Samstag, 14. September 2019

14.09.2019 - Meissen, der 1. Tag

Heute morgen sind wir bei wunderschönem Wetter aufgewacht und haben - quasi als Frühsport - die ca. 75 Stufen zur Staumauer erklommen, um unsere eingerosteten Knochen etwas in Schwung zu bringen.


Das permanente Rauschen des Wassers haben wir die Nacht über gar nicht wahrgenommen. Vielleicht hat es auch einschläfernd gewirkt.
Auf alle Fälle machten wir uns nach einem Frühstück gestärkt auf den Weg Richtung Meissen - ca. 160 km.
Auf meiner App "park4night" fand ich schon in der Vorplanung zu Hause in Meissen direkt am Elbeufer einen Wohnmobilstellplatz, 5 Minuten zu Fuß von der Altstadt entfernt. Das kam uns sehr entgegen und so steuerten wir diesen Platz an.
Ist das Wetter nicht traumhaft?

Wenn wir unseren Blick nun rückwärts wenden, ist linkselbisch die Albrechtsburg zu sehen und im Hintergrund ein Teil des Meissener Doms - sie prägen die Silhouette von Meißen (ich weiß nicht mehr wie ich es schreiben soll, denn selbst in Meissen findet man auch die Schreibweise Meißen ??). 

Nun waren wir also angekommen. Nach Erkundung des riesigen Parkplatzes und der zu entrichtenden Parkgebühren und der Beratung, was wir am heutigen Tag noch ansehen wollen, "schnürten wir die Stiefel" und machten uns auf den Weg zum Dom, der auf dem "Burgberg" über der Altstadt liegt.
Obligatorisch ist bei mir aber in Deutschland grundsätzlich, zuerst einen Kanaldeckel der jeweiligen Stadt zu fotografieren.

Am Busparkplatz studierten wir die Wegekarte und wählten dann "Historischer Rundweg" für unseren Aufstieg zum Dom. 


Uns erwartete ein "Waldpfad" mit unzähligen Bohlentreppen, mal drei hintereinander, dann fünf, dann wieder nur zwei und dazwischen vielleicht ein, zwei Meter eben und gerade aus. Wir haben die Stufen nicht gezählt, waren aber ganz schön außer Atem, als wir den Burgberg erklommen und in der "Oberstadt" angekommen waren. Das Fotografieren beim Aufstieg war in dieser Situation auch nebensächlich - wir mussten unsere Puste fürs Gehen aufsparen.
Dafür entschädigten uns nun aber die historischen Bauwerke, allen voran der Dom mit seinen extravaganten Türmen.
Der Dom zu Meißen ist den Heiligen Johannes und Donatus von Arezzo geweiht und trägt daher den Namen St. Johannis und St. Donatus.



Nachdem wir unseren Obulus für den Zutritt zum Dom und Museum entrichtet hatten, orientierten wir uns erstmals in dieser riesigen Kirche. Das besondere dieses "Hochstift-Doms" ist seine Bauweise, es ist eine Hallenkirche. Hallenkirche ist ein Bautyp einer Kirche, der durch die Gestalt des Langhauses gekennzeichnet ist. Dessen Schiffe sind von gleicher oder annähernd gleicher Höhe und meist unter einem gemeinsamen Dach vereinigt. Im Unterschied zur Basilika hat die Hallenkirche keinen Obergaden.

 Zur Erklärung "Obergaden":das Bild links (aus Wikipedia) zeigt die Stralsunder Nikolaikirche und dabei sehr deutlich das höhere Mittelschiff gegenüber den niedrigeren Seitenschiffen. Der Obergaden als von Fenstern durchbrochene Wand von Hochschiff und Hochchor ermöglicht eine direkte Belichtung des Mittelschiffes.
Die folgenden Bilder zeigen aber jetzt den Dom in Meissen.

























Nach einiger Zeit des Schauens, Umhergehens und Fotografierens nahm ich Platz in "vornehmem Gestühl" - seht selbst.


























Beim Rundgang sah ich schon in einem Seitenschiff komische weiß-schwarze Wände. Mir kam es zuerst so vor, als wenn durch Wasser oder sonstige Wetter- und Feuchtigkeitseinflüsse Bilder zerstört worden seien und auf ihre Restaurierung warteten.
Aber Heidi belehrte mich eines Besseren. Sie fand einen Prospekt, der erklärte, dass diese Gemälde - es gibt 4 davon, jeweils 4,8 * 3 m in der Größe, einem noch lebenden Künstler namens Michael Morgner zuzuschreiben sind. Mir reichte das Foto eines Bildes - vielleicht bin ich ja ein Kunstbanause.

Die vier Bilder stellen - nach Aussage des Künstlers - 1. den Urknall, 2. die Kreuzigung, 3. den Höllensturz und 4. die Auferstehung dar.
Ich fotografierte das 3. Bild und überlass es eurer Interpretation und eurem Kunstverstand, den Höllensturz zu erkennen.

Weiter ging unser Rundgang durch die Sakristei, wo Gewänder der "Domherren" ausgestellt waren und als Besonderheit wurde auf den offenen Kamin verwiesen, der die Sakristei beheizte - das übrige Kirchenvolk durfte ja frieren im Winter.

Es gab noch vieles zu sehen, aber nur mit Bildern kann ich euch ja auch nicht überfüttern.



Nach einem letzten Blick und Rundgang durch den Kreuzgang brauchten wir dringend eine Stärkung: Kaffee und Kuchen wären gut. So wählten wir das Cafe am Dom direkt gegenüber der imposanten Domtürme und nahmen auf der sonnigen Terrasse Platz. Hier hatten wir einen wunderbaren Blick über Meißen hinab zur Elbe.

Beim Betrachten der Speisekarte überlegte ich, ob ich noch in Deutschland bin oder eine neue Fremdsprache lernen muß - nämlich "Sächsisch"- Aber seht selbst und versucht zu übersetzen!




"Habd'a een Brobläm" mit der Übersetzung -  ist doch nicht so schwer !

Nachdem wir uns mit "Eierschegge" und einem "Eisgaffee" gestärkt haben und die Füße wieder etwas ausgeruht waren, machten wir uns auf mittelalterlichem Kopfsteinpflaster auf den Weg hinab zum historischen Marktplatz. Die Eindrücke des Weges sollen einige Bilder zeigen.







Letztes Ziel für heute sollte die "Frauenkirche" in Meißen direkt an einem Eck des historischen Marktplatzes sein. Besonderheit: ihr Glockenspiel, das 6 mal täglich verschiedene Choräle spielt. Dazu kommen nicht herkömmliche Glocken aus Bronze zum Einsatz, sondern Porzellanglocken. Das Glockenspiel kann über einen Spieltisch mit Klaviatur oder über eine Stiftwalze gespielt werden.


Wir hätten noch 1 1/2 Stunden warten müssen, bis zum letzten Mal das Glockenspiel ertönt, aber das war uns zu lang und unsere Füße wollten bald Ruhe haben.
Ein kurzer Blick in die Kirche genügte uns, sie hat ein herrliches Altarbild und wunderschöne Kirchenfenster.
Aber was ist mit der Orgel? Der komplette Bereich war leer und man sah, dass hier renoviert wurde. Außerdem soll die künftige Orgel mit Meißner Porzellanpfeifen ausgestattet werden. Geht das überhaupt? Wir werden sehen.
Also sahen wir uns nur noch am Marktplatz mit den wunderschön renovierten Häusern um und machten uns dann auf den Heimweg - war noch eine knappe halbe Stunde bis zum WOMO.



Rathaus von Meißen
Die Füße dankten es, endlich von den Schuhen befreit zu werden und Ruhe zu bekommen.
Wir sind es halt nicht mehr gewohnt, auf mittelalterlichen Straßen zu wandeln. Dafür entschädigte kurz vor dem zu Bett gehen der Blick auf die beleuchtete Albrechtsburg.




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