Freitag, 25. August 2023
Wir hatten eine wunderbar ruhige Nacht und konnten dann in Ruhe Frühstücken, da das Freilichtmuseum erst um 10:00 Uhr öffnete. Auch ein Entgegenkommen an die "älteren" Besucher: mit Seniorenausweis oder Rentner-/Pensionistenausweis gibt es Preisnachlässe auf den Eintrittspreis.
Gründer des Freilichtmuseums war der Unternehmer HP Hjerl Hansen (1870 -1946). Er lebte zu einer Zeit, in der traditionelle Bräuche und alte Handwerkskunst nach und nach von der Industrialisierung abgelöst wurden. Seine Vision war es, die handwerklichen Bräuche und Traditionen als kulturhistorisches Erbe für die Nachwelt zu erhalten.
Im Jahr 1930 kaufte der den ältesten Hof Jütlands, den Hof Vinkelgården, dessen Erbauung auf den Winter 1945/1946 zurückdatiert werden konnte.Er verlegte ihn aus dem Dorf Vinkel mitten in die Heide Jütlands, genauer gesagt auf ein Stück Land, das er 20 Jahre zuvor erworben hatte.
Im Jahr 1931 wurden der Hof und das 1.200 Hektar große Naturareal an die Hjerl-Stiftung übergeben, die im Laufe der Jahre weitere 24 historische Gebäude und zahlreiche Nebengebäude in die Heide verlegte.
In heutigen Tagen erwarten Sie ein komplettes dänisches Dorf - ergänzt durch Torf- und Heidewirtschaft sowie eine Steinzeitsiedlung.
Beim Rundgang durch das Freilichtmuseum kann man folgende Gebäude besichtigen, von denen ich Fotos von einigen beifüge: Vinkelgården - Wassermühle - Schmiede - Bockmühle - Schule - Pfarrhaus - Bäckerei - Sägewerk - Molkerei - Kaufmannsladen - Böttcherei - Schuhmacherei.
Zuerst einmal eine Übersichtskarte:
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| bei den nachfolgenden Bildern habe ich die dänischen Namen in Klammer gesetzt, damit man nachsehen kann, wo wir uns gerade auf dem Gelände befinden |
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funktionierende Wassermühle (Vandmøllen) mit Wassergraben, hölzernen Zahnrädern und den entsprechenden Mahlsteinen, je nach Mahlgrad |
Vinkelgården (aus dem Jahre 1644), Wohnhaus des Amtmann Sørensen
mit Kachelofen und Schlafgemach - rechts hinter den Vorhängen
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| Bockmühle (stubmølle) |
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| Wirtshaus |
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| Schule (Landsbyskolen), gleichzeitig auch Wohnhaus des Lehrers |
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| Gebäude mit roter Stirnseite ist der Pfarrsitz (Præstegården) mit gehobener Einrichtung, Teppiche, Polstersessel und gut ausgestatteter Küche |
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| Kirche (Kirken) |
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| Böttcherei (Bødkerhus) |
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| Kaufmannsladen (Købmandsforretning) |
Gute drei Stunden sind wir durch das 1200 ha große Naturareal marschiert, dann waren wir echt geschafft.
Zurück am Wohnmobil gab es erst was gegen den Durst, dann sind wir weiter nach Silkeborg gefahren.
Leider war am Silkeborgmuseum keine Parkplatzmöglichkeit, da die rundherum Straßenarbeiten durchgeführt wurden. Es war auch schon relativ spät für den Museumsbesuch, also suchten wir uns einen Campingplatz ein paar km außerhalb von Silkeborg - Camping "Sejs Bakker" (77 km).
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| Ein sehr schöner Campingplatz, und das war unser Blick hinüber zu den Hütten von unserem Wohnmobil aus. |
Silkeborg liegt zu beiden Seiten des Silkeborg Langsø, der vom längsten Fluss Dänemarks, der Gudenå durchflossen wird. Der Rezeptionist zeigte uns dann auf einer Karte den besten Radweg nach Silkeborg, der sich entlang des Flusses bewegt. Wir wollten nämlich am nächsten Tag mit dem Rad zum Museum.
Samstag, 26. August 2023
So schön gestern auch das Wetter mit Sonnenschein und blauem Himmel war, heute ist es trüb und alle paar Minuten erreicht uns ein Regenschauer. Also ist es wohl nichts mit einer Radtour zum Museum, sondern eher zum Lesen und Nichtstun geeignet. Warten wir doch den morgigen Tag ab.
Sonntag, 27. August 2023
Die Regenfront hat sich verzogen, der Himmel ist wieder einigermaßen frei und wir machen uns auf den Weg zum Museum. An der Søgade am Ufer des Langsø und nur ca 10 Min Fußmarsch zum Museum entfernt machte ich gestern einen "Bobilparkering" nach einem Kreisverkehr aus, also einen Parkplatz für Wohnmobile. Aber: die Straße nach dem Kreisverkehr war totel gesperrt - Straßenbauarbeiten. Dafür war der unmittelbar neben dem Kreisverkehr gelegene Rathausparkplatz fast ganz leer - es war ja Sonntag. Also einen Platz gesucht und den Parkautomaten studiert. Die haben ein ganz raffiniertes Video-System: man wählt zuerst seine Nationalität, um die Anweisungen lesen zu können, gibt seine Kreditkarte und das Autokennzeichen ein, ein Bestätigungsticket wird gedruckt und erhält die Mitteilung, unbedingt wieder auszuchecken mit der Kreditkarte, damit die Parkgebühr zeitgenau abgerechnet werden kann. Die Ausfahrt wird dann per Videocheck kontrolliert, ob tatsächlich bezahlt wurde. Vorweggenommen: die Parkgebühr war 0,0 € - die hätten ja gleich mitteilen können, dass am Sonntag Parken kostenlos ist!
Also sind wir zum Museum "Hovedgården" mit seiner archäologische Ausstellung (Schwerpunkt Eisenzeit) gegangen. Von außergewöhnlicher Bedeutung ist der "Tollundman" sowie eine Glassammlung und Beispiele zur jüngeren Lokalgeschichte.
Der Tollund-Mann lag in entspannter Haltung auf der rechten Seite, die Beine an den Bauch gezogen. Mit Ausnahme einer schafsledernen, aus acht Stücken zusammengenähten Kappe und eines 77 cm langen Ledergürtels trug er keinerlei Kleidung. Sein Alter wurde auf etwa 40 Jahre geschätzt.
Mit 161 cm war er eher klein, vermutlich aber auch im Moor geschrumpft, so dass die Haut in Falten lag.
Der Hals der Moorleiche steckte in einer geflochtenen Lederschlinge, die an den Seiten und unter dem Kinn deutliche Spuren in der Haut hinterlassen hatte. Die Schlinge, die noch immer um seinen Hals liegt, spricht für einen gewaltsamen Tod des Tollundman durch Strangulation.
Die forensische Untersuchung war sich sicher, dass er gehängt wurde. Eine computergesteuerte Rekonstruktion seines Gesichts und des ganzen Körpers ergab vorstehende Rekonstruktion des wahrscheinlichen Aussehens des Tollundmannes ⇑.
Und so stellte man sich aufgrund von Ausgrabungsfunden die damalige Besiedlung des Bereichs um Tollund aufgrund gefundener Überreste vor. ⇓
1844 erhielt der Unternehmer Michael Drewsen die Erlaubnis, eine Papierfabrik in Silkeborg zu errichten. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung erhielt Silkeborg 1846 den Status eines Handelsplatzes und zum 1. Januar 1900 die Stadtrechte.
Neben einer ansehnlichen Gläsersammlung zeigt man auch die Wohnkultur des Papierfabrikanten Drewsen.
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Die Freimaurer-Sekte scheint auch hier ihre Mitglieder gehabt zu haben ?! |
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| historische Einrichtung des Papierfabrikanten Drewsen |
Unser Rückweg führte uns am Hafen für die Ausflugsschiffe vorbei ...
... gegenüber befindet sich das Musiktheater ...
... und vor der Schleuse (Slusen) wartete eine ganze Mannschaft Radler ...
... während sich die Kanuten bereits in der Schleuse befanden ...
... und in einem kleinen Seitenkanal um die Stromschnellen herumgeführt wurden zurück in den Gudenå-Fluß und weiter in den Langsø.
Während des gesamten Rückwegs bewunderten wir die bunte Bepflanzung seitlich der Rad- und Fußgängerwege in Silkeborg.
Wieder am Wohnmobil angekommen hatten wir uns als nächstes Ziel die Klosterruine Øm (23 km) vorgenommen .
Im Jahr 1164 schenkte Bischof Eskil von Århus dem Abt Henrik von Vitskøl Land für das Kloster in Sabro. Dieser Grundbesitz wurde jedoch nicht für geeignet befunden, weshalb der Bischof Flächen in Sminge zur Verfügung stellte. Schon nach kurzer Zeit zogen die Mönche jedoch weiter zum Kloster von Veng, von dort nach Mossø und dann nach Øm. Das dortige Kloster wurde 1172 vom Kloster Vitskøl aus besiedelt. Im Jahr 1182 erfolgte die Anerkennung durch den Papst. Der Chor der Kirche wurde 1257 geweiht.
Mit der Evangelisierung Dänemarks - Christian III. gründete 1536 die lutherische Staatskirche - erfolgte der Niedergang des Katholizismus. Nach der Reformation lebten die Mönche noch bis 1560 im Kloster, es wurden jedoch keine neuen Mönche aufgenommen und den verbliebenen Mönchen war die Ausübung des katholischen Glaubens nicht gestattet.
Von der Anlage sind seit dem Abbruch 1561 nur Grundmauern erhalten. Die Steine wurden zum größten Teil für das Schloss Skanderborg verwendet.
Auf den Überresten des Klosters Øm befinden sich heute ein Ruinenpark, ein Museum und ein Klostergarten. Hier wird die Verbindung zwischen der Arbeit der Mönche und der Gegenwart hergestellt. 2022 jährte sich die Ankunft der Mönche nach Øm zum 850. Mal.
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| Mönchsfriedhof: die markierten Bereiche ermöglichen einen Blick in die Gräber der Mönche |
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| Panoramablick über das ehemalige Klostergelände |
Zisterne auf dem Klosterhof
Zu erkennen sind noch Fundamente ⇑ von 4 Stützpfeilern der Vorratskammer , die mit vielen Lebensmitteln wie Hühner, Gänse, Schweine, Rinder, Bier gefüllt war, da nicht nur die Versorgung der Mönche selbst gewährleistet sein sollte, sondern darüber hinaus auch die notleidende Landbevölkerung mit ernährt werden sollte.
Im Jahr 1554 befahl der König, alle Gegenstände und Tiere im Øm-Kloster in einer Liste zu registrieren. Aus dieser Liste geht hervor, dass Øm Kloster über eine eigene Brauerei verfügte, die sich im Westflügel des „Brauereisets“ befand.
Es gab auch einen großen Vorrat an Getränken. Im Lagerkeller befanden sich somit insgesamt 103 Fässer Bier, entsprechend 32.000 modernen Bierflaschen. Die meisten allerdings mit einem sehr geringen Alkoholgehalt. Im Kloster wurde nur ein Fass des Starkbiers aus Hamburg gefunden.
Bier spielte im Kloster wie anderswo im mittelalterlichen Dänemark eine große Rolle. Es war eine wichtige Nahrungsquelle zu einer Zeit, als man sich nicht auf die Wasserqualität verlassen konnte.
Auf einem kleinen Aussichtshügel mit Blick auf den See Mossø befindet sich eine Stele in Gedenken an Abt Guntmer. Der Bischofsstab ist deutlich zu erkennen.

In unmittelbarer Nähe befand sich auch der Klostergarten.
Die Zisterziensermönche waren in der Landwirtschaft autark. Schließlich besaßen und bewirtschafteten sie viel Ackerland und bauten auf dem Klostergelände Heilpflanzen, Gemüse und Obst an.
Für das Bierbrauen kultivierten sie auch Hopfen und Gerste.
Im Museum von Øm wird die Wanderung der Mönche dargestellt, das Klosterleben, die Bekleidung (die sie nie auszogen - wie wir durch den Audio-Guide erfuhren - auch nicht beim Schlafen) und ein Teil der gefundenen Skelette, unter denen stand: "auch wir waren einmal Menschen".


Im Jahr 1246 wurde der Bischof von Aarhus, Peder Elafsen, vor dem Hochaltar der Mönche in der Klosterkirche in Øm beigesetzt. Hier hatte er seine Grabstätte selbst gewählt. Bei der Ausgrabung des Grabes wurden neben dem Skelett eines älteren Mannes ein goldener Ring, ein silbernes Kreuz, winzige Fragmente von Seidentextilien mit Goldfäden und Weihrauchtöpfe aus Keramik gefunden, die um den aus Ziegeln gebauten Sarg herumstanden. Die Ausstellung zum Grabfund von Peder Elafsen zeigt eine Rekonstruktion des Bischofs im Grab.

In unmittelbarer Nähe befand sich auch der Klostergarten.
Die Zisterziensermönche waren in der Landwirtschaft autark. Schließlich besaßen und bewirtschafteten sie viel Ackerland und bauten auf dem Klostergelände Heilpflanzen, Gemüse und Obst an.
Für das Bierbrauen kultivierten sie auch Hopfen und Gerste.
Im Museum von Øm wird die Wanderung der Mönche dargestellt, das Klosterleben, die Bekleidung (die sie nie auszogen - wie wir durch den Audio-Guide erfuhren - auch nicht beim Schlafen) und ein Teil der gefundenen Skelette, unter denen stand: "auch wir waren einmal Menschen".


Im Jahr 1246 wurde der Bischof von Aarhus, Peder Elafsen, vor dem Hochaltar der Mönche in der Klosterkirche in Øm beigesetzt. Hier hatte er seine Grabstätte selbst gewählt. Bei der Ausgrabung des Grabes wurden neben dem Skelett eines älteren Mannes ein goldener Ring, ein silbernes Kreuz, winzige Fragmente von Seidentextilien mit Goldfäden und Weihrauchtöpfe aus Keramik gefunden, die um den aus Ziegeln gebauten Sarg herumstanden. Die Ausstellung zum Grabfund von Peder Elafsen zeigt eine Rekonstruktion des Bischofs im Grab.
Außerhalb des Ruinengeländes und wieder zurück am WOMO-Parkplatz sahen wir, dass sich da etwas zusammenbraut. Wir sahen Blitze, hörten Donner und dann fing es auch schon an zu regnen.
Also fuhren wir weiter zu unserem nächsten Ziel, Sletterhage Fyr (95 km) in der Nähe von Ebeltoft. Hier wollten wir übernachten und am nächsten Tag den Leuchtturm besteigen.
Auf dem sehr großen Parkplatz vor dem Leuchtturm ist extra ein Platz für Wohnmobile ausgewiesen und wie man sehen kann, waren wir nicht allein. Auch ein VW-Bulli mit Dachzelt war angekommen mit 2 Erwachsenen, einem Baby und zwei Hunden. Wo die wohl alle Platz fanden?
Der Platz ist auch sehr gut geeignet, um Schiffsbeobachtungen zu machen, denn um diese Leuchtturmspitze verläuft der Seeweg von Ebeltoft nach Aarhus, von Aarhus und nach Sjælandsodde (Hafen an der NW-Spitze von Seeland), aber auch die Routen hinauf ins Kattegat.
Wir konnten fast im 1/2 Stunden Rhythmus die Fahrten der Schnellfähre in beide Richtungen beobachten und dank der App "ShipTracking" eine Menge Informationen daraus ablesen: welches Schiff fährt, welche Route ist geplant, was ist der Zielhafen und wie schnell ist das Schiff/Fähre jeweils unterwegs.
Wir konnten mit bloßem Auge sehen, dass diese Schnellfähren eine ganz schöne Geschwindigkeit haben mussten, aber dann interessierte mich doch genau, wieviel 37,5 kn (Knoten) in kmh sind.
Das Wetter wurde zunehmend schlechter, über Aarhus hingen schon die Regenfahnen, ich zog mich ins Wohnmobil zurück, wir aßen zu Abend und legten uns dann schlafen, auch wenn der einsetzende Regen ganz schön auf das Wohnmobildach prasselte.
Aber laut Wetter-App war für morgen ja wieder schönster Sonnenschein angesagt.





















































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