Mittwoch, 30. August 2023

28. - 29. 08. 2023 Sletterhage Fyr - Jelling - Engelsholm Slot - Bindeballe - Rømø

 Montag, 28. August 2023

Der Wetterbericht hatte recht, beim Aufwachen war schönstes Wetter, und wir machten erst mal gemütlich Frühstück, denn der Leuchtturm öffnete erst um 10:00 Uhr.

Der Stellplatz war kostenlos, denn Sletterhage Fyrs Venner ist ein freiwilliger Verein, der in Zusammenarbeit mit der Dänischen Naturschutzbehörde, der Dänischen Seebehörde und der Gemeinde Syddjurs für den Leuchtturm mit Ausstellung, Parkplatz, Abfallwirtschaft, Toiletten und Umgebung verantwortlich ist mit dem Ziel, den Sletterhager Leuchtturm als öffentliche Attraktion für die Zukunft zu bewahren.
Dieser Verein hat die Zahlung einer Parkgebühr verhindert, dafür wird gebeten, dass Wohnmobile nur 24 Stunden hier parken und keinerlei Campingverhalten zeigen.

Das erste Leuchtfeuer auf Sletterhage wurde im Jahr 1872 unter dem Dach eines Hauses von der Stadt Århus errichtet. So sollten die Schiffe sicher nach und von Århus geleitet werden. 1874 wurde das ursprüngliche Leuchtfeuer durch den jetzigen Leuchtturm (Betonturm 16 m, Feuerhöhe des Lichtes 17 m) ersetzt und war noch aus einer Entfernung von 30 km, ca. 16 Seemeilen zu sehen.
Zur besseren Einordnung hier ein Kartenausschnitt, der im Westen Aarhus zeigt, im Osten Ebeltoft und in der Mitte die Halbinsel Sletterhage mit dem Leuchtturm.



Die Bedeutung des Leuchtturms ist auch heute trotz aller elektronischen Navigationsmittel noch gegeben, denn sieben- bis achttausend Schiffspassagen von und aus Richtung Hafen Århus sind jährlich zu zählen.



Während Anfangs als Lichtquelle Petroleumlampen mit Spiegel dienten, wurden sie 1905 durch einen Glühstrumpfbrenner ersetzt, heute ist die Lichtquelle eine 600-Watt-Halogenlampe.


Also machten wir uns nun an den Aufstieg in den Leuchtturm, nicht ohne zuvor unseren Obulus von 25 DKr je Person an die Vereinsmitglieder zu übergeben, die freiwillig in der Saison hier ihren Dienst leisten.
Die Aussicht von hier oben ist einfach fantastisch.



Und wie nahe die Schiffe an dieser Landspitze vorbeifahren! Das hat seinen Grund darin, dass direkt vor Sletterhage die Wassertiefe bereits 40-50 m beträgt.



Während des Zweiten Weltkrieges hatte Sletterhage eine große strategische Bedeutung für die deutsche Wehrmacht, die mit der Verteidigung von Århus und dem südlichen Kattegat beauftragt war. 800 m östlich vom Leuchtturm wurde ein Observationsturm gebaut („Tyskertarnet“ - der Deutschenturm). Von hier aus konnte die deutsche Wehrmacht mittels Radar und visueller Observation den Seeverkehr im Kattegat überwachen und gleichzeitig frühzeitig englische Bombenflugzeuge auf dem Weg nach Århus entdecken.


Nachdem wir wieder den Leuchtturm hinabgestiegen waren, besuchten wir noch das Museum mit Informationen über die Schiffahrt, die hier vorkommenden Fischarten und die verschiedensten Gesteinsarten, um dann schön langsam wieder aufzubrechen in Richtung Jelling.



Auf der Fahrt dort hin hielten wir aber noch bei Mols Røgeri, einer Fischräucherei, wo wir uns mit eingelegtem Sild (Hering) und geräucherten Fischen eindeckten und dann gleich im Außenbereich auf der typisch skandinavischen Bank-Tisch-Kombination unser Mittagessen einnahmen.

Unser nächstes Ziel waren heute die Jelling-Monumente (136 km), die seit 1994 zum UNESCO-Welterbe gehörenWir hielten am großen Parkplatz außerhalb des historischen Geländes und machten uns auf den Weg zu uns unbekannten Monumenten und Runensteinen.

Mit einem großen Plakat über dem Museumseingang wird bereits auf das UNESCO-Welterbe hingewiesen.


Und schon vor dem Museum stand ein bunt bemalter Runenstein, dessen Bedeutung uns aber noch nicht klar war - vielleicht erfahren wir noch mehr, was damit für eine Bedeutung verbunden ist.

Aber erst einmal müssen wir klären, was es mit JELLING überhaupt auf sich hat:
Dem Städtchen Jelling sieht man es nicht unbedingt an, dass es um das Jahr 1000 herum der politische Mittelpunkt Dänemarks war. Hier herrschte König Gorm mit seiner Gemahlin Thyra, die von Theodor Fontane mit der Ballade „Gorm Grymme“ ein dichterisches Denkmal erhielten.

Zu Beginn des zehnten Jahrhunderts wurden für das Herrscherpaar zwei steinerne Denkmäler aufgestellt. Der kleinere Runenstein, den Gorm der Alte für Königin Thyra errichtet hatte, trägt die Inschrift: „König Gorm errichtete dieses Totenmal für seine Gattin Thyra, Dänemarks Zierde.“ Dies ist das älteste Zeugnis des Ländernamens und wird daher auch als „Geburtsurkunde Dänemarks“ bezeichnet. 


Der größere Runenstein stammt von deren Sohn,                    Der kleinere Runenstein für Thyra, Gattin
König Harald Blauzahn und enthält eine                                  von König Gorm
Christusdarstellung und eine Tierdarstellung.


                                        
Wir befinden uns mittlerweile bereits auf dem Freigelände, wo diese beiden Runensteine vor der Kirche, geschützt vor Wind- und Wettereinflüssen in wetterfesten Glas-Vitrinen; dem Glas sind auch die Reflexionen auf den beidenFotos geschuldet.

König Harald war es auch, der die beiden zerstrittenen Stämme der Dänen und Norweger zusammenführte und mit vereinten Kräften die Schweden aus dem Land vertrieben hat. Nach vollbrachter Einigung des Königreichs trat Harald Blauzahn zum Christentum über und überzeugte sein Volk ebenfalls davon, dem Heidentum zu entsagen und sich der neuen Religion zuzuwenden. Da damals schon das geschriebene Wort mehr galt als bloßes Gerede, ließ Harald sowohl die Vereinigung der beiden Völker als auch die Bekehrung zum Christentum in den Runenstein meißeln. Obwohl es noch geraume Zeit gedauert haben dürfte, bis das ganze Königreich christlich wurde, wird dieser Stein auch „Taufschein Dänemarks“ genannt.

Wer immer schon wissen wollte, was es mit der Bezeichnung "Bluetooth" auf sich hat, weiß spätestens nach einem Besuch in Jelling Bescheid. Der Entwickler dieser Datenübertragungs-Technologie hat seinen Sitz im schwedischen Skåne, das zu Haralds Zeiten noch zu Dänemark gehörte. Die Firma Ericsson nannte die drahtlose Datenübertragung zwischen Computern und Mobiltelefonen nach Harald Blauzahn „Bluetooth“, weil auch jenem legendären König eine Vereinigung von Völkern gelungen war, die damals undenkbar schien.


                    Nordhügel   ↑                                                                                      ↑ Südhügel
Außer den beiden Runensteinen gibt es in Jelling noch zwei gewaltige Grabhügel zu bestaunen, die quasi den Rahmen für die Jelling Kirke (in der Mitte) bilden. Lange Zeit vermutete man darin die sterblichen Überreste König Gorms und seiner Gemahlin, doch Ausgrabungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts machten diese Hoffnungen zunichte. Erst Grabungen in den 1970er Jahren förderten unter der Kirche die Überreste von drei älteren Gotteshäusern zu Tage; eines davon enthielt eine Grabkammer mit den Gebeinen von König Gorm. Nach der Grabstätte von Königin Thyra wird nach wie vor geforscht. Es wird außerdem davon ausgegangen, dass König Harald die Gebeine seiner Eltern aus den heidnischen Grabhügeln in geweihte Erde überführen ließ.


Vom Süd-Grabhügel aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Kirche von Jelling.









Die Jelling Kirche gehört zur Gruppe der ostjüdländischen Travertinkirchen und wurde aus dem einzigartigen Travertin-Gestein aus den kalkhaltigen Quellen südlich der Stadt gefertigt.
Die Geschichte der Kirche ist einmalig. 2011 fand man heraus, dass der Chor der Kirche ursprünglich als Schiff in einer anderen Kirche aus dem frühen Mitelalter gedient hat. Vermutlich lagen unterhalb der Kirche früher zwei ältere Gebäude aus Holz, die durch Brände zerstört wurden.
Anfang des 12. Jahrhunderts erhielt die Kirche  Fresko-Kalkmalereien, die 1875 kopiert und nachfolgend entfernt wurden. Sie wurden nach einer neuen Putzschicht durch die Kopien ersetzt. Freskenan der Nord- und Ostwand können als die Geschichte von Johannes dem Täufer interpretiert werden.
Zum Jahrtausendwechsel wurde die Kirche umfassend renoviert und erhielt für den Boden Granit als Referenz zur Wikingerzeit.











Um das gesamte Areal war von König Harald Blauzahn ein Palisadenwall errichtet worden, der heute durch unzählige weiße Betonpfeiler symbolisch nachgebildet wird.
Auch kann man vom Nordhügel aus - durch Steinplatten symbolisiert - die große Schiffssetzung um das Grab in dem Nordhügel herum erkennen.
Die Steinplatten bilden den Umriss eines Schiffs, das den Toten ins Walhall der Götter bringt.









Auf unserem Gang in und um das Areal sowie der "Besteigung" der beiden Hügel kamen wir auch am Uffestein vorbei, initiiert von Hemming Skat Rørdam, (ein dänischer Theologe und Seminarleiter des Jelling-Seminars von 1903-1920). Es sollte ein Stein errichtet werden mit Namen der Sagen-Personen mit Verbindung zu Jelling. Auf ihn bezieht sich Jens Heltoft (Pädagoge und Schulinspektor) mit seiner Erzählung "Jelling - Die Geschichte eines Königlebens"










Nach Studium des Führers aus dem Museum wissen wir nun auch, was es mit dem"farbigen Runenstein"
ganz zu Anfang unseres Rundgangs auf sich hat: es ist die Nachbildung der Rückseite des Jelling-Steins (die Tierseite), mit farblicher Rekonstruktion nach dem Künstler Broby-Johansen.
Im Internet findet man dann auch die Christusseite (ausgestellt im Dänischen Nationalmuseum).

 
Auf diesem Gelände voller archäologischer und historischer Besonderheiten haben wir wieder einiges über die Geschichte Dänemarks erfahren, waren nun aber redlich geschafft, kehrten zum Wohnmobil zurück und blieben auf dem extra für Wohnmobile ausgewiesenen Areal des Parkplatzes über Nacht mit vier weiteren WOMOs.

Dienstag, 29 August 2023
Nach dem Frühstück sind wir bei herrlichem Wetter aufgebrochen nach Engelsholm Slot (11 km).


1940 wurde dort eine dänische Volkshochschule untergebracht, gegründet  als normale dänische Highschool, die jedoch die Besonderheit aufwies, dass es sich um eine gemeinsame Schule für Jungen und Mädchen handelte, was nicht die Norm war.



Das Schloss wird heute als Hochschule für bildende Kunst und Musik genutzt, was man im Schlossgarten mit der Holzskulptur auch sehen kann.


Nach einem Rundgang um das Schloß (das Betreten war nur den Studenten und dem Lehrpersonal erlaubt), ging die Fahrt weiter nach Bindeballe (11 km).






Hier ist ein außergewöhnlicher
Købmannsgaard (Kaufmannshof)
zu finden.

Beim Anblick der Blech-Werbeschilder, der Auslagen, der Gegenstände vor und im Gebäude, fühlt man sich in die 50er/60er Jahre zurückversetzt.




Als 1897 die Vejle-Vandel-Eisenbahn durch das Vejle Åldal gebaut wurde, eröffnete Jeppe Kristensen einen Kaufmannshof in Bindeballe in dem Glauben, dass es dort, wo der Zug hielt, eine Geschäftsmöglichkeit entstehen würde. 
1957 wurde die Strecke stillgelegt, aber der alte Kaufmannshof blieb erhalten und der Handel war all die Jahre ununterbrochen.
1973 begann das Ehepaar Jensen nach der Übernahme des Købmandsgård mit dessen Renovierung. Ort und Sammlung sollte für die Nachwelt erhalten bleiben. Sie spendeten deshalb die gesamte Sammlung an die unabhängige Institution Bindeballe Købmandsgaard, die sich um die gesamte Sammlung kümmert, damit der Laden erhalten und im gleichen Geist weitergeführt werden kann.




Diese Bilder können nur einen ganz kleinen Ausschnitt aus dem Laden wiedergeben, denn in jeder Ecke und in jedem Regal gab es etwas zu entdecken.

Da neben dem Laden auch noch ein Cafe existierte, gönnten wir uns auf dessen Terasse Kaffee und Kuchen und hatten dabei den Blick auf den "Lastenaufzug", mit dem Säcke früher in die oberen Stockwerke transportiert wurden.



Bevor wir unser nächstes Ziel ansteuerten machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Bahnhof, auf dem einige alte Waggons abgestellt waren. Das Bahnhofsgebäude existierte noch, war gut erhalten, aber wegen der stillgelegten Strecke nicht mehr in Betrieb.



Nun wollten wir weiter und noch einmal Ribe ansteuern. Aber wieder hatten wir kein Glück, denn die Stadt war total mit Touristen überlaufen, genauso der Stellplatz und der Ausweichplatz. Also nächstes Ziel: die Insel Rømø. Da ich aber die von mir eingegebene Adresse nicht genau kontrolliert hatte, fuhren wir zuerst in die falsche Richtung. Wir wollten zum modernen Stellplatz OASEN auf Rømø, habe aber übersehen, dass es noch einen Ort des gleichen Namens gibt, zu dem mich zuerst das Navi führen wollte. Wir stutzten, als wir merkten, dass die Straße konstant in die falsche Richtung verlief. So mussten wir umdrehen und haben 30 km zusätzlichen Weg gefahren. Es wurden aus 94 km einfach mal 124 km bis zu unserem Tagesziel.











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