Mittwoch, 30. August 2023

28. - 29. 08. 2023 Sletterhage Fyr - Jelling - Engelsholm Slot - Bindeballe - Rømø

 Montag, 28. August 2023

Der Wetterbericht hatte recht, beim Aufwachen war schönstes Wetter, und wir machten erst mal gemütlich Frühstück, denn der Leuchtturm öffnete erst um 10:00 Uhr.

Der Stellplatz war kostenlos, denn Sletterhage Fyrs Venner ist ein freiwilliger Verein, der in Zusammenarbeit mit der Dänischen Naturschutzbehörde, der Dänischen Seebehörde und der Gemeinde Syddjurs für den Leuchtturm mit Ausstellung, Parkplatz, Abfallwirtschaft, Toiletten und Umgebung verantwortlich ist mit dem Ziel, den Sletterhager Leuchtturm als öffentliche Attraktion für die Zukunft zu bewahren.
Dieser Verein hat die Zahlung einer Parkgebühr verhindert, dafür wird gebeten, dass Wohnmobile nur 24 Stunden hier parken und keinerlei Campingverhalten zeigen.

Das erste Leuchtfeuer auf Sletterhage wurde im Jahr 1872 unter dem Dach eines Hauses von der Stadt Århus errichtet. So sollten die Schiffe sicher nach und von Århus geleitet werden. 1874 wurde das ursprüngliche Leuchtfeuer durch den jetzigen Leuchtturm (Betonturm 16 m, Feuerhöhe des Lichtes 17 m) ersetzt und war noch aus einer Entfernung von 30 km, ca. 16 Seemeilen zu sehen.
Zur besseren Einordnung hier ein Kartenausschnitt, der im Westen Aarhus zeigt, im Osten Ebeltoft und in der Mitte die Halbinsel Sletterhage mit dem Leuchtturm.



Die Bedeutung des Leuchtturms ist auch heute trotz aller elektronischen Navigationsmittel noch gegeben, denn sieben- bis achttausend Schiffspassagen von und aus Richtung Hafen Århus sind jährlich zu zählen.



Während Anfangs als Lichtquelle Petroleumlampen mit Spiegel dienten, wurden sie 1905 durch einen Glühstrumpfbrenner ersetzt, heute ist die Lichtquelle eine 600-Watt-Halogenlampe.


Also machten wir uns nun an den Aufstieg in den Leuchtturm, nicht ohne zuvor unseren Obulus von 25 DKr je Person an die Vereinsmitglieder zu übergeben, die freiwillig in der Saison hier ihren Dienst leisten.
Die Aussicht von hier oben ist einfach fantastisch.



Und wie nahe die Schiffe an dieser Landspitze vorbeifahren! Das hat seinen Grund darin, dass direkt vor Sletterhage die Wassertiefe bereits 40-50 m beträgt.



Während des Zweiten Weltkrieges hatte Sletterhage eine große strategische Bedeutung für die deutsche Wehrmacht, die mit der Verteidigung von Århus und dem südlichen Kattegat beauftragt war. 800 m östlich vom Leuchtturm wurde ein Observationsturm gebaut („Tyskertarnet“ - der Deutschenturm). Von hier aus konnte die deutsche Wehrmacht mittels Radar und visueller Observation den Seeverkehr im Kattegat überwachen und gleichzeitig frühzeitig englische Bombenflugzeuge auf dem Weg nach Århus entdecken.


Nachdem wir wieder den Leuchtturm hinabgestiegen waren, besuchten wir noch das Museum mit Informationen über die Schiffahrt, die hier vorkommenden Fischarten und die verschiedensten Gesteinsarten, um dann schön langsam wieder aufzubrechen in Richtung Jelling.



Auf der Fahrt dort hin hielten wir aber noch bei Mols Røgeri, einer Fischräucherei, wo wir uns mit eingelegtem Sild (Hering) und geräucherten Fischen eindeckten und dann gleich im Außenbereich auf der typisch skandinavischen Bank-Tisch-Kombination unser Mittagessen einnahmen.

Unser nächstes Ziel waren heute die Jelling-Monumente (136 km), die seit 1994 zum UNESCO-Welterbe gehörenWir hielten am großen Parkplatz außerhalb des historischen Geländes und machten uns auf den Weg zu uns unbekannten Monumenten und Runensteinen.

Mit einem großen Plakat über dem Museumseingang wird bereits auf das UNESCO-Welterbe hingewiesen.


Und schon vor dem Museum stand ein bunt bemalter Runenstein, dessen Bedeutung uns aber noch nicht klar war - vielleicht erfahren wir noch mehr, was damit für eine Bedeutung verbunden ist.

Aber erst einmal müssen wir klären, was es mit JELLING überhaupt auf sich hat:
Dem Städtchen Jelling sieht man es nicht unbedingt an, dass es um das Jahr 1000 herum der politische Mittelpunkt Dänemarks war. Hier herrschte König Gorm mit seiner Gemahlin Thyra, die von Theodor Fontane mit der Ballade „Gorm Grymme“ ein dichterisches Denkmal erhielten.

Zu Beginn des zehnten Jahrhunderts wurden für das Herrscherpaar zwei steinerne Denkmäler aufgestellt. Der kleinere Runenstein, den Gorm der Alte für Königin Thyra errichtet hatte, trägt die Inschrift: „König Gorm errichtete dieses Totenmal für seine Gattin Thyra, Dänemarks Zierde.“ Dies ist das älteste Zeugnis des Ländernamens und wird daher auch als „Geburtsurkunde Dänemarks“ bezeichnet. 


Der größere Runenstein stammt von deren Sohn,                    Der kleinere Runenstein für Thyra, Gattin
König Harald Blauzahn und enthält eine                                  von König Gorm
Christusdarstellung und eine Tierdarstellung.


                                        
Wir befinden uns mittlerweile bereits auf dem Freigelände, wo diese beiden Runensteine vor der Kirche, geschützt vor Wind- und Wettereinflüssen in wetterfesten Glas-Vitrinen; dem Glas sind auch die Reflexionen auf den beidenFotos geschuldet.

König Harald war es auch, der die beiden zerstrittenen Stämme der Dänen und Norweger zusammenführte und mit vereinten Kräften die Schweden aus dem Land vertrieben hat. Nach vollbrachter Einigung des Königreichs trat Harald Blauzahn zum Christentum über und überzeugte sein Volk ebenfalls davon, dem Heidentum zu entsagen und sich der neuen Religion zuzuwenden. Da damals schon das geschriebene Wort mehr galt als bloßes Gerede, ließ Harald sowohl die Vereinigung der beiden Völker als auch die Bekehrung zum Christentum in den Runenstein meißeln. Obwohl es noch geraume Zeit gedauert haben dürfte, bis das ganze Königreich christlich wurde, wird dieser Stein auch „Taufschein Dänemarks“ genannt.

Wer immer schon wissen wollte, was es mit der Bezeichnung "Bluetooth" auf sich hat, weiß spätestens nach einem Besuch in Jelling Bescheid. Der Entwickler dieser Datenübertragungs-Technologie hat seinen Sitz im schwedischen Skåne, das zu Haralds Zeiten noch zu Dänemark gehörte. Die Firma Ericsson nannte die drahtlose Datenübertragung zwischen Computern und Mobiltelefonen nach Harald Blauzahn „Bluetooth“, weil auch jenem legendären König eine Vereinigung von Völkern gelungen war, die damals undenkbar schien.


                    Nordhügel   ↑                                                                                      ↑ Südhügel
Außer den beiden Runensteinen gibt es in Jelling noch zwei gewaltige Grabhügel zu bestaunen, die quasi den Rahmen für die Jelling Kirke (in der Mitte) bilden. Lange Zeit vermutete man darin die sterblichen Überreste König Gorms und seiner Gemahlin, doch Ausgrabungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts machten diese Hoffnungen zunichte. Erst Grabungen in den 1970er Jahren förderten unter der Kirche die Überreste von drei älteren Gotteshäusern zu Tage; eines davon enthielt eine Grabkammer mit den Gebeinen von König Gorm. Nach der Grabstätte von Königin Thyra wird nach wie vor geforscht. Es wird außerdem davon ausgegangen, dass König Harald die Gebeine seiner Eltern aus den heidnischen Grabhügeln in geweihte Erde überführen ließ.


Vom Süd-Grabhügel aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Kirche von Jelling.









Die Jelling Kirche gehört zur Gruppe der ostjüdländischen Travertinkirchen und wurde aus dem einzigartigen Travertin-Gestein aus den kalkhaltigen Quellen südlich der Stadt gefertigt.
Die Geschichte der Kirche ist einmalig. 2011 fand man heraus, dass der Chor der Kirche ursprünglich als Schiff in einer anderen Kirche aus dem frühen Mitelalter gedient hat. Vermutlich lagen unterhalb der Kirche früher zwei ältere Gebäude aus Holz, die durch Brände zerstört wurden.
Anfang des 12. Jahrhunderts erhielt die Kirche  Fresko-Kalkmalereien, die 1875 kopiert und nachfolgend entfernt wurden. Sie wurden nach einer neuen Putzschicht durch die Kopien ersetzt. Freskenan der Nord- und Ostwand können als die Geschichte von Johannes dem Täufer interpretiert werden.
Zum Jahrtausendwechsel wurde die Kirche umfassend renoviert und erhielt für den Boden Granit als Referenz zur Wikingerzeit.











Um das gesamte Areal war von König Harald Blauzahn ein Palisadenwall errichtet worden, der heute durch unzählige weiße Betonpfeiler symbolisch nachgebildet wird.
Auch kann man vom Nordhügel aus - durch Steinplatten symbolisiert - die große Schiffssetzung um das Grab in dem Nordhügel herum erkennen.
Die Steinplatten bilden den Umriss eines Schiffs, das den Toten ins Walhall der Götter bringt.









Auf unserem Gang in und um das Areal sowie der "Besteigung" der beiden Hügel kamen wir auch am Uffestein vorbei, initiiert von Hemming Skat Rørdam, (ein dänischer Theologe und Seminarleiter des Jelling-Seminars von 1903-1920). Es sollte ein Stein errichtet werden mit Namen der Sagen-Personen mit Verbindung zu Jelling. Auf ihn bezieht sich Jens Heltoft (Pädagoge und Schulinspektor) mit seiner Erzählung "Jelling - Die Geschichte eines Königlebens"










Nach Studium des Führers aus dem Museum wissen wir nun auch, was es mit dem"farbigen Runenstein"
ganz zu Anfang unseres Rundgangs auf sich hat: es ist die Nachbildung der Rückseite des Jelling-Steins (die Tierseite), mit farblicher Rekonstruktion nach dem Künstler Broby-Johansen.
Im Internet findet man dann auch die Christusseite (ausgestellt im Dänischen Nationalmuseum).

 
Auf diesem Gelände voller archäologischer und historischer Besonderheiten haben wir wieder einiges über die Geschichte Dänemarks erfahren, waren nun aber redlich geschafft, kehrten zum Wohnmobil zurück und blieben auf dem extra für Wohnmobile ausgewiesenen Areal des Parkplatzes über Nacht mit vier weiteren WOMOs.

Dienstag, 29 August 2023
Nach dem Frühstück sind wir bei herrlichem Wetter aufgebrochen nach Engelsholm Slot (11 km).


1940 wurde dort eine dänische Volkshochschule untergebracht, gegründet  als normale dänische Highschool, die jedoch die Besonderheit aufwies, dass es sich um eine gemeinsame Schule für Jungen und Mädchen handelte, was nicht die Norm war.



Das Schloss wird heute als Hochschule für bildende Kunst und Musik genutzt, was man im Schlossgarten mit der Holzskulptur auch sehen kann.


Nach einem Rundgang um das Schloß (das Betreten war nur den Studenten und dem Lehrpersonal erlaubt), ging die Fahrt weiter nach Bindeballe (11 km).






Hier ist ein außergewöhnlicher
Købmannsgaard (Kaufmannshof)
zu finden.

Beim Anblick der Blech-Werbeschilder, der Auslagen, der Gegenstände vor und im Gebäude, fühlt man sich in die 50er/60er Jahre zurückversetzt.




Als 1897 die Vejle-Vandel-Eisenbahn durch das Vejle Åldal gebaut wurde, eröffnete Jeppe Kristensen einen Kaufmannshof in Bindeballe in dem Glauben, dass es dort, wo der Zug hielt, eine Geschäftsmöglichkeit entstehen würde. 
1957 wurde die Strecke stillgelegt, aber der alte Kaufmannshof blieb erhalten und der Handel war all die Jahre ununterbrochen.
1973 begann das Ehepaar Jensen nach der Übernahme des Købmandsgård mit dessen Renovierung. Ort und Sammlung sollte für die Nachwelt erhalten bleiben. Sie spendeten deshalb die gesamte Sammlung an die unabhängige Institution Bindeballe Købmandsgaard, die sich um die gesamte Sammlung kümmert, damit der Laden erhalten und im gleichen Geist weitergeführt werden kann.




Diese Bilder können nur einen ganz kleinen Ausschnitt aus dem Laden wiedergeben, denn in jeder Ecke und in jedem Regal gab es etwas zu entdecken.

Da neben dem Laden auch noch ein Cafe existierte, gönnten wir uns auf dessen Terasse Kaffee und Kuchen und hatten dabei den Blick auf den "Lastenaufzug", mit dem Säcke früher in die oberen Stockwerke transportiert wurden.



Bevor wir unser nächstes Ziel ansteuerten machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Bahnhof, auf dem einige alte Waggons abgestellt waren. Das Bahnhofsgebäude existierte noch, war gut erhalten, aber wegen der stillgelegten Strecke nicht mehr in Betrieb.



Nun wollten wir weiter und noch einmal Ribe ansteuern. Aber wieder hatten wir kein Glück, denn die Stadt war total mit Touristen überlaufen, genauso der Stellplatz und der Ausweichplatz. Also nächstes Ziel: die Insel Rømø. Da ich aber die von mir eingegebene Adresse nicht genau kontrolliert hatte, fuhren wir zuerst in die falsche Richtung. Wir wollten zum modernen Stellplatz OASEN auf Rømø, habe aber übersehen, dass es noch einen Ort des gleichen Namens gibt, zu dem mich zuerst das Navi führen wollte. Wir stutzten, als wir merkten, dass die Straße konstant in die falsche Richtung verlief. So mussten wir umdrehen und haben 30 km zusätzlichen Weg gefahren. Es wurden aus 94 km einfach mal 124 km bis zu unserem Tagesziel.











Dienstag, 29. August 2023

25. - 27. 08. 2023 - Hjerl Hede - Silkeborg - Øm - Sletterhage Fyr

 Freitag, 25. August 2023

Wir hatten eine wunderbar ruhige Nacht und konnten dann in Ruhe Frühstücken, da das Freilichtmuseum erst um 10:00 Uhr öffnete. Auch ein Entgegenkommen an die "älteren" Besucher: mit Seniorenausweis oder Rentner-/Pensionistenausweis gibt es Preisnachlässe auf den Eintrittspreis.




Gründer des Freilichtmuseums war der Unternehmer HP Hjerl Hansen (1870 -1946). Er lebte zu einer Zeit, in der traditionelle Bräuche und alte Handwerkskunst nach und nach von der Industrialisierung abgelöst wurden. Seine Vision war es, die handwerklichen Bräuche und Traditionen als kulturhistorisches Erbe für die Nachwelt zu erhalten.

Im Jahr 1930 kaufte der den ältesten Hof Jütlands, den Hof Vinkelgården, dessen Erbauung auf den Winter 1945/1946 zurückdatiert werden konnte.Er verlegte ihn aus dem Dorf Vinkel mitten in die Heide Jütlands, genauer gesagt auf ein Stück Land, das er 20 Jahre zuvor erworben hatte.
Im Jahr 1931 wurden der Hof und das 1.200 Hektar große Naturareal an die Hjerl-Stiftung übergeben, die im Laufe der Jahre weitere 24 historische Gebäude und zahlreiche Nebengebäude in die Heide verlegte.
In heutigen Tagen erwarten Sie ein komplettes dänisches Dorf - ergänzt durch Torf- und Heidewirtschaft sowie eine Steinzeitsiedlung.

Beim Rundgang durch das Freilichtmuseum kann man folgende Gebäude besichtigen, von denen ich Fotos von einigen beifüge: Vinkelgården - Wassermühle - Schmiede - Bockmühle - Schule - Pfarrhaus - Bäckerei - Sägewerk - Molkerei - Kaufmannsladen - Böttcherei - Schuhmacherei.

Zuerst einmal eine Übersichtskarte:
bei den nachfolgenden Bildern habe ich die dänischen Namen in Klammer gesetzt,
damit man nachsehen kann, wo wir uns gerade auf dem Gelände befinden

funktionierende Wassermühle (Vandmøllen) mit Wassergraben, hölzernen Zahnrädern
und den entsprechenden Mahlsteinen, je nach Mahlgrad
 

Vinkelgården (aus dem Jahre 1644), Wohnhaus des Amtmann Sørensen
mit Kachelofen und Schlafgemach - rechts hinter den Vorhängen


Bockmühle (stubmølle)

Wirtshaus

Schule (Landsbyskolen), gleichzeitig auch Wohnhaus des Lehrers

Gebäude mit roter Stirnseite ist der Pfarrsitz (Præstegården)
mit gehobener Einrichtung, Teppiche, Polstersessel und gut ausgestatteter Küche



Kirche (Kirken)


Böttcherei (Bødkerhus)

Kaufmannsladen (Købmandsforretning)


Gute drei Stunden sind wir durch das 1200 ha große Naturareal marschiert, dann waren wir echt geschafft.
Zurück am Wohnmobil gab es erst was gegen den Durst, dann sind wir weiter nach Silkeborg gefahren.
Leider war am Silkeborgmuseum keine Parkplatzmöglichkeit, da die rundherum Straßenarbeiten durchgeführt wurden. Es war auch schon relativ spät für den Museumsbesuch, also suchten wir uns einen Campingplatz ein paar km außerhalb von Silkeborg - Camping "Sejs Bakker" (77 km).


Ein sehr schöner Campingplatz, und das war unser Blick
hinüber zu den Hütten von unserem Wohnmobil aus.

Silkeborg liegt zu beiden Seiten des Silkeborg Langsø, der vom längsten Fluss Dänemarks, der Gudenå durchflossen wird. Der Rezeptionist zeigte uns dann auf einer Karte den besten Radweg nach Silkeborg, der sich entlang des Flusses bewegt. Wir wollten nämlich am nächsten Tag mit dem Rad zum Museum.

Samstag, 26. August 2023
So schön gestern auch das Wetter mit Sonnenschein und blauem Himmel war, heute ist es trüb und alle paar Minuten erreicht uns ein Regenschauer. Also ist es wohl nichts mit einer Radtour zum Museum, sondern eher zum Lesen und Nichtstun geeignet. Warten wir doch den morgigen Tag ab.

Sonntag, 27. August 2023
Die Regenfront hat sich verzogen, der Himmel ist wieder einigermaßen frei und wir machen uns auf den Weg zum Museum. An der Søgade am Ufer des Langsø und nur ca 10 Min Fußmarsch zum Museum entfernt machte ich gestern einen "Bobilparkering" nach einem Kreisverkehr aus, also einen Parkplatz für Wohnmobile. Aber: die Straße nach dem Kreisverkehr war totel gesperrt - Straßenbauarbeiten. Dafür war der unmittelbar neben dem Kreisverkehr gelegene Rathausparkplatz fast ganz leer - es war ja Sonntag. Also einen Platz gesucht und den Parkautomaten studiert. Die haben ein ganz raffiniertes Video-System: man wählt zuerst seine Nationalität, um die Anweisungen lesen zu können, gibt seine Kreditkarte und das Autokennzeichen ein, ein Bestätigungsticket wird gedruckt und erhält die Mitteilung, unbedingt wieder auszuchecken mit der Kreditkarte, damit die Parkgebühr zeitgenau abgerechnet werden kann. Die Ausfahrt wird dann per Videocheck kontrolliert, ob tatsächlich bezahlt wurde. Vorweggenommen: die Parkgebühr war 0,0 € - die hätten ja gleich mitteilen können, dass am Sonntag Parken kostenlos ist!


Also sind wir zum Museum "Hovedgården" mit seiner archäologische Ausstellung (Schwerpunkt Eisenzeit) gegangen. Von außergewöhnlicher Bedeutung ist der "Tollundman" sowie eine Glassammlung und Beispiele zur jüngeren Lokalgeschichte.

Der Tollundmann ist eine Moorleiche aus dem 3. oder 4. Jahrhundert v. Chr., die 1950 in der Nähe von Silkeborg (beim Dorf Tollund) beim Torfstechen gefunden wurde.


Der Tollund-Mann lag in entspannter Haltung auf der rechten Seite, die Beine an den Bauch gezogen. Mit Ausnahme einer schafsledernen, aus acht Stücken zusammengenähten Kappe und eines 77 cm langen Ledergürtels trug er keinerlei Kleidung. Sein Alter wurde auf etwa 40 Jahre geschätzt.
Mit 161 cm war er eher klein, vermutlich aber auch im Moor geschrumpft, so dass die Haut in Falten lag.


Der Hals der Moorleiche steckte in einer geflochtenen Lederschlinge, die an den Seiten und unter dem Kinn deutliche Spuren in der Haut hinterlassen hatte. Die Schlinge, die noch immer um seinen Hals liegt, spricht für einen gewaltsamen Tod des Tollundman durch Strangulation. 


Die forensische Untersuchung war sich sicher, dass er gehängt wurde. Eine computergesteuerte Rekonstruktion seines Gesichts und des ganzen Körpers ergab vorstehende Rekonstruktion des wahrscheinlichen Aussehens des Tollundmannes ⇑.

Und so stellte man sich aufgrund von Ausgrabungsfunden die damalige Besiedlung des Bereichs um Tollund aufgrund gefundener Überreste vor. ⇓


1844 erhielt der Unternehmer Michael Drewsen die Erlaubnis, eine Papierfabrik in Silkeborg zu errichten. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung erhielt Silkeborg 1846 den Status eines Handelsplatzes und zum 1. Januar 1900 die Stadtrechte.

Neben einer ansehnlichen Gläsersammlung zeigt man auch die Wohnkultur des Papierfabrikanten Drewsen.

Die Freimaurer-Sekte scheint auch hier ihre
Mitglieder gehabt zu haben ?!



historische Einrichtung des Papierfabrikanten Drewsen


Unser Rückweg führte uns am Hafen für die Ausflugsschiffe vorbei ...



... gegenüber befindet sich das Musiktheater ...


... und vor der Schleuse (Slusen) wartete eine ganze Mannschaft Radler ...



... während sich die Kanuten bereits in der Schleuse befanden ...


... und in einem kleinen Seitenkanal um die Stromschnellen herumgeführt wurden zurück in den Gudenå-Fluß und weiter in den Langsø.



Während des gesamten Rückwegs bewunderten wir die bunte Bepflanzung seitlich der Rad- und Fußgängerwege in Silkeborg.


Wieder am Wohnmobil angekommen hatten wir uns als nächstes Ziel die Klosterruine Øm (23 km) vorgenommen . 

Das Kloster Øm war eine Zisterzienserabtei am Mossø.
Im Jahr 1164 schenkte Bischof Eskil von Århus dem Abt Henrik von Vitskøl Land für das Kloster in Sabro. Dieser Grundbesitz wurde jedoch nicht für geeignet befunden, weshalb der Bischof Flächen in Sminge zur Verfügung stellte. Schon nach kurzer Zeit zogen die Mönche jedoch weiter zum Kloster von Veng, von dort nach Mossø und dann nach Øm. Das dortige Kloster wurde 1172 vom Kloster Vitskøl aus besiedelt. Im Jahr 1182 erfolgte die Anerkennung durch den Papst. Der Chor der Kirche wurde 1257 geweiht. 
Hygiene war den Mönchen wichtig. Am Øm Kloster wurde ein Kanalsystem gebaut, um Frischwasser in das Klostergebiet zu leiten und den Abfall unter den Latrinen wegzuspülen.
Mit der Evangelisierung Dänemarks - Christian III. gründete 1536 die lutherische Staatskirche - erfolgte der Niedergang des Katholizismus. Nach der Reformation lebten die Mönche noch bis 1560 im Kloster, es wurden jedoch keine neuen Mönche aufgenommen und den verbliebenen Mönchen war die Ausübung des katholischen Glaubens nicht gestattet.
Von der Anlage sind seit dem Abbruch 1561 nur Grundmauern erhalten. Die Steine wurden zum größten Teil für das Schloss Skanderborg verwendet.

Auf den Überresten des Klosters Øm befinden sich heute ein Ruinenpark, ein Museum und ein Klostergarten. Hier wird die Verbindung zwischen der Arbeit der Mönche und der Gegenwart hergestellt. 2022 jährte sich die Ankunft der Mönche nach Øm zum 850. Mal.

Mönchsfriedhof: die markierten Bereiche ermöglichen einen Blick in die Gräber der Mönche


Panoramablick über das ehemalige Klostergelände

Zisterne auf dem Klosterhof


Zu erkennen sind noch Fundamente ⇑ von 4 Stützpfeilern  der Vorratskammer , die mit vielen Lebensmitteln wie Hühner, Gänse, Schweine, Rinder, Bier gefüllt war, da nicht nur die Versorgung der Mönche selbst gewährleistet sein sollte, sondern darüber hinaus auch die notleidende Landbevölkerung mit ernährt werden sollte.

Im Jahr 1554 befahl der König, alle Gegenstände und Tiere im Øm-Kloster in einer Liste zu registrieren. Aus dieser Liste geht hervor, dass Øm Kloster über eine eigene Brauerei verfügte, die sich im Westflügel des „Brauereisets“ befand.
Es gab auch einen großen Vorrat an Getränken. Im Lagerkeller befanden sich somit insgesamt 103 Fässer Bier, entsprechend 32.000 modernen Bierflaschen. Die meisten allerdings mit einem sehr geringen Alkoholgehalt. Im Kloster wurde nur ein Fass des Starkbiers aus Hamburg gefunden.
Bier spielte im Kloster wie anderswo im mittelalterlichen Dänemark eine große Rolle. Es war eine wichtige Nahrungsquelle zu einer Zeit, als man sich nicht auf die Wasserqualität verlassen konnte.

Auf einem kleinen Aussichtshügel mit Blick auf den See Mossø befindet sich eine Stele in Gedenken an Abt Guntmer. Der Bischofsstab ist deutlich zu erkennen.



In unmittelbarer Nähe befand sich auch der Klostergarten.
Die Zisterziensermönche waren in der Landwirtschaft autark. Schließlich besaßen und bewirtschafteten sie viel Ackerland und bauten auf dem Klostergelände Heilpflanzen, Gemüse und Obst an.
Für das Bierbrauen kultivierten sie auch Hopfen und Gerste.

Im Museum von Øm wird die Wanderung der Mönche dargestellt, das Klosterleben, die Bekleidung (die sie nie auszogen - wie wir durch den Audio-Guide erfuhren - auch nicht beim Schlafen) und ein Teil der gefundenen Skelette, unter denen stand: "auch wir waren einmal Menschen".





Im Jahr 1246 wurde der Bischof von Aarhus, Peder Elafsen, vor dem Hochaltar der Mönche in der Klosterkirche in Øm beigesetzt. Hier hatte er seine Grabstätte selbst gewählt. Bei der Ausgrabung des Grabes wurden neben dem Skelett eines älteren Mannes ein goldener Ring, ein silbernes Kreuz, winzige Fragmente von Seidentextilien mit Goldfäden und Weihrauchtöpfe aus Keramik gefunden, die um den aus Ziegeln gebauten Sarg herumstanden. Die Ausstellung zum Grabfund von Peder Elafsen zeigt eine Rekonstruktion des Bischofs im Grab.


Außerhalb des Ruinengeländes und wieder zurück am WOMO-Parkplatz sahen wir, dass sich da etwas zusammenbraut. Wir sahen Blitze, hörten Donner und dann fing es auch schon an zu regnen.


Also fuhren wir weiter zu unserem nächsten Ziel, Sletterhage Fyr (95 km) in der Nähe von Ebeltoft. Hier wollten wir übernachten und am nächsten Tag den Leuchtturm besteigen.



Auf dem sehr großen Parkplatz vor dem Leuchtturm ist extra ein Platz für Wohnmobile ausgewiesen und wie man sehen kann, waren wir nicht allein. Auch ein VW-Bulli mit Dachzelt war angekommen mit 2 Erwachsenen, einem Baby und zwei Hunden. Wo die wohl alle Platz fanden?


Der Platz ist auch sehr gut geeignet, um Schiffsbeobachtungen zu machen, denn um diese Leuchtturmspitze verläuft der Seeweg von Ebeltoft nach Aarhus, von Aarhus und nach Sjælandsodde (Hafen an der NW-Spitze von Seeland), aber auch die Routen hinauf ins Kattegat.

Wir konnten fast im 1/2 Stunden Rhythmus die Fahrten der Schnellfähre in beide Richtungen beobachten und dank der App "ShipTracking" eine Menge Informationen daraus ablesen: welches Schiff fährt, welche Route ist geplant, was ist der Zielhafen und wie schnell ist das Schiff/Fähre jeweils unterwegs. 


Wir konnten mit bloßem Auge sehen, dass diese Schnellfähren eine ganz schöne Geschwindigkeit haben mussten, aber dann interessierte mich doch genau, wieviel 37,5 kn (Knoten) in kmh sind. 

Bei dieser Geschwindigkeit von fast 70 kmh möchte ich nicht mehr an Deck stehen, was bei diesen Fähren allerdings auch nicht möglich und erlaubt ist.


Das Wetter wurde zunehmend schlechter, über Aarhus hingen schon die Regenfahnen, ich zog mich ins Wohnmobil zurück, wir aßen zu Abend und legten uns dann schlafen, auch wenn der einsetzende Regen ganz schön auf das Wohnmobildach prasselte.
Aber laut Wetter-App war für morgen ja wieder schönster Sonnenschein angesagt.