Sonntag, 22. September 2019

22.09.2019 Ruhetag und Blog aktualisieren


Die gestrigen Eindrücke der Spreewald-Kahnfahrt mussten verarbeitet werden. Wir haben die Fotos aus der Kamera und den Handys auf die Festplatte des Rechners übertragen und sind mit den Bildern die ganze Tour nochmals abgefahren.
Außerdem habe ich mir den heutigen Tag Zeit genommen, den Blog weiterzuschreiben, die Bilder auszuwählen und hoffe, dass morgen der Blog mit den Bildern hochgeladen werden kann – soweit das Internet mitspielt.

Samstag, 21. September 2019

21.09.2019 Spreewald-Kahnfahrt


Um 9:30 Uhr sind wir heute vom Campingplatz losgefahren um rechtzeitig 10:45 Uhr zur Anmeldung am Startpunkt der Kahnfahrt zu sein. Da wir durch ganz Lübbenau mussten – es war Samstag – wussten wir nicht, wie der Verkehr sein wird.
Wir hatten gut getan, uns einen Zeitpuffer einzuplanen, denn der Marktplatz in Lübbenau war gesperrt – wir mussten schieben. Es war Markt und gleichzeitig ein Künstlertreffen mit Versteigerung von Gemälden und Skulpturen. Der Auktionator war über den ganzen Platz zu hören. Wir hatten aber keine Zeit um zu sehen, was da alles versteigert wurde, aber die Beträge bewegten sich teilweise um die 3.000,00 €.

Wir wollen euch nun an der Spreewald-Kahnfahrt mit vielen Fotos teilhaben lassen. So ein Spreewaldkahn bringt vollbesetzt rund 2 Tonnen auf die Waage!
Kurz bevor wir abfuhren ein Blick aus dem Kahn auf das gegenüberliegende Ufer der Spree, bevor unser „Fährmann“ Jens ablegte und uns während der Fahrt viel Interessantes über die Spreefliesse, die Hauptspree, Entstehung des Spreewaldes, Kaupen und Senken, Flora, Fauna und Landwirtschaft und und und erzählte.




Das ruhige Dahingleiten auf dem Wasser, der Kahn nur angetrieben und gesteuert mit dem „Rudel“, eine aus Eschenholz gefertigte ca. 4m lange Stange, ist ein einmaliges Erlebnis. Dabei kann man auch schon mal einen jungen Bussard auf dem Baumast sitzen sehen.




Es ist Samstag und herrliches Wetter. Und neben vielen Freizeitpaddlern waren auch etliche Fährmänner mit ihren Kunden unterwegs.



Damit man sich auf den Fliessen auskennt, sind auch hier – nicht nur auf der Straße – Wegweiser mit km- und Zeitangaben vorhanden.



Die Gegend ist einmalig.


Diese Heuschober dienen dem Winterfutter für das Vieh.



Man kann sich vorstellen, dass es nicht einfach ist, auf den teilweise inselartigen Flächen Landwirtschaft zu betreiben. Nur auf den Kaupen (erhöhtes Gelände) ist dies möglich. Und auch hier müssen Vieh und kleine Traktoren mit dem Kahn zum jeweiligen Feld transportiert werden.


Für schwerere Lasten werden hier zwei Kähne nebeneinander zusammengefügt. Erstaunlicherweise, so erzählte uns Jens, machen die Kühe das problemlos mit, vom Hof zur Weide transportiert zu werden. Der direkte Weg ist meistens durch Wasser versperrt.

Wunderschön ist auch die liebevolle Gestaltung der Grundstücke und die Kletterhortensie mag offenbar den Boden und die Feuchtigkeit.


Seit 1990 ist es aufgrund des Wellenschlags und der dadurch verbundenen Auswaschung der Ufer verboten, mit Motorbooten in diesem Bereich die Hauptspree und die Fliesse zu befahren. Es gibt aber Ausnahmen: Feuerwehr, Müllabfuhr, Spreewaldfischer, Biosphärenwächter und Fliessmäher (beseitigen Pflanzenwucherungen unter Wasser). Das einzige Boot, das ohne Ausnahmegenehmigung fahren darf ist das der Wasserschutzpolizei. Auch eine solche gibt es auf den Kanälen.



Hier sahen wir plötzlich einen Eisvogel vor uns herfliegen, dann wieder auf einem Ast absitzen und bald darauf wieder wegfliegen. Leider war er so schnell, dass ich keine Chance hatte, ihn mit der Kamera zu erfassen.



Da die ursprünglich betriebene Landwirtschaft den Lebensunterhalt nicht mehr erwirtschaften kann, sind viele Hausbesitzer dazu übergegangen, sich eine zweite oder sogar dritte Einkommensmöglichkeit zu schaffen. Eine davon ist die Vermietung von Ferienwohnungen. Andere stellen Marmeladen, Honig oder Liköre aus einheimischen Früchten her und vermarkten diese.
Die ideenreiche und mit Blumen farbig gestaltete Umgebung lädt doch direkt zