Donnerstag, 31. August 2017

28.-31.8.2017 Hajstorp-Forsvik-Askersund-Notö

Ihr habt nun ein paar Tage nichts von uns gehört. Das hat seinen Grund darin, dass der Montag mit Besichtigungen so stark ausgefüllt war und wir abends müde ins Bett fielen und anschließend zwei Tage in einem Naturreservat an einem See standen, wo kein Handy-Empfang und damit auch kein Internet vorhanden war.
Aber das alles soll jetzt nachgeholt werden, damit ihr nichts von unserer Reise versäumt !

Montag, 28. August 2017
Es war wieder einmal Zeit, die Abwassertanks zu entleeren und Frischwasser aufzufüllen. Dazu bot ja der Stellplatz Hajstorp - wie bereits beschrieben - alle erforderlichen Einrichtungen. Nur mit dem Frischwasser hatten wir einige Probleme, da meine Anschlüsse an das kleine schwedische Gewinde nicht passten. Also musste mit Gießkanne getankt werden und wozu habe ich ja meine kleine Ersatzwasserpumpe dabei, um aus der Kanne in den Frischwassertank umzufüllen.

Das erste Ziel war heute die Schleuse Tatorp am Götakanal.
Die Besonderheit: In Tatorp wird die Schleuse noch nach "old-fashioned way by hand" betrieben, also nach guter alter Art mit Handbetrieb durch Muskelkraft.
























Imposant ist auch die Hebebrücke - allerdings mit Hydraulikbetrieb -, damit die Segler mit ihren hohen Masten überhaupt in das Schleusenbecken gelangen können.




Entlang des Sees VIKEN gelangten wir nach Forsvik. Hier hat der schwedische Staat
eine schon fast dem Verfall preisgegebene Industrieruine restauriert und das gesamte Industriegelände !!! ohne Eintrittsgebühr !!! für die Besucher freigegeben.

Forsviks Bruk an den beiden Seen Viken und Bottensjön ist rund 600 Jahre alt und damit Schwedens ältester Industriestandort. 2008 erhielt Forsviks Bruk die Auszeichnung „Schwedens Industriedenkmal des Jahres“.

Forsvik liegt nordwestlich von Karlsborg in Västergötland, unweit vom Vättern.

Wer mehr über Forsvik lesen möchte und weitere Bilder sehen will, der soll doch auf den nachfolgenden Link tippen: Forsviks Bruk

Das Museum von Forsvik beschreibt die Geschichte der Mühlen, Sägewerke, Eisenhütten, Gießereien und Schmieden, die Forsvik zeitweilig zu einem wichtigen Industriestandort machten. In den Sägewerken wurde nicht nur Holz geschnitten, sondern auch zu Holzbrei für die Papierverarbeitung zermahlen und die Wasserkraft zusätzlich für Getreidemühlen verwendet.





Forsvik ist auch bekannt geworden durch ganz besondere Straßenlaternen, die man unter anderem in
Mariestad, Malmö, Stockholm, Karlstad und London finden kann. Besonderheit ist dabei der tulpenförmige Fuß mit der Unterschrift FORSVIK.









Vor allem mit den Arbeiten am Göta Kanal zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann der Aufschwung des Orts. Nun gab es nicht nur Wasser (also Antrieb), sondern auch einen Transportweg nach Göteborg und Stockholm.

Ein kleines Video findet ihr unter Forsvik Video bei YouTube (hier einfach auch klicken/tippen)

Raddampfer, Lastwagen und Eisenbahn
In Forsvik wurde eine Kopie des Seitenraddampfers „Eric Nordevall“ gebaut, der 1856 auf dem Vättern gesunken war und dort noch immer in 45 m Tiefe liegt. Der Nachbau wurde 2011 fertiggestellt und ist gelegentlich in Forsvik zu sehen. 1995 hat sich ein eigener "Verein Forsviks Werft" (Föreningen Forsviks Varv) gegründet, um den Raddampfer Eric Nordevall II nachzubauen.
In der deutschsprachigen Broschüre über den Nachbau heißt es: „Eric Nordevall war einer von fünf Raddampfern, die speziell gebaut wurden, um auf dem Göta Kanal verkehren zu können. Um den Kanal mit seinen vielen Biegungen und die engen Schleusen passieren zu können, waren die Schaufelräder in die Rumpfseiten eingerückt. Diese spezielle Rumpfform wurde ‚Violinen-Typ‘ genannt.“






















In Forsvik gibt es überdies einen Chevrolet HS 157 zu sehen, einen restaurierten Lastwagen aus den 30er Jahren, der früher auf dem Industriegelände im Einsatz war.
Der Lastwagen wird einige Male im Jahr aus den Hallen geholt und gefahren. Und auch die kleine Eisenbahn des Industrieorts hat man wieder in betriebsfähigen Zustand gebracht.

