Um 9:30 Uhr sind wir heute vom
Campingplatz losgefahren um rechtzeitig 10:45 Uhr zur Anmeldung am
Startpunkt der Kahnfahrt zu sein. Da wir durch ganz Lübbenau mussten
– es war Samstag – wussten wir nicht, wie der Verkehr sein wird.
Wir hatten gut getan, uns einen
Zeitpuffer einzuplanen, denn der Marktplatz in Lübbenau war gesperrt
– wir mussten schieben. Es war Markt und gleichzeitig ein
Künstlertreffen mit Versteigerung von Gemälden und Skulpturen. Der
Auktionator war über den ganzen Platz zu hören. Wir hatten aber
keine Zeit um zu sehen, was da alles versteigert wurde, aber die
Beträge bewegten sich teilweise um die 3.000,00 €.
Wir wollen euch nun an der
Spreewald-Kahnfahrt mit vielen Fotos teilhaben lassen. So ein
Spreewaldkahn bringt vollbesetzt rund 2 Tonnen auf die Waage!
Kurz bevor wir abfuhren ein Blick aus
dem Kahn auf das gegenüberliegende Ufer der Spree, bevor unser
„Fährmann“ Jens ablegte und uns während der Fahrt viel
Interessantes über die Spreefliesse, die Hauptspree, Entstehung des
Spreewaldes, Kaupen und Senken, Flora, Fauna und Landwirtschaft und
und und erzählte.
Das ruhige Dahingleiten auf dem Wasser,
der Kahn nur angetrieben und gesteuert mit dem „Rudel“, eine aus
Eschenholz gefertigte ca. 4m lange Stange, ist ein einmaliges
Erlebnis. Dabei kann man auch schon mal einen jungen Bussard auf dem
Baumast sitzen sehen.
Es ist Samstag und herrliches Wetter.
Und neben vielen Freizeitpaddlern waren auch etliche Fährmänner mit
ihren Kunden unterwegs.
Damit man sich auf den Fliessen
auskennt, sind auch hier – nicht nur auf der Straße – Wegweiser
mit km- und Zeitangaben vorhanden.
Die Gegend ist einmalig.
Diese Heuschober dienen dem
Winterfutter für das Vieh.
Man kann sich vorstellen, dass es nicht
einfach ist, auf den teilweise inselartigen Flächen Landwirtschaft
zu betreiben. Nur auf den Kaupen (erhöhtes Gelände) ist dies
möglich. Und auch hier müssen Vieh und kleine Traktoren mit dem
Kahn zum jeweiligen Feld transportiert werden.
Für schwerere Lasten werden hier zwei
Kähne nebeneinander zusammengefügt. Erstaunlicherweise, so erzählte
uns Jens, machen die Kühe das problemlos mit, vom Hof zur Weide
transportiert zu werden. Der direkte Weg ist meistens durch Wasser
versperrt.
Wunderschön ist auch die liebevolle
Gestaltung der Grundstücke und die Kletterhortensie mag offenbar den
Boden und die Feuchtigkeit.
Seit 1990 ist es aufgrund des
Wellenschlags und der dadurch verbundenen Auswaschung der Ufer
verboten, mit Motorbooten in diesem Bereich die Hauptspree und die
Fliesse zu befahren. Es gibt aber Ausnahmen: Feuerwehr, Müllabfuhr,
Spreewaldfischer, Biosphärenwächter und Fliessmäher (beseitigen
Pflanzenwucherungen unter Wasser). Das einzige Boot, das ohne
Ausnahmegenehmigung fahren darf ist das der Wasserschutzpolizei. Auch
eine solche gibt es auf den Kanälen.
Hier sahen wir plötzlich einen Eisvogel vor uns herfliegen, dann wieder auf einem Ast absitzen und bald darauf wieder wegfliegen. Leider war er so schnell, dass ich keine Chance hatte, ihn mit der Kamera zu erfassen.
Da die ursprünglich betriebene
Landwirtschaft den Lebensunterhalt nicht mehr erwirtschaften kann,
sind viele Hausbesitzer dazu übergegangen, sich eine zweite oder
sogar dritte Einkommensmöglichkeit zu schaffen. Eine davon ist die
Vermietung von Ferienwohnungen. Andere stellen Marmeladen, Honig oder Liköre aus einheimischen Früchten her und vermarkten diese.
Die ideenreiche und mit Blumen farbig
gestaltete Umgebung lädt doch direkt zum Hierbleiben ein.
Eine Besonderheit des Spreewaldes sind
die Schwarzeschen. Es soll das größte zusammenhängende Wuchsgebiet
in Nordeuropa sein. Die Besonderheit dieser Schwarzeschenbäume ist
ihre gerade Wuchsform fast ohne Astverzweigung bis in den Wipfel
hinauf. Deshalb ist die Möbelindustrie ein großer Abnehmer des
geernteten Holzes. Man spricht hier nicht von Holzfällen im
herkömmlichen Sinne, da die sehr schweren Maschinen in den Boden
einsinken würden. Deshalb werden die geschlagenen Bäume mittels
Seilwinden aus dem Wald geholt.
Es ist Kürbiszeit und allerorts sieht
man schöne Kürbisdekos mit Kürbissen aller Größen, Sorten und
Farben.. Sie sind außerdem der Vorbote für die kommenden Dorffeste
in Lübbenau und Lübben nächstes Wochenende. Während viele
Gemeinden und Städte anderswo ihre Traktoren- und LKW-Korsos
abhalten (z.B. Zitronenfest in Menton -Frankreich-, Blumenkorso auf
Madeira, Erntdankumzug in Fürth), werden hier die Spreekähne von
den verschiedenen Vereinen und Gesellschaften für einen Kahnkorso
geschmückt. Ein großer Anteil davon mit Kürbissen, Gurken usw.
Unsere Fahrt bewegt sich auf die
Mittagspause zu (Halbzeit) und wir sehen bereits das Ortsschild von
Lehde. Ein Ortsschild? Am Wasser? Ja, denn viele Dörfer, Häuser
und Weiler sind leichter oder nur über das Wasser als über eine
Straße zu erreichen.
Eine kleine Brücke mit einem
Zierhäuschen kündigt das Restaurant am Wasser an. Es geht zu wie im
Biergarten am chinesischen Turm im englischen Garten in München.
Hier sind keine Busse angekommen, sondern einige Kähne mit jeweils
20 – 30 Gästen.
Bei diesem schönen Wetter suchen wir uns einen Platz im "Biergarten" und trotz des Trubels schaffen wir in der
einen Stunde Mittagspause etwas zu bestellen und auch serviert zu
bekommen.
Dann geht es schon wieder weiter.
Jetzt kommt eine richtige Überraschung.
Schon auf der Fahrt hierher kamen wir
an folgendem kleinen Bootshaus vorbei – kaum zu glauben!
Doch, es ist wahr, dies ist ein Bootshaus für den Postkahn. und wir können Frau
Postbotin mit ihrem gelben Postkahn zusehen, wie sie Post und
Pakete ausliefert. Dazu stehen direkt am Rand der Fliesse kleine
Häuschen, häufig dem Haupthaus nachempfunden, versehen mit einem
Briefschlitz oder auch aufklappbaren Dach für kleinere Pakete.
Die weitere Fahrt führt uns an
unzähligen, mehr oder weniger hinter Bäumen versteckten Häuschen vorbei.
Dabei gibt es, wie man sehen kann, auch
für die Freizeitpaddler genügend Einkehrmöglichkeiten. Eine der
angesagtesten und feudalsten Adressen ist hier Kaupen N° 6.
Das Freilandmuseum Lehde kann - man
ist ganz erstaunt – sowohl mit dem Rad als auch dem Auto erreicht werden.
Die Gemeinde Lübbenau hat etwas sehr Sinnvolles beschlossen: um der Grundstücks- und Immobilienspekulation
einen Riegel vorzuschieben, darf im Gemeindegebiet NICHT neu gebaut
werden. Vorhandene Bausubstanz darf renoviert, aber nicht
vergrößert werden. So sahen wir einige Häuser mit frisch gedecktem
Dach oder mit Holz verkleidete Fassaden, die ursprünglich nackte
Klinkerwände waren.
Was aber nicht vergessen werden darf,
jegliches Baumaterial oder auch Bauschutt muss mit Kähnen her- bzw.
abtransportiert werden.
Dieses Bild vom Mutschenhof zeigt die liebevolle Gestaltung des Briefkastens direkt am Fliess – kein gekauftes Metallprodukt aus dem Baumarkt
Auffallend war die Fenstergestaltung
dieses nachstehend abgebildeten Hauses. Es ist der sorbischen Kultur nachempfunden, die
slawische, teils russische Elemente beinhaltet.
Jens erzählte auch, dass viele Häuser
und Gegenden für Märchenfilme die Kulisse bildeten, nicht nur für
die Spreewaldkrimis.
Wir fragten uns, wie diese Häuser, oft
auf Inseln und damit von Wasser eingeschlossen, ihr diverses Abwasser
entsorgen. In den letzten 20 Jahren wurden Abwasserleitungen gebaut.
Jeder Haushalt besitzt ein Fördersystem um Abwasser und Fäkalien in
diese Leitungen zu befördern. Außerdem wurden Gasleitungen verlegt,
um den mühevollen Transport von Holz oder anderen Brennmaterialien
mittels Kahn zu ersetzen.
Häufig sind diese Grundstücke auch
nur so zu erreichen, dass man mit dem Rad bis an ein Fliess fahren
kann, dann braucht man einen Kahn, um ans andere Ufer zu kommen –
auch wenn dies oft nur drei Meter sind.
Das nachfolgende Gurkenfass besitzt
eine filmische Besonderheit: erinnert ihr euch an den Polizist Krause
mit seinem Beiwagenmotorrad aus Polizeiruf 110? Dieses Gurkenfass
diente ihm während einer Filmszene als Schlafstelle.
Auch solche Verkehrzeichen findet man
auf den Spreekanälen:
Langsam nähern wir uns dem Ende
unserer Spreewald- und Fliess-Kahnfahrt. Die letzten Bilder sollen
dem Ausklang dienen.
Einen wunderschön warmen, sonnigen und eindrucksreichen Tag haben wir
erlebt.
Jetzt hieß es, mit dem Rad wieder gut zurück zum Camping zu
kommen.