eisenbahninfra-strukturunternehmen und als Eisenbahnverkehrsunternehmen betreibt. Dabei handelt es sich heute um das größte zusammenhängende Streckennetz in Europa unter Dampf. Es ist ganzjährig in Betrieb, hat die Spurweite von 1000mm (Meterspur) und besteht aus
Harzquerbahn,
Selketalbahn sowie
Brockenbahn. Auch die Anfangsbuchstaben der Strecken ergeben den abgekürzten Namen des Unternehmens.
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| Um 11:36 standen die Waggons bereit, für die Abfahrt um 11:55 fehlte jedoch die Lokomotive |
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| Jetzt endlich kam die Dampflok. Die Dame links, die uns den Rücken zukehrt, ist eine der Zugbegleiterinnen, die auch dafür zuständig sind, bei Bedarf die Weichen zu stellen und vor Abfahrt die hochklappbaren Sicherheitsgeländer zu verriegeln. |
Die Brockenbahn ist eine hauptsächlich touristisch genutzte, meterspurige Eisenbahnstrecke der Harzer Schmalspurbahnen (HSB). Sie führt von Drei Annen Hohne an der Harzquerbahn über Schierke auf den Brocken.

Wer kennt das noch? Wahrscheinlich nicht mal mehr unsere Kinder, geschweige denn die Enkel. Gute, alte Fahrkarten, die vom Schaffner zur Kontrolle auch noch geknipst werden.
Wer diese Fahrkarten noch kennt, erinnert sich sicher auch daran, dass der Zugang zu den einzelnen Bahnsteigen nur mit gültiger Fahrkarte möglich war, kontrolliert durch einen Bahnbediensteten an einem Einlassgatter. Wer seine Lieben zum Waggon begleiten wollte ohne selbst mitzufahren, benötigte eine Bahnsteigkarte. Was es nicht früher alles gab !!!
Dann ging es auch schon los. Qualmend und rauchend, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h kämpfte sich die Lok die mindestens 33‰ Steigung bergan.
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Streckenkarte der Brockenbahn.
Erst ab "Drei Annen Hohne" ist es die eigentliche Brockenbahn, vorher zählt sie noch zur Harzquerbahn. |

Nicht nur unsere Dampflok hatte Durst und wurde in Drei Annen Hohne mit Wasser für den letzten Anstieg versorgt, auch uns wurden im Zug verschiedene Kräuterliköre der Region angeboten, wir entschieden uns für Brombeerlikör.
Im Waggon direkt hinter der Lok konnten Fahrräder
kostenlos mitgenommen werden !!
Naja, bergauf ist anstrengend, bergab rollt sich's leichter.
Auf unserer Strecke - ich hielt mich viel zwischen den Waggons auf den Plattformen zum fotografieren auf - sah man viele Wanderer, auch Radfahrer, die sich den Berg hochmühten.
Nicht nur für uns waren sie ein Fotomotiv, wie man sehen kann, werden auch einige Handies gezückt, um die schnaufende Brockenbahn zu fotografieren.
Wie ihr dem Streckenverlauf in einem der vorhergehenden Bilde entnehmen könnt, ist der letzte Teil zum Gipfel in einer Spirale angelegt. Erwischt man den richtigen Moment, kann man schon einen ersten Blick zum markanten Brocken-Funkturm erwischen.
Endlich sind wir oben angekommen und machen uns erst mal auf zum "Brockenwirt", denn seit dem Frühstück hatten wir nichts mehr gegessen.
Die Gebäude die hier auf dem Bild zu sehen sind sind links das Brockenhotel, dann der Funkturm und rechts - mit der ehemaligen originalen Abhörkuppel des MfS (Ministerium für Staatssicherheit) das Brockenmuseum. Was man auf dem Bild nicht sieht aber wovon man am Brocken aber immer ausgehen sollte - der Wind pfiff gehörig, dass selbst ich manchmal um meine Standfestigkeit bangte.
Erst ab dem 3. Dezember 1989 war der Brockengipfel wieder öffentlich zugänglich. Am 1. Juni 1993 wurde das zuvor provisorisch betriebene Brockenmuseum in das Brockenhaus verlegt. Das Museum war am 1. Juni 1991 als Teil des Wernigeröder Harzmuseums in einer alten nicht beheizbaren, später abgerissenen weiteren Radarkuppel, begründet worden und zählte jährlich etwa 125.000 Besucher. Es zeigte dort auf Schautafeln Informationen zur Brockennatur, aber auch Abhörtechnik und das älteste Stück Schiene der Brockenbahn. Nach dem Umzug belegte das Museum eine Etage des Brockenhauses. Museumsleiter war Gerd Borchert. Die Ausstellung wurde erweitert und thematisierte die Geschichte des Brockens, die Entwicklung des Nationalparks und die Brockenmystik mit ihren Teufeln und Hexen.
Im August 1998 begann der Umbau des Hauses, der bereits 1993 angekündigt worden war. Die Einweihung des heutigen Museums erfolgte im Juni 2000. Beim Umbau erhielt das Gebäude einen gläsernen, sich über alle drei Geschosse erstreckenden Anbau. Teil des Museums sind die in der Kuppel erhaltenen und zu besichtigenden historischen Antennenanlagen. Auch das Dach des Brockenhauses ist begehbar. Außerdem wurde ein Café eingerichtet. In den Ausstellungsräumen wurde eine wieder erweiterte moderne Ausstellung eingerichtet. Als Träger des Museums fungiert eine vom Land Sachsen-Anhalt und dem Landkreis Wernigerode gegründete gemeinnützige Gesellschaft.
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Brockenmuseum mit der Abhörkuppel
Was ich auch erst hier in der Ausstellung erfuhr - der Brocken ist vulkanischen Ursprungs. Die orange Blase im linken Drittel des Fotos zeigt den Eruptionsdom. Durch Jahrmillionen dauernde Verwitterung ist aber oberflächlich von ehemaligen vulkanischen Ereignissen nichts mehr zu sehen.
Die nächsten Bilder sind - so hoffe ich doch - selbsterklärend.
Ich bin dann noch ganz hoch auf die Aussichtplattform der Kuppel gestiegen und habe die Aussicht genossen aber auch die verdorrte Landschaft gesehen, so weit das Auge reichte.
Bei diesem Bild stehe ich auf der Plattform, die rings um die Abhörkuppel führt. In der Kuppel selbst waren noch die verschiedenen Antennen der ehemaligen Abhöreinrichtung zu sehen. Über ihre Funktion wurde mit Lasergraphik und akustischen Erklärungen informiert.
Auf einem Bildschirm wurde dargestellt, dass dieses Abhörsystem unter dem MfS, also dem Ministerium für Staatsicherheit betrieben wurde. Darunter befanden sich mehrere Schaltknöpfe, je nachdem, welches Objekt man gerade mit welcher speziellen Antenne abhören wollte.
Die Zeit verging wie im Fluge und wir durften wieder an die Talfahrt denken, denn wir wollten den Bus nicht verpassen, damit wir wieder zum Campingplatz kommen. Um 19:30 Uhr wäre nämlich die letzte Fahrt.
Nochmals konnte ich unseren Zug fotografieren, wie er in einer Kurve sich in seiner ganzen Schönheit zeigt und gleichzeitig wurde uns aber auch bewusst, dass der Wald hier im Nationalpark Harz nicht nur durch Stürme einigen Schaden erlitten hat.
Der Weg von der Bushaltestelle zu unserem Campingplatz führte nun die ganze Strecke bergauf und wir beide langten ziemlich geschafft gegen 19:45 Uhr an unserem WOMO an. Der heutige Tag war informativ, erlebnisreich, nicht zu heiß, ganz schön windig und das alles reichte um zu sagen: es reicht für heute.
12.09.2018 - Mittwoch
Um 8:00 Uhr konnte ich wieder die bestellten Brötchen am Kiosk des Campingplatzes am Brocken abholen. Nach dem Frühstück war dann Wasser fassen für das WOMO angesagt sowie die Entsorgung des Grauwassers. Dann noch bezahlen und wir machten uns auf den Weg nach Dresden. Es war heiß und die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel.
In Dresden wollten wir entlang der Elbe radeln und die tollen Villen am Elbeufer Richtung Schloss Pillnitz sehen, die wir vor zwei Jahren schon bei einer Elbeschiffahrt betrachten konnten.
Aber welch eine Enttäuschung: der uns bekannte Stellplatz war jetzt mit einem Parkautomat ausgestattet. Gebühr für 1 Tag WOMO 12,00 €. Das wäre nicht das Problem, aber der Automat nahm nur Münzen. Wer hat denn wie Dagobert Duck immer einen ganzen Sack Münzen dabei, außerdem wollten wir zwei Tage bleiben. Der näher der Innenstadt gelegene Stellplatz war total überfüllt und sonst hat Dresden - außer in einiger Entfernung - keine Stellplätze anzubieten.
Was den Parkautomat anbelangt kann ich nur sagen - digitale Steinzeit. In Skandinavien kann jeder Parkplatz mit Karte bezahlt werden. Überhaupt: Kreditkarten sind im Osten scheinbar ein Problem, meistens wird nur EC-Karte akzeptiert. Vielleicht haben sie schlechte Erfahrungen mit betrügerischen Karten aus den östlichen Nachbarländern und wollen deshalb nur Cash? Ich sah aber nirgends, dass die Scheine auf Echtheit kontrolliert wurden! In Finnland nahe der russischen Grenze haben wir dies auch einmal erlebt, dass an Tankstellen nur ganz bestimmte Karten akzeptiert werden.
Das andere Problem betrifft Dresden selbst: man hat scheinbar sowieso genügend Touristen, benötigt die WOMO-Fahrer nicht und sieht deshalb auch keine Notwendigkeit, für die Wohnmobil-Touristen geeignete Stellplätze vorzusehen. Dabei wäre bei Dresden das Elbeufer breit genug, um hier einen Stellplatz anzulegen. Aber man hat scheinbar mittlerweile genug West-Steuergeld erhalten und ist auf WOMO-Touristen-Euros nicht mehr angewiesen. Selbst in dem sehr konservativen Landau, wo man alles Neue skeptisch beäugt und erst einmal ablehnt, hat sich mittlerweile ein stark frequentierter WOMO-Stellplatz etabliert.
Aber wir sind hier ja im Osten, und laut dem Buch "Integriert doch erst mal uns!" von Petra Köpping, sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, steht uns scheinbar noch viel Arbeit bevor.
Die Armen mussten ja soooo lange unter der DDR leiden, während wir im Westen die gebratenen Hähnchen frei Schnabel geliefert bekamen.
Deshalb entschlossen wir spontan weiterzufahren Richtung Elbsandsteingebirge - die Vorläufer sehen wir schon auf der Strecke Richtung Rathen - ...
und landeten schließlich am Campingstellplatz "Liliensteinblick" bei Rathen, unweit der Bastei. Vielleicht erlaubt es das Wetter, von dort aus noch tolle Fotos zu schießen.
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