Montag, 23. März 2020

10.03.2020 Ronda und Setenil

10.03.2020
Nach dem Frühstück und vor der Weiterfahrt kam erst mal das Wohnmobil an die Reihe. Abwasser entleeren und Frischwasser tanken waren nötig. Jetzt sind wir wieder für die nächsten 3-4 Tage autark.
Unser Weg führte uns über die gut ausgebaute A-374 nach Ronda.
Die Straße zog sich an Hügeln entlang, dann wieder einige Kilometer bergauf, die wir am Gipfelpunkt der Steigung dann wieder in etlichen Kurven nach unten fahren durften.
Ronda war erreicht und wir nahmen nicht die vom Navi geforderte 3. Ausfahrt aus dem Kreisverkehr sondern gleich die Zweite, da wir einen Lidl-Einkaufsmarkt direkt neben der Straße entdeckt haben. Unser Einkaufsplan sah nämlich Wasser, Säfte, Brot, Obst, Gemüse, eine Packung Wiener (Marke Dulano, wie zu Hause), eine Salsicia (span, Hartwurst) sowie eine Körperlotion vor. Ein paar Nüsse und Oregano-Gewürz kamen noch hinzu.
Dieser Lidl war groß, geräumig, hatte ein vielfältiges Warenangebot, auch Meeresfrüchte von Gambas über Garnelen und Muscheln aller Art waren vorrätig. Unsere Lidl-Märkte zu Hause sind dagegen ein alter Hut.
Als wir aus dem angenehm kühlen Markt ins Freie kamen fühlte es sich für uns wie im Backofen an. Obwohl erst 10:30 Uhr brannte die Sonne am wolkenlosen Himmel erbarmungslos auf uns herab. Nachdem wir alles im Kühlschrank und Kühltaschen verpackt hatten sahen wir beide uns an: müssen wir uns das antun? Bei dieser Hitze durch Ronda? Wir kennen es ja schon aus 2014 von unserer ersten Tour durch Spanien und Portugal.

(Wenn ihr eine kleine Info von Ronda lesen wollt, vergleicht hierzu  unseren Blog von 2014, April, Tag 24-30, hier speziell Tag 29).

Ein paar ausgewählte Bilder von 2014 aus Ronda:












Wir verliesen Ronda und rollten weiter auf unserem 2. Teil der Ruta de los Pueblos Blancos Richtung Setenil de las Bodegas.

Die Landschaft änderte sich von Kilometer zu Kilometer und aus grünen sanften Hügeln tauchten plötzlich Steinformationen auf die wie von Geisterhand durch das satte Grün gedrückt schienen.



Eine Kurve weiter schien der Hang plötzlich mit riesigen Felsfragmenten durchbohrt. Große Schaf- und Ziegenherden zeigen hier von extensiver traditioneller Landwirtschaft.


Wir kamen Setenil de las Bodegas immer näher.

Der Name der Ortschaft ist lateinischen Ursprungs und bedeutet Sieben Mal Nichts (lat. septem nihil) und rührt aus der Zeit der Eroberung des maurischen Spanien durch die Katholischen Könige. Die Gegend um Setenil war ca. 200 Jahre lang Grenzgebiet zwischen Mauren und Christen und erst nach dem siebten Anlauf fiel die Ortschaft im Jahr 1485 in christliche Hand.

Unser Parkplatz befand sich am Fußballstadion. Von der Zufahrtsstraße zum Ortszentrum abzweigend musste ich in den 1. Gang schalten um die steile Rampe hinauf zum Stadion überhaupt zu schaffen. Grob geschätzt im Mittel 15% Steigung.
Das alles mussten wir nach dem Parken wieder hinab, aber nicht auf der Straße, die wir gekommen waren, sondern durch die parallel angelegten Häuserreihen, die terrassenförmig zum Ortskern hin abfielen. Schon beim „Absteigen“ kamen wir ins Schwitzen. Der Sonnengott meinte es heute besonders gut mit uns.


Nach einer kleinen Verschnaufpause am Busparkplatz und auf Flussniveau herabgestiegen wurden die letzten 500 m Weg in Angriff genommen.
„Jetzt rechts abbiegen“ meldete unser Handy, das wir als Navigationshilfe in diese verwinkelten Gassen mitgenommen haben. Welch ein Anblick, WOW, wir liefen direkt in die Cuevas de la Sombra hinein. Ein unvergesslicher Anblick, noch nie gesehen, wo gibt es so etwas nochmal?
Im Ortskern findet man eine große Anzahl an Häusern, die teils unter, teils auf oder auch in den Felsen hineingebaut wurden. Dabei dienen die überhängenden Felsen oft als Hausdächer, wodurch das Dorf halb unterirdisch angelegt ist. Die steilen Felswände wurden einst durch den Fluss Rio Guadalporcún ausgehöhlt.

Je nachdem auf welcher Flussseite gebaut wurde entstanden die Cuevas de la Sombra, (Schattenhöhlen) oder die Straßen der Cuevas del Sol (Sonnenhöhlen).

Aber bewohnt sind diese ca. 300-400m sich erstreckenden Häuser nicht mehr, denn eine Bar, Restaurante, Bodega oder Cervezeria war an der Anderen. Sicher - dies ist das Touristenhighlight von Setenil.



Wir fotografierten, bestellten uns etwas zu Trinken und einen kleinen Imbiss ...




... und überlegten die ganze Zeit krampfhaft, wie wir den steilen Rückweg einigermaßen umgehen könnten.
Google-Maps mit einer Karte von Setenil musste herhalten. Ich fand einen Rückweg, vielleicht 1,5 km länger als der Hinweg, der sich die Hauptstraße entlang in einem Bogen, vorbei an einer Ölmühle, und dann in einer Schleife zurück - immer nur leicht ansteigend - dem Fußballplatz von der entgegengesetzten Seite näherte.
Heidi war mir dafür sehr dankbar, aber ich schwitzte auch noch genug.

Die Ausfahrt aus Setenil in Richtung Torre Alhaquime und Olvera gestaltete sich gar nicht einfach. Wir mussten durch den Ort, wo seitlich der „Hauptstraße“(?) teilweise Bauarbeiten durchgeführt wurden. Es ging knapp zu, rechts kratzte der Spiegel an einer kleinen Mauer, der linke Spiegel musste eingeklappt werden, ebenso beim entgegenkommenden Kleintransporter, sonst wären wir nicht aneinander vorbei gekommen. Dann ging es auf der gegenüberliegenden Seite der „Höhlenhäuser“ in Serpentinen hoch in den Ort, bis wir am höchsten Punkt des Ortes hinausfuhren in die Landschaft, zuerst bergab, dann in Wellen auf und ab.

Wir sahen in der Ferne zwei weiße Dörfer, eines ganz hoch und mit markanten Türmen: das näher liegende war Torre Alhaquime, das wir nur durchfuhren, das hintere, wie ein Adlerhorst hoch am Hügel war Olvera.
Olvera                            und                           Alhaquime

Ortsanfang von Olvera erreicht.
Wo haben die denn den Wohnmobilstellplatz? Ihr könnt es euch nicht vorstellen: ab der Ortsmitte 2,5 km bergab, im ersten Gang und immer wieder Bremsen, da sonst die Motordrehzahl in den roten Bereich gelangt wäre. Aber das ist normal in den andalusischen Dörfern und wenn es mal wirklich eng wird, die Spanier haben die Ruhe weg, helfen dir bei der Wegwahl oder weisen dich ein und halten evtl. entgegenkommende Fahrzeuge auf. Nie haben wir Schimpfen oder ähnliches mitbekommen. Da durch „solch enge Gassen“ auch Öltransporter und Betonmischer fahren, sind sie scheinbar einiges gewöhnt. Aber wo diese Fahrzeuge durchkommen, komme ich auch durch.
Stellplatz gefunden, es waren schon drei WOMOs da. Eingeparkt und raus in die frische Luft mit etwas Windbewegung - tat das gut nach der Sonnenfahrt Anfang März!!!

Eine Schautafel für die dem Stellplatz gegenüberliegenden Felsen und Hügel zeigte die unterschiedlichsten geologischen Formationen von Dolomit-Gestein an. Und in der Ferne grüßte aus erhabener Höhe das Castillo del Hierro.



Heidi bekam schon wieder die Krise, als sie daran dachte, dass wir ja am nächsten Tag zur Erzpriester-Kirche Nuestra Señora de la Encarnación und zur maurischen Festung wollten. Das, wie in Setenil, wollten wir beide nicht noch einmal.
Aber ich hatte zu Hause vorgesorgt und relativ nah an beiden Objekten einen Parkplatz gefunden -  oberhalb des Cemeterio (Friedhof) gelegen.

Tagesstrecke 91 km

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen