Mittwoch, 24. Juni 2015

Bogoynes bis Hamningberg - 20. Juni 2016

Ein kleiner Tipp vorweg: Alle Fotos könnt ihr in Originalgröße betrachten, wenn ihr im Blog auf ein Foto tippt. Dann sind alle Fotos des Blog-Tages wie in einer Diashow aufgelistet.


Vom Schlafplatz am Varangerfjord nach Hamningberg

Der Tag lässt sich durchwachsen an, aber hier oben regnet es mal ein paar Minuten und dann lacht wieder die Sonne vom Himmel. Also los und die nächsten Halbinseln weit draussen und hoch im Norden erkunden - die Varanger Halvoya.
Zunächst machten wir einen Abstecher nach Bugøynes, einem kleinen Fischerort an einer Bucht des Varangerfjord.

Hier haben sich während der Annektion großer Teile Kareliens durch Russland ausgewanderte Finnen angesiedelt, die ihren Baustil, ihre Sprache und ihre Kultur bis heute bewahrten.
übersetzt:  Sauna arktischer Ozean
Bedeutet dies, raus aus den Saunahüttchen und
runter in das Wasser am Fjordstrand? brrrrrr
Das Wetter wurde immer besser und wir hofften mal die Mitternachtssonne bis weit in die "Nacht" unverstellt beobachten zu können. Also geht die Fahrt von der E6 auf die E75 Richtung Hamningberg.
Auf der Strecke in Vadsø ist erst mal nichts auffälliges, wäre da nicht außerhalb des Ortes eine kleine Insel, ein Vogelschutzgebiet und ein Hinweisschild "Luftskipsmasta".







Von hier hat der italienische General Umberto Nobile mit Roald Amundsen im Luftschiff Norge den Nordpol überflogen und es waren weitere Forschungen geplant.
Aber 1926 musste das Luftschiff wegen eines heulenden Schneesturms notlanden. Die Expeditionsteilnehmer wurde unter Leitung von Roald Amundsen gerettet. Er selbst kehrte von einem der Rettungsflüge nicht mehr zurück.

Aller Orten piepste, tirilierte und kreischte es. Die Vögel hatten wohl alle junge Brut im Nest und wir sollten abgelenkt werden. Hier gibt es unterschiedlichste Enten, Gänse, Schwäne, Möwen, Austernfischer und jede Menge Singvögel.

Die weitere Fahrt setzt sich durch grasbewachsene Dünen, Sandbuchten und kleinen Fischerdörfern vorbei fort, bis man zum DOMEN, dem Teufelsberg hinauffährt. Wir schwenken nach rechts in eine schüttelnde Schotterpiste, die erst auf den letzten Metern steil zum Plateau des Domen hinaufführt.

In Vardø wurden im 17. Jahrhundert 80 Hexen verbrannt, weil sie sich auf dem Domengipfel oder in der Höhle des Berges mit dem Teufel eingelassen haben sollen. Die Sicht auf die umliegenden Inseln Reinøya, Hornøya und Vardøya und die ⁄ ist fantastisch, wäre da nicht die eine dunkle Wolke über uns, die die Sonne verdeckt und die Konturen kontrastlos eintrübt. Heute wird der Berg für militärische und Fernsehantennen genutzt.