Die Eisen- und Stahlindustrie, vor allem in Forsvik Bruk - bekam mit dem Ende der schwedischen Werftindustrie ihren endgültigen Todesstoß im Jahre 1977.

In Forsvik befindet sich die älteste Schleuse des Göta Kanals und Schwedens älteste Eisenbrücke (aus dem Jahr 1813).

Ich glaube, jetzt ist es an der Zeit, auch einmal etwas über den Götakanal, das größte kulturhistorische Bauwerk Schwedens, und seine Entstehungsgeschichte zu schreiben.
Begonnen wurde mit dem Kanalbau in Forsvik 1810.

Hier ist die älteste und höchst-gelegene Schleuse des Götakanals (gleiche Höhe wie Tatorp, da dazwischen nur der VIKEN liegt).

Eröffnet und eingeweiht wurde die Schleuse in Forsvik am Donnerstag, 14. Oktober 1813 und bekam den Namen Carl XIII.

Bauzeit: 1810-1832
Kosten: 9 Millionen Reichstaler, etwa 15,3 Mrd Kronen, was heute ca. 1,55 Mrd. Euro entsprach
Arbeitskraft: 58.000 für diese Arbeit abgestellte Soldaten leisteten etwa sieben Millionen Tagwerke. Ein Tagwerk umfasste 12 Arbeitsstunden. Die anspruchsvollen Aushubarbeiten wurden hauptsächlich von Hand verrichtet.
Kanalverlauf: Von Mem an der Ostsee nach Sjötorp am Vänernsee.
Länge: 190 km
Anzahl Schleusen: 58
Anzahl Brücken: 50
Der Kanal passiert 5 Seen
Höchster Punkt ü.d.M.: 92 m

Fast 4 Stunden marschierten wir durch die verschiedensten Ausstellungshallen und zum für Besucher geöffneten Schiff E.Nordevall II, wo wir auch die winzigen Kabinen, die Kombüse (jede Hausfrau würde hier Klaustrophobie- Platzangst bekommen) und den Maschinenraum besichtigen könnten.






















Im Café ADA, das zum Museumsgelände gehört, machten wir dann Rast bei Kaffee, frischgebackenen Waffeln mit Sahne und Erdbeermarmelade.

Nicht vergessen durften wir natürlich die Besichtigung der Schleuse, bevor wir nach Karlsborg weiterfuhren.



Welche Enttäuschung: die Festung war eingerüstete und für eine Besichtigung der Garnisonskirche war es sowieso schon zu spät, denn außerhalb der Saison wird um 16:00 Uhr geschlossen. Es war 16:30 Uhr.
Die riesige Festung (Umfang 5km) wurde zum Zweck der zentralen Landesverteidigung erbaut und ist heute Militärstützpunkt mit vielen Wohnhäusern für die Soldaten und Soldatinnen. Das eigentliche Festungsgebäude mit der Garnisonskirche in der Mitte wird heute als militärhistorisches Museum genutzt.
Auch sonst mochte uns Karlsborg nicht: alle Parkplätze waren auf 2-4tim (Time = Stunde) beschränkt, selbst der offizielle Rastplatz und am Campingplatz - welch ein Graus, waren sie eingepfercht wie die Sardinen in der Büchse. Also schnell unser Navi befragt, wie weit ist es bis zum Seerosen-See - 40 km - also los, da wissen wir dann was Ruhe ist.

Tagesstrecke: 124 km


Dienstag, 29. August 2017
Aufgewacht sind wir am frühen Morgen am großen Wanderparkplatz des "Fagertärn", umgeben von himmlischer Ruhe mit Ausnahme des Windgeräusches der Bäume.
Dieser See ist bekannt durch eine Vielzahl an Seerosen, vor allem rosa und rote sind zu sehen.
Als die Sonne die Wolken gefressen hatte, zogen wir gegen 11:00 Uhr los zum Marsch um den See. Wir gingen aber nur die halbe Runde, denn wo das Gelände dann unwegsamer und mooriger wurde sind wir umgekehrt.




















Leider war es uns neben weißen Seerosen nur noch vergönnt, eine rosarot blühende Seerose zu sehen. Vielleicht sind die roten schon verblüht.
Auf unserem Rückweg fand Heidi wieder 4 wunderschöne Steinpilze, die gleich bei der Ankunft am Womo geputzt wurden. Ich habe sie dann auf eine Haushaltsschnur aufgefädelt - wir wollen sie trocknen.
Der Nachmittag war ausgefüllt mit Feinarbeiten an den bisher gesammelten Preiselbeeren. Heidi ist da sehr pingelig. Kein Stilchen darf dran sein, sind sie schon etwas schrumpelig, kommen sie weg, Schmutzteile von Erde und Moos werden entfernt - und so ging bei 1,5 kg schon einiges vom Nachmittag drauf. Dazwischen war ja auch noch "coffee-time", unseren Espresso am Nachmittag lassen wir uns ungern entgehen.
Nach dem Abendessen - gebratener Lachs mit Kartöffelchen und Gurkensalat - verbrachten wir wieder eine wunderbar ruhige Nacht in schöner Umgebung.

Mittwoch, 30. August 2017
Heute haben wir den Fagertärn ohne Frühstück verlassen und uns auf die Weiterfahrt begeben. Auf der Strecke, die wir heute Richtung Süden fahren wollten, mussten wir aber zuerst nach Askersund. an der Nordspitze des Vättern (der zweitgrößte See in Schweden) um dann nach Süden abbiegen zu können.
Was war denn hier in Askersund los? Die Einfahrt in die Stadt gesperrt, ringsum alle Wiesen als Parkplätze ausgewiesen, von denen wir einen nach dem Tanken (unser Womo hatte Durst) ansteuerten. 30 Kronen Parkgebühr für den ganzen Tag waren akzeptabel.
Mitten in Schwedens Herz, an der Nordspitze des Vättern liegt Askersund, die kleine Stadt mit dem großen Charme. In dieser kleinen Stadt herrscht das ganze Jahr über eine gemütliche aber auch geschäftige Atmosphäre. Askersund ist eine gemütliche Holzstadt direkt am Wasser, was zusammen mit Kopfsteinpflaster, Cafés und Eckkneipen dazu führt, dass man sich Zeit nimmt und die Zeit genießt. Aber glaubt nicht, dass die Zeit in Askersund stehengeblieben ist, das ist nicht so, und davon konnten wir uns überzeugen. Heute war "Markttag", der zweimal im Jahr seit 1550, damals unter König Gustav Vasa, stattfindet. Er findet immer am letzten Mittwoch im April und am letzten Mittwoch im August statt als Frühjahrs und Herbstmarkt.


Die Anziehungskraft erstreckt sich weit über die "Kommun" (~ Landkreis) hinaus, was den rappelvollen Parkplätzen zu entnehmen war. Diese Info bekamen wir von einem Mitglied des Lions-Club, der wohl die Betreuer des Marktes stellt und als Ansprechpartner für Gäste fungiert.
Also marschierten wir die Strandpromenade mit ihren Buden und Ausstellungswägen am Hafen entlang, gingen durch eine nette Seitengasse mit wunderschönen Holzhäusern und kamen am zentralen Marktplatz an, der ebenfalls voller Buden stand.

Was hier angeboten wird? All das, was wir bei unseren Fastenmärkten auch vorfinden und noch mehr. Haushaltswaren aus Holz (Buttermesser, Holzlöffel, Schüsseln, Besen), Käse, Wurst, geräucherten Fisch, Kleidung, Mützen, Schals, Handtaschen, CDs, Kinderspielsachen, allerlei Tand, den wir auf einem Trödelmarkt bei uns finden würden, Blumen, Blumen und nochmals Blumen, aber auch ein kleines Kinderkarussell und eine Hüpfburg.
Um 10:00 Uhr - eine Broncefigur am Rathausgiebel schlug gerade die Glocke - fanden wir ein nettes kleines Café, wo wir unser Frühstück nachholten.

Nach ca. 2 Stunden gingen wir diesmal die Budenstraße vom Marktplatz zum Hafen  zurück ...
























... und besuchten anschließend noch Askersunds Landkyrka.
"Auf der Höhe ganz am schmalen Sund wurde im Mittelalter die erste Kirche von Askersund erbaut. Ihre Mauern waren aus Stein und das Dach aus Holz.
Im Jahre 1661 wurde diese Kirche von Feuer schwer beschädigt, nachdem der Blitz das Dach angezündet hatte. Auf dem Schloss Stärnsund, das auf der gegenüberliegenden Seite des Sees liegt, wohnten damals Graf Oxenstjerna und seine Gemahlin Christina. Das Ehepaar entschloss sich, die abgebrannte Kirche durch eine ganz neue zu ersetzen. Der Architekt Jean de La Valllee wurde in Anspruch genommen und er war 1663 mit seinem Entwurf fertig."
Dies konnten wir einer deutschsprachigen Beschreibung, die in der Kirche auslag, entnehmen.
Obwohl Johan Oxenstjerna bald darauf verstarb, beschloss seine Frau auch auf Anraten ihrer Schwester, den Bau weiterzuführen mit Hilfe eines der reichsten Adeligen der damaligen Zeit, dem Grafen Gustaf Soop. Bald darauf heiratete Christina den Grafen Gustaf Soop.





















Im Grabchor stehen drei Sarkophage. In der Mitte ruht Graf Oxenstjerna, links und rechts daneben Graf Gustaf Soop und Ihre Frau Christina.

Noch ein paar Fotos von der imposanten Außenansicht der Kirche, dann rollten wir nach drei Stunden Aufenthalt in Askersund weiter gen Süden.


Am Rastplatz "Hackelboö" hielten wir gegen 13:45 zur Mittagsbrotzeit.
Ein Wegweiser machte uns dann auf einen "Badplats", 400 m durch den Wald entfernt, aufmerksam. Gegen einen Verdauungsspaziergang ist nichts einzuwenden und so traten wir den kleinen Marsch an. Es öffnete sich eine kleine Sandbucht mit Grillplatz und Schärenfelsen, auf denen man angenehm die Zeit verrinnen lassen kann.






















Vorbei ging es nun an Vimmerby. Hier ist Astrid Lindgrens Welt, ein Märchenpark mit den Geschichten aus ihren Büchern, so z.B. Pippi Langstrumpf -Pippi Longströmp -, Carlson auf dem Dach, Ronja Räubertochter, Lotta aus der Krachmacherstraße, Ferien auf Saltkrokan usw. Wir haben diesen Park bei unserem ersten Schwedenbesuch 1994 besucht. Während der Feriensaison werden hier diese Geschichten durch junge Schauspieler nachgespielt, auch Pippis geschecktes Pferd, der "kleine Onkel", ist dann vor Ort ebenso wie ihr windschiefes Haus, die Villa Kunterbunt.
In Oskarshamn, das direkt auf der Strecke lag, wurden noch kurz Lebensmittel aufgefrischt und dann suchten wir uns den Fähranleger nach Gotland, denn diese schwedische Insel ist noch auf unserer Wunschliste.
Dann haben wir auch bald schon unseren Stellplatz für die nächsten 2 Übernachtungen erreicht, den Naturcampingplatz "Nötö", auf einer Halbinsel vor Påskallavik gelegen.

Hier kann man sich hinstellen wo man will, hat Dusche, WC und Trinkwasserversorgung aber keinen Strom - dafür Sicht auf die Ostsee durch lichten, 25 m breiten Kiefernwald, unterbrochen durch Vogelbeerbäume und ein paar Birken.

Tagesstrecke 300 km

Donnerstag, 31. August 2017
Heute ließen wir es ruhig angehen. Genüsslich Duschen, Preiselbeeren eingekocht, gefaulenzt und gelesen, Pläne für die letzten Urlaubstage gemacht und natürlich - den Blog für die vergangenen 4 Tage geschrieben.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen