Montag, 16. September 2019

16.09.2019 Moritzburg (Sachsen)


Von unserem Schlafplatz bis zum Ort Moritzburg (der Ort hieß bis 1923 Eisenberg und wurde dann erst gleichnamig zum Schloss umbenannt) und dem Schloss Moritzburg waren es nur knapp 5 km. Schon bei der Anfahrt zeigte sich das imposante Schloss.


Nachdem wir die Parkplatzgebühr entrichtet hatten, war noch genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, denn die Moritzburg öffnete erst um 10:00 Uhr ihre Pforten.
Kurz vor unserem Abmarsch konnten wir beobachten, wie die Pferde des Landgestüts Moritzburg – es ist das Landgestüt der Länder Sachsen und Thüringen - ihre Baderunde im Schloßsee drehten.



Auch die Schwäne, Enten und viele Wildgänse tummelten sich im See.


Ein kleines Bild aus dem Internet (Wikipedia), zeigt den inselartigen Charakter des Schlosses.


August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, ließ das Schloss mehrmals umbauen. Auch der ehemals auf der Westseite gelegene Schloßzugang liegt heute auf der Südseite. So wollte August der Starke über die lange Dammallee den ankommenden geladenen Adeligen schon einmal seine Macht, sein Vermögen sowie die repräsentative Pracht des Schlosses zeigen.

Mittlerweile ist die Moritzburger Allee als Teil der deutschen Alleenstraße ausgezeichnet worden.
Für die damalige Zeit außergewöhnlich war auch die Bepflanzung der Allee mit Kastanienbäumen. Diese waren etwas Besonderes, da sie damals keine heimischen Bäume darstellten und noch weitgehend unbekannt waren. Indianische Kastanienbäume wurden sie einst genannt, Indianisch deshalb, weil sie nicht aus der Heimat bekannt waren
Der Damm wurde aus dem Felsmaterial gebaut, das früher einmal das Schloss umgab. Es waren ursprünglich auch nur vier voneinander getrennte kleine Seen, die durch das Entfernen der Felsen zu einem das Schloss umgebenden See wurden.



Am Beginn der Dammallee steht eine Wegweiser-Säule, die auf jeder Seite die Entfernungen zu wichtigen Orten und Städten aufzeigte, natürlich in damaligen „Kutschenstunden“.























Je näher man nun dem Schloß kommt, sieht man, dass es überwiegend als Jagdschloss genutzt wurde. Begrüßt wird man am Schloßaufgang von zwei Piqueuren mit Jagdhund und Parforcehorn (sie stehen beiderseits des Balustrade).






Imposant ist auch der Blick vom Schlossvorplatz zurück auf die Dammallee, die August der Starke ursprünglich bis nach Dresden (ca. 20 km) bauen lassen wollte.



Wir lösten nun eine Eintrittskarte und begaben uns ins „Schlossmuseum“.
Als erstes sahen wir eine sogenannte Reise-Transportkutsche.


Das waren damals wohl andere Reisestrapazen und Reisezeiten wie heute. Sicher war es dafür aber auch nicht so hektisch.

Die nächste Besonderheit war die „Federstickerei“ aus gefärbten Entenfedern. Sogar ein ganzes
Bett mit Rückwand und Baldachin wurde daraus gefertigt (das sog. Federzimmer). Habt ihr so etwas schon einmal gesehen?



Die Moritzburg und ihre Zimmer sind bekannt und berühmt für das „Goldene Leder“ und damit für die historischen Ledertapeten. Die Wände fast aller Zimmer wurden damit behangen und selbst die Stühle damit bezogen.
Gut für uns war, dass am Anfang des Rundgangs durch die Zimmer ein Infovideo die Herstellung des Goldleders erklärte.



Grundprodukt für die Herstellung ist Kalbs-, Ziegen oder Schafleder, das nur von jungen und gesunden Tieren stammen darf. Nach Gerben und Zuschnitt wird zuerst eine Lage Silberfolie aufgelegt, bis man Goldglanz dann durch ein speziell hergestelltes Firnis (damals Geheimnis eines jeden Goldleder-Herstellers), das aufgetragen und mit dem Handballen verrieben wird, erreicht .

Nun einige Bilder von den verschiedenen Prunkräumen mit der barocken Wohnkultur aus der Zeit August des Starken mit Lack- und Prunkmöbeln, chinesischen Porzellanvasen und Meissener Porzellanfiguren, Augsburger Silbermöbeln und Jagdwaffen.
Die vergoldeten Ledertapeten aus dem 17. Jahrhundert sind noch in elf Räumen erhalten.








Damit diese kunsthandwerkliche Besonderheit vor dem Verfall bewahrt wird, werden sie jetzt mit Hilfe digitaler Farbreproduktion restauriert. Dort, wo bereits fertig restaurierte Teile hängen, sieht man, um wieviel heller die Neuen gegenüber den Alten, vom Licht beeinflussten Tapeten sind.


Um weiterhin den Verfall der Tapeten zu schützen, werden sie in jedem Zimmer durch dosiert lichtdurchlässige Vorhänge geschützt. Auch gegen Wasserschäden, verursacht durch Blitzschlag und einlaufenden Regen wurden erhebliche Schäden an den Ledertapeten verursacht. Dieses Problem ist aber mittlerweile durch Einbau von Blitzableitern auf den Gebäuden gelöst.

Bei unserem Rundgang begegneten wir auch dem „Hofgeschwätz“, einer Kostümführung für Erwachsene mit Begrüßungssekt.





Früher gab es sicher noch keine elektrische Beleuchtung. Ich denke dabei an die armen „Kerzenanzünder“, wie kamen die nur in diese Höhen? Und wer putzte das Glas bei tropfendem Wachs?

Nach einem Blick in die Hauskapelle …


… kamen wir dann zum Speisesaal mit Meissener Porzellan und imposanter Geweihsammlung.



Dann zog es uns wieder ins Freie und ließ unsere Blicke von der Terasse über die Balustraden und den Außenbereich des Schlosses streifen. Auch hier erkennt man an vielen Stellen, z.B. durch eine Jägerfigur mit Hund und Putten mit Jagdutensilien der Charakter des Jagdschlosses wieder.




Noch ein Rundgang um das Schloss und dann verließen wir auf der Nordseite das Schloss Moritzburg mit einem letzten Blick auf den Barockgarten, der aber zur Zeit weder Blühgewächse noch Rosen aufwies.




Das Gelände, das zur Moritzburg gehört, ist so weitläufig, dass man ein Rad bräuchte, um alles an einem Tag zu besuchen. Aber in den Parks durfte – lt. Parkordnung – das Rad nur geschoben werden.
Es gäbe da nämlich noch die Menagerien, den Tiergarten im Friedewald, den Venusbrunnen, das Fasanenschlösschen, das ehemalige Garnhaus – genannt der „Japan“, die Fasanenzucht sowie die Mole und den Leuchtturm.

Wer sich noch näher mit dem Schloss, Schlosspark und Umgebung von Moritzburg befassen möchte, dem empfehle ich nachfolgenden Link:


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