Wir wollen auf die Insel Vardø. Aber wie? Keine Fähre, keine Brücke. Gleich neben dem Beginn der Landebahn des Flughafens erhebt sich eine Röhre aus dem Boden und führt, 88 m tief unter den Meeresspiegel und 2890 m lang, auf die Insel und direkt ins Zentrum der Stadt Vardø. Wir sind in der östlichsten Stadt Norwegens und der einzigen in der arktischen Klimazone. Das bedeutet, dass die Durchschnittstemperatur in jedem Monat unter 10 Grad liegt. Selbst im Juli bleibt man unter dieser magischen Grenze und hat der meteorologischen Definition zu Folge keine Sommer.
Als Besonderheit dieses Tunnels möchte ich vermerken, dass auf seiner kompletten Erstreckung GPS verfügbar war und das Navi funktionierte. In Deutschland fällt in Tunnels ab 500 m Länge sogar der Radioempfang aus. Was machen die hier anders?
Ein paar Fotos von ausfahrenden Fischerbooten und zurück aus dieser wenig reizvollen Stadt geht es wieder durch Neptus Unterwelt. Wir wollen ja abends am offenen Meer einen unverstellten Blick auf die Mitternachtssonne haben und das Wetter verspricht einiges.
Zunächst führt die Straße Richtung Hamningberg durch grün bewachsene Sandhügel (Moose, Flechten, kleine Beerensträucher) und kommen allmählich in Regionen mit schroffen Felsen, die wie Haifischzähne in vielen Reihen hintereinander steil in die Höhe ragen und auf der anderen Seite der Straße genau so steil in Meer abfallen. Nebenbei bemerkt, die Straße ist hier - durch ein Schild waren wir informiert, Achtung Gegenverkehr - ganze drei (3) Meter breit. Wir sind 2,25 m breit, also auf jeder Fahrzeugseite eine gute Lineallänge Luft. Ausweichstellen sind vorhanden, aber auch hier müssen sich zwei Autos im Schritttempo aneinander vorbei bewegen.
Die Felsen kommen immer näher, werden immer höher und könnten in ihrer Vielfalt und Einmaligkeit gut einem Film als Kulisse dienen. Porphyrisches Gestein in verschiedenen Farben von rötlich über grau und schwarz zu grün begleitet uns in unbeheuren Formationen bis sich plötzlich riesige Sandbuchen öffnen und wieder in steinerne Gerippe übergehen. Leider kann man diese Eindrücke nur beim eigenen Befahren visuell wahrnehmen, zum Halten und Fotografieren war fast keine Möglichkeit. Überall wo möglich bauen sich die Norweger ihre netten Ferienhäuschen, hineingeduckt zwischen die aus dem Boden emporsteigenden Felszacken.
Auf das Örtchen Hamningberg zu, öffnet sich die Landschaft zu terrassenförmig angeordneten Geröllschichten.
Am Ende einer Schotterstraße breitet sich Skjåvika aus, eine schöne Merresbucht, die uns den Blick auf die Mitternachtssonne ermöglicht. Es sind bereits 7 WOMOs da und wir suchen uns neben zwei schwedischen WOMOs unser Plätzchen und verdauen erst mal die vielen Eindrücke der Fahrt.
Bei bestem Wetter machen wir einen Spaziergang am Rand der Bucht entlang über Geröll und dann wieder Moospolster.

Eine uns entgegenkommende Schwedin macht uns darauf aufmerksam, dass in ca. 500 Meter ein toter Wal im Wasser liegt. Also wird noch ein Foto geschossen, dann gehts zurück zum Wohnmobil und einem kleinen Abendessen.









Es bläst der Wind und es ist unangenehm frisch, trotzdem werden Tisch und Stühle aufgestellt, das Stativ und der Fotoapparat vorbereitet und in Richtung Sonne ausgerichtet. Das Schauspiel kann beginnen. Dass es dabei taghell war, beweist das Foto mit Heidi, eingewickelt in die wärmende Decke.
Während unserer Beobachtung der Sonne bemerkte ich aus dem Augenwinkel, dass 10 m neben mir ein Tier vorbeilief. Ein Fuchs. Schnell die zweite Kamera geholt, das Tele montiert, aber der Fuchs blieb ja nicht stehen. In der Hektik konnte keine Einstellung einer kurzen Belichtungszeit vorgenommen werden um einwandfreie Schärfe zu bekommen, ich verließ mich auf den Belichtungsautomatismus der Kamera. Der Fuchs ist trotz 480 mm Brennweite Freihand fotografiert gut zu erkennen, obwohl man mit diesem Tele ohne Stativ wackelt wie ein Fuchsschwanz.
Aber zurück zum Wesentlichen: Die nicht untergehende Mitternachtssonne. Von 23:15 bis 0:45 machte ich alle 15 Minuten ein Foto, um den Verlauf der Sonnenwanderung zu dokumentieren. Man kann die Schönheit und Faszination nicht beschreiben, aber seht selbst.

























Ab 00:30 musste ich die Kamera nach rechts schwenken, da sonst die Sonne aus dem Sichtfeld verschwunden wäre. Aber das Foto um 24:00 Uhr möchte ich euch in voller Größe nicht vorenthalten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen