Sonntag, 14. Juni 2015

09.-13.06.2015 / Mikkeli bis kurz vor Posio

09.-13.06.2015

09.06.2015
Heute früh wurden am Campingplatz von Mikkeli noch die notwendigen "Wartungsarbeiten" am WoMo erledigt, nämlich Frischwasser tanken und Abwasser entsorgen.
Dann ging es ins "Keskusta", also das Zentrum von Mikkeli. Erster Stopp war die "Steinsakristei".
Ursprünglich 1320 als hölzerne Kirche gebaut, wurde die Kirche 1769 abgerissen und eine Steinsakristei erbaut. Diese wurde 1900 restauriert in der Art, dass sie mittelalterlichen Steinkirchen mit den Backsteinfassaden und dem Schindeldach ähneln.

Nächster Stopp: Bahnhof. Hier war ein "alter Eisenbahnwaggon" ausgestellt.
Es ist aber nicht irgendein Waggon, sondern der Salonwagen von Mannerheim.
Wer war das? Jede Stadt hat entweder eine Straße, eine Brücke oder eine Platz, der nach ihm benannt ist.
Finnen und Russen scheint als Nachbarn so etwas wie eine Schicksals-gemeinschaft zu verbinden, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der letzten Jahrhunderte zieht.
Als Großherzogtum trotzten die Finnen im 19. Jahrhundert dem zaristischen Reich eine gewisse Autonomie ab, unmittelbar nach der Oktoberrevolution erfüllt Lenin ein altes Versprechen und gewährt Finnland die staatliche Selbständigkeit. Dabei war er sich sicher, dass auch im Nachbarland seine Revolution übergreift und die Roten an die Macht kommen.
Doch unter der Führung von Mannerheim, vormals Offizier in der zaristischen Armee, siegen die Weißen. Spätestens nach dem Hitler-Stalin-Pakt  droht Finnland unter die Räder der Weltgeschichte zu kommen, denn Russland braucht Platz im Westen, um für einen absehbaren Krieg gegen Deutschland gewappnet zu sein. Alle Diplomatie blieb ergebnislos und so wird Finnland am 30.11.1939 schließlich angegriffen. Es beginnt der Winterkrieg. Aus Estland kommend bombardieren Flieger der Roten Armee finnische Städte und auf der gesamten Grenzlinie dringen Truppen nach Finnland ein. Der kleine Nachbar soll eben mal kurz überrollt werden. Doch die finnischen Truppen leisten, wiederum unter dem Kommando von Mannerheim, dem haushoch überlegenen Eindringling erbitterten Widerstand. Die ersten gewonnenen Abwehrschlachten fügen der Sowjetunion empfindliche Verluste zu, was vom Rest der Welt mit ungläubigem Staunen zur Kenntnis genommen wird. Die schwere Technik der Invasoren kommt im sumpfigen Terrain nicht zum Zuge und die beweglichen Ski-Truppen der Finnen sind mit ihren überraschenden Attacken deutlich im Vorteil. Besonders erbittert geführte und für die finnische Seite erfolgreiche Gefechte fanden an der Purasjoki-Linie zwischen Suomussalmi und Raate statt.

Carl Gustaf Emil Mannerheim hatte während des Bürger-, Winter- und des Lapplandkrieges in der Volksschule in Mikkeli sein Hauptquartier und gleich nebenan im Berg seine Nachrichtenzentrale.
1944 wurde Mannerheim mit 77 Jahren zum Präsidenten der Republik Finnland gewählt und hatte dieses Amt bis 1946 inne.

Die heldenhafte Verteidigung der Heimat ist bis heute eine der Stützen des finnischen Nationalbewusstseins.

Auch den Dom von Mikkeli besichtigten wir. Ein imposanter Backsteinbau, in dem gerade Konfirmationsprobe abgehalten wurde.

Beim Bau des Doms kamen Produkte aus vielen Ländern zum Einsatz. Deutschland lieferte die Kirchenglocken und den Klinkerboden, die Schweiz die elektrisch betriebene Turmuhr und Schweden die Zeiger der Turmuhr. Der Maler Pekka Halonen aus Italien entwarf das Altargemälde. Aus Russland stammt ein silberner Abendmahlkelch und das Baumaterial des Doms stammt schließlich aus Finnland. 550.000 Ziegelsteine wurden in Mikkeli gebrannt.

Nach einem kurzen Einkauf bei "LIDL" zog es uns zur "Pursialankatu 6", wo das größte historische Pfarrhaus in Finnland samt Nebengebäuden steht. Heute wird es für Restaurant, Bäckerei, Kunsthandwerk und Souvenirshops verwendet.


Hätte ich schon vorher gesehen, wie hier die Wege und Eingänge vor den einzelnen Gebäuden geschmückt werden, hätten wir Heidi's marode Wanderstiefel sicher nicht so leichtfertig entsorgt. Also, hebt eure alten und kaputten Schuhe auf und macht daraus wunderbare Blumengefäße.






Von Mikkeli aus fuhren wir leicht nordöstlich gute 100 km nach Savonlinna. wo wir die stattlichste aller finnischen Burgen besichtigen, Olavinlinna.
Die schwedischen Ursprünge dieses wehrhaften  Baus auf der kleinen Insel stammen aus dem Jahre 1490, die Russen haben später aufgestockt und die Finnen zelebrieren hier jedes Jahr im Juli die publikumswirksamen Opernfestspiele im Burghof. 

Heuer steht auf dem Programm:
- BORIS GODUNOV von Modest Musorgski mit Matti Salminen, russisch gesungen
- von Franz Lehar ILOINEN LESKI (die lustige Witwe), auf Deutsch! gesungen von der Volksoper Wien und dem Wiener Staatsballett
- FIGARON HÄÄT (Die Hochzeit des Figaro) von Wolfgang Amadeus Mozart in italienisch gesungen, mit der Staatskapelle Dresden und dem Staatsopernchor Dresden
- TOSCA von Giacomo Puccini, gesungen auf italienisch, Savonlinna Opera Festival Orchestra und Opera Festival Choir
- LA TRAVIATA von Giuseppe Verdi, gesungen auf italienisch, Savonlinna Opera Festival Orchestra
- LUOMINEN (Die Schöpfung) von Joseph Haydn in der Kerimäen Kirkko
und zum Abschluss wieder
- in der Olavinlinna ein Jubiläumskonzert zum 150. Geburtstag  von Finnlands größtem Komponisten, Jean Sibelius.

Was Frederic Chopin für Polen, Edvard Grieg für Norwegen und Beethoven für Deutschland ist Sibelius für die Finnen.

Ein alles in allem sehr anspruchsvolles Programm. Ein "Bayreuth des Nordens"? So bezeichnen es die Finnen gerne.

Von Savonlinna aus bewegten wir uns Richtung Nordwesten nach Rantasalmi am riesigen Haukivesi, der zum Linnansaaren Kansallispuisto (Linnansaaren Nationalpark) gehört.
Nach einem Fotoshooting beim Freiluft-Heimatmuseum verbrachten wir eine sehr ruhige Nacht auf dem großen Areal vor dem Besucherzentraum des Nationalparks.























10.06.2015
Auf der Strecke nach Kuopio liegt Varkaus, wo wir über den Markt bummelten und über die horrenden Blumenpreise und die der Gemüsepflanzen staunten.
Der ausgewiesene Preis (10 €) gilt für einen Topf Tomatenpflanze, die allerdings schon Früchte angesetzt haben
Ein wunderbarer Rundblick ergab sich dann auf der Terassi-Kahvila (dem Dachkaffee) im 15. Stock eines Wohnhauses mit integriertem Wasserturm. Es ist das höchste Wohngebäude Finnlands.
Es war sehr windig und blauer Himmel war fast nicht mehr zu sehen. Eine hohe aber geschlossene Wolkendecke ließ nichts Gutes im Vergleich zu den letzten Tagen ahnen.


Leider mussten wir das "Mekaanisen musiikin museo" (Museum der mechanischen Musikinstrumente) unter deutscher Leitung sausen lassen, da es erst um 11:00 Uhr öffnete, wir aber noch einiges vor hatten.

Auf der Schnellstraße (Höchstgeschwindigkeit 100 wie auch mit wenigen Ausnahmen auf den Autobahnen, sonst 80 kmh) stoppten wir auf einem Parkplatz bei Oravikoski, um zuzusehen, wie die riesigen Holzlaster mit ihrer Ladung in blitzeseile entladen wurden und von Flößern zu riesigen "Holzteppichen" im Wasser zusammen geschoben wurden.
Die Zugmaschinen der Holztransporter haben zwei Bündel von Baumstämmen zu je ca. 3 m Länge auf eine Höhe von gut 2,5 m geladen. Die Anhänger - bei uns wären das die "Überlangen" - hatten drei Bündel geladen - insgesamt ca. 65 Tonnen.
Mit einem speziellen Stapler fuhr dieser unter jeweils ein Paket Baumstämme, dann schloss sich ein Greifer auf der gegenüberliegenden Seite wie eine riesige Zange um dieses Bündel und hob es vom LKW. Ins Wasser war eine Schrägrutsche gebaut, auf die das Bündel Holz entladen wurde, von wo es mit Schwung ins Wasser rutschte und von den Flößern und einem kleinen Arbeitsschiff in Position gebracht wurde. So ein Bündel dauerte vielleicht 2 Minuten Entladezeit. In nicht einmal 15 Minuten war somit ein LKW entladen, die nächsten warteten schon.

40 Kilometer später waren wir in Kuopio und steuerten gleich den Puijontie an, den Aussichtsturm oberhalb der Sprungschanzen. 



Das 360 Grad rundum verglaste Kaffee in ca. 65 m Höhe des insgesamt 75 m hohen Aussichtsturm bot einen imposanten Rundblick über Kuopio und die umgebende Seenlandschaft mit den vielzähligen bewachsenen Inseln und Inselchen.







Hinab rollten wir ins Stadtzentrum, besuchten kurz die Jugendstil-Markthalle, den Blumen und Textilienmarkt und wollten noch in die orthodoxe Bischofskirche St. Nikolaos, die leider geschlossen war.

Also auf und weiter zu einem Frauen- und einem Männerkloster mit bewegter Geschichte.

Lintulan Luostari, das orthodoxe Frauenkloster mit derzeit noch neun Nonnen, wurde 1894 im damals noch finnischen Teil Kareliens gegründet, aber noch vor Beginn des Winterkrieges 1939/40 evakuiert. Während des Winterkrieges mit teilweiser Annexion ehemals finnischer Teile von Karelien durch Russland begannen die Schwestern nach einem neuen ständigen Standort für das Kloster zu suchen, fanden zwei passende Bauernhöfe und beschlossen letztendlich, durch Los entscheiden zu lassen, wo sie bleiben sollten.
Heute ist dieses Kloster dafür bekannt, dass die Schwestern für alle orthodoxen Kirchen in Finnland die dünnen Gebetskerzen aus reinem Bienenwachs (importiert aus England) im Winter herstellen - insgesamt 7500 kg Kirchenkerzen während eines Jahres.
Die moderne Kirche mit den Malereien und Ikonen, sowie die Kerzenmanufaktur und die übrigen Gebäude für Gäste und das Kaffee zeugen von nicht geringer finanzieller Potenz.

20 km weiter finden wir UUSI VALAMO, das "neue" Valamo, ein Männerkloster mit aktuell 13 Patres.
Nach dem Waffenstillstand zwischen Finnland und Russland hatte sich die Sowjetunion weite Teile Kareliens einverleibt und die Mönche des ehemaligen Kloster Valamo kurzerhand vertrieben. So wurde in Finnland am Ufer des Juojärvi ein neues Kloster gegründet.
Auf dem weitläufigen Gelände findet man zwei Kirchen. In der Hauptkirche, die den nordischen byzantinischen Baustil repräsentiert, befindet sich der kostbarste geistliche Schatz der Orthodoxen Kirche Finnlands, die wundertätige Ikone der Gottesmutter von Konevitsa. Wir kamen gerade an, als die Kirchenglocken zum Abendgebet riefen und die Mönche ihre Andacht begannen.
Die alte, kleinere Winterkirche ist den Gründern von Valamo, den Heiligen Sergij und Herman, geweiht. Hier hielt eine Gruppe finnischer Jugendlicher gerade eine Gesangs-Andacht ab.
Dieses "zweite" Valamo bietet mit einem Kloster-Hotel und einem kleineren Hotel Platz für viele Gäste, aber auch Pilger. Darüber hinaus bietet die Akademie eine breite Palette von Kursen von geistlichen bis zu handwerklichen Themen an.
Der Souvenirladen ist außerdem eine der besten orthodoxen Buchhandlungen in Finnland. Wir verstehen aber leider weder finnisch noch russisch. Auf dem Weingut des Klosters, dem größten Weingut Finnlands, werden Weine Sekte und Liköre hergestellt.
Für die orthodoxen Gläubigen aus dem nahen Russland ist dieses neue Valamo ein Wallfahrtsort.

Zwischen dem Frauen- und dem Männerkloster verkehrt während der Sommermonate die MS Sergei, ein Schiff mit 86 Plätzen. Ein Schelm, wer böses hierbei denkt.

Auf dem Weg mit dem WOMO zum UUSI VALAMO hielten wir noch kurz bei der 4-Kaskaden-Kanalschleuse von Varistaipale, die mit 14,5 m Höhenunterschied die größte Schleusenanlage Finnlands ist.

Es fing leicht zu regnen an und so fuhren wir mit Wasser links, Wasser rechts und Wasser von oben durch endlose Birken-, Fichten- und Kiefernwälder nach JOENSUU - die einstige Provinzhauptstadt Kareliens -, das wir morgen erkunden wollen.
Nahe dem Hafen in einem netten Park schlugen wir neben einem finnischen WOMO unser Nachtquartier auf.

11.06.2015
Wir haben uns vorgenommen, das Carelicum (ein Museum der Historie Kareliens) und das Botania (Botanischer Garten) zu besuchen.
Leider liegt das Carelicum in der Hauptverkehrsstraße, zwar in unmittelbarer Nähe des Marktes, aber wie sonst üblich, gab es nur kurzzeit PKW-Parkplätze und keine Chance für unser WOMO. Also fuhren wir noch kurz an einer orthodoxen Kirche vorbei, die gerade einen neuen Anstrich erhielt und begnügten uns mit dem Besuch von BOTANIA. Hauptattraktion ist ein Tropenbereich mit Schmetterlingen.




Weiter ging es nach Illomantsi, wo wir zu Ehren unseres ältesten Enkels (Julian Elias) die orthodoxe Kirche aufsuchten, die dem hl. Elias geweiht ist. Leider wird diese Kirche erst Mitte Juni geöffnet, wir sind ein paar Tage zu früh.

Also auf zum letzten Etappenziel, Koli. Dies ist eine Halbinsel mit einer Felskuppe als höchstem Punkt und mit einer herrlichen Aussicht auf den fünftgrößten See Finnlands, dem Pielinen.


Wir fuhren, die letzten fünf Kilometer auf unbefestigter Straße, bis zum "Park- und Campingplatz" am Fuße der Skilifte und waren dort ganz alleine. Man möchte nicht glauben, dass die Finnen auch im Winter Campen, aber in den Wald waren Buchten gerodet, jeder Stellplatz mit Stromanschluss - natürlich auch für die Autos zum Vorwärmen des Motors im Winter.

12.06.2015
Heute sind wir sehr früh um 7:00 Uhr aufgestanden (da ist es zu Hause erst 6:00 Uhr), weil wir vor dem großen Touristenrummel am Ukko-Koli sein wollten. Knapp zwanzig Minuten brauchten wir nach dem Aufstehen und einer Tasse Tee zum Parkplatz am Koli-Wanderzentrum. Von hier verkehrt (kostenlos!) die erste Standseilbahn Finnlands, ein futuristisches Modell aus der Schweiz hinauf zum Hotel Koli. Nun sind es nur noch ein paar Treppen hoch und ein kurzes Stück Weg (300 m) bis zum Ukko-Koli (347 m), der Felsenkuppe mit dem Wahnsinnspanorama auf den riesigen Pielinen und die vielen bewaldeten Inselchen dort unten, auch kurz "Finnische National-Landschaft" genannt. Endlich mal ein finnischer See, von dem man richtig was sieht. (Auf der Straße ist der Blick zu den Seen überwiegend durch die Uferbewaldung eingeschränkt und man erhascht oft nur ein paar Blicke, kann aber nicht überall auf freier Strecke stehen bleiben, um zu fotografieren).

Leider war die Wolkendecke ziemlich geschlossen, so dass das Blau des Sees, das wir von Fotos her kennen, nicht zu sehen war. Dafür befanden wir uns inmitten einer Gruppe meditierender Menschen, die im Yoga-Sitz regungslos auf den See blickten. Wie sich herausstellte, waren es fast ausschließlich Deutsche, eine junge Dame davon aus dem Allgäu. Haben die hier ein paar Tage der Besinnung abgehalten?



Wir bleiben auch einige Zeit, schauen andächtig in die Runde, schießen ein paar Fotos und machen uns wieder auf den Abstieg zum Parkplatz.

Nächster Halt ist Nurmes. Hier fahren wir zum Bomba-Haus.





















In einer kurzen geschichtlichen Erklärung, die auch in Deutsch vorliegt, lesen wir folgendes:
"Das ursprüngliche Bomba-Haus wurde im Jahe 1855 vom karelischen Bauern Jegor Bombin für seinen einzigen Sohn Dimitri gebaut. Das Haus stand am Ufer der Suojärvi-Sees, im früheren Regierungsbezirk der Stadt Viipuri, die heute auf der anderen Seite unserer östlichen Landesgrenze liegt." (Der Name des angesprochenen Staates wird hier elegant umgangen, wie auch aus anderen Gründen die Finnen mit ihren "östlichen" Nachbarn noch das ein und andere "Hühnchen zu rupfen" haben. Vergleiche in vorhergehenden Infos Berichte über den Winterkrieg oder die Vertreibung orthodoxer Mönche etc.)
Das Bomba-Haus war 25 Meter lang und 10 Meter breit. Im Gebäude gab es 25 Zimmer. Das Haus wurde während eines Sommers aus langem Rundholz ohne jegliche eisernen Beschläge gebaut. Das wichtigste Bauwerkzeug war die Axt.
An einem Ende des Hauses wohnte, in drei Geschossen, die große Bombin-Familie, die aus 24 Menschen bestand. Am anderen Ende des Hauses war das Vieh in zwei Geschossen untergebracht.
Im Jahre 1915, nach dem Tode von Dimitri, wurde das Gut in fünf Teile geteilt, von denen jeder der Söhne Dimitri's einen enthielt. Das ursprüngliche Haus baute man im Jahre 1934 ab. Das Bauholz wurde in fünf Stapel geteilt und jeder Sohn zog ein Los für den seinigen.
Die Idee, das Bomba-Haus aufs neue zu bauen, wurde im Jahre 1960 geboren. Das Haus selbst und das karelische Dorf wurden hier in der Nähe von Nurmes errichtet und 1978 fertiggestellt.
finnische Lachssuppe mit Kartoffelwürfelchen

Schweinefleisch, finnischer Art, in einem Topf geschmort, mit verschiedenartigen Kartoffeln,
sowie unterschiedliche Salate und
im Vordergrund eine Pirogge

Wir genehmigten uns hier ein ausgiebiges "karelisches Freitagsmenü", wo man vom Buffett nehmen konnte, was und wieviel man wollte. Getränke, von Milch über Säfte, Wasser und einem hausgebrauten alkoholfreien Bier (etwas säuerlich, von malzigem Geschmack, gut trinkbar) bis hin zum Dessert und dem abschließenden Kaffee war alles in einem Preis von 17,00 € inbegriffen. Wir ließen es uns schmecken.
Was ihr oben seht ist nur eine kleine Auswahl der vielen Köstlichkeiten, die sonst noch angeboten wurden.







Nach einer wunderschönen Fahrt auf der Via Karelia, vorbei an gut einsehbaren Seen
folgte Kajaani. Es war ursprünglich das Zentrum der Holzteer-Verladung und Verschiffung. Holzteer wird zum Versiegeln von Holz verwendet (wir kennen es von den norwegischen Stabkirchen). Ganze Flotten von Holzschiffen samt ihrer Takelage wurden damit konserviert.

Der Holzteer kam früher mit Schiffen aus den finnischen Wäldern auf dem Kajaani-Joki. In Kajaani stürzte früher der Fluss in einer schmalen Rinne in die Tiefe (heute durch 2 Kraftwerke reguliert). Die Holzteer-Fässer mussten also umständlich entladen, über Land transportiert und am Ende der Sturzrinne in neue Schiffe geladen werden. Deshalb wurde ein Kanal (Terva-Kanava) gebaut, um diese umständliche Prozedur zu umgehen. Von den alten Transportkähnen war leider keiner zu sehen, da das traditionelle Teerboot-Rudern nur Sonntags stattfindet.
Noch ein kurzer Blick auf die Reste der Burgruine mitten im gestauten Bereich zwischen den zwei Kraftwerken und weiter ging es zur
neugotischen Holzkirche "mit ihren fast schon verspielten Holzschnitzereien nach dem Vorbild der Westminster Hall in London" - so beschreibt es unser Buch "Mit dem Wohnmobil nach Finnland".



Über die Fußgängerzone, vorbei am gelben Rathaus mit Uhrturm, kehrten wir zum Parkplatz zurück und nahmen uns dann die Strecke über Vuolijoki hinüber zur Insel Manamansalo vor. Hier wird die Straßenverbindung durch eine kostenlose Fähre "Alasalmen Lossi" und einen kurzen Damm wieder mit dem "Festland" verbunden.





Gegen 21:00 Uhr finnischer Zeit erreichten wir einen schönen Rastplatz auf dem bereits ein Wohnmobil und ein Wohnwagen sich zur Nachtruhe eingefunden haben.

13.06.2015
Die Nacht über begann es zu regnen und die ganze Strecke bis Suomussalmi und weiter hörte es nicht auf zu regnen, mal stärker, mal weniger stark. Man fährt nichtsahnend auf der Straße NR. 5 Richtung Kuusamo weiter und urplötzlich, wie dahin gezaubert, taucht das nahezu tausendköpfige "stille Volk" am rechten Straßenrand auf.
Reijo Kela ist der geistige Vater des stillen Volkes, bestehend aus torfköpfigen Figuren mit Kleidern aus Kleidersammlungen. Seine Performance war auch schon am Senatsplatz in Helsinki zu sehen. Es wird oft gefragt, was das stille Volk überhaupt bedeutet. Was stellt es dar? Sind es Außenseiter? Vergessene? Von Reijo Kela bekommt man keine Antwort. Jeder soll seine eigenen Schlußfolgerungen ziehen. Es ist wohl auch von Bedeutung, dass, wenn das stille Volk entkleidet wird, an dieser Stelle etwa tausend Kreuze verbleiben.
Die Jugendwerkstatt Suomussalmi, die die Figuren aufgebaut und gekleidet hat, ist auch für ihre Instandhaltung verantwortlich und unterhält eine kleine Gastronomie am Rande der "Demonstrations-Wiese".
60 km noch nach Kuusamo und ein Einkauf bei Lidl. Der kurze Abstecher nach Ruka zum Wintersportmekka der Region brachte nicht viel, da wir zwar die Sprungschanze sehen konnten, aber ansonsten alles in diesigem Grau verschwand. Am Nordhang des Wintersportberges waren noch die letzten Schneereste zu sehen und die Schneemobile  - in Reih und Glied geparkt - sahen aus, als wenn sie vergangene Woche noch im Dienst gewesen wären.

Kurz vor Posio schlagen wir für heute unsere Zelte auf und aus dem gekauften Hackfleisch wird eine Sauce Bolognese gezaubert.

Fünf Tage frei zu stehen ist für uns und auch in Finnland kein Problem. Wir haben 100 l Frischwasser an Bord, für 80 l Abwassertanks, einen 80 l Kühlschrank (12 V, Gas und 220 V), einen 3-Flammenkocher, Toilette und Dusche. Dazwischen kann man an verschiedenen Stellen Frischwasser nachtanken und Abwasser bzw. Toilette entsorgen. Einkaufen ist auch kein Problem, da es verschiedene Supermärkte gibt, z. B. ABC, S-Market und auch LIDL, alle mit einem Sortiment, wie wir es auch von zu Hause kennen und dazu noch finnische Besonderheiten. Das Tanken wird teurer, je weiter wir nach Norden kommen. Die Preise, die wir bisher bezahlten, bewegten sich zwischen 1,29 € bis 1,38 €/l Diesel. Da unser Gefährt mit ca. 10 l/100 km recht sparsam ist (mit Wohnwagen kam ich nie unter 13-14 l/100 km) und 80 l Tankvolumen hat, können wir in der Regel gute 750 km bis zum nächsten Tanken fahren. Man sollte aber aufpassen, dass man für den Notfall Reservekanister an Bord hat (bei uns sind es 35 l), da teilweise die Tankstellen doch relativ weit entfernt sind. Von Norwegen nach Finnland hatten wir schon einmal eine Strecke, auf der besonders hingewiesen wurde, dass sich auf den nächsten 175 km keine Tankstelle befindet.

So, nun wisst ihr wieder das Neueste und den heutigen Tag, den 14. Juni, werde ich nach dem Abendessen bearbeiten.

Grüße von Heidi und Hans


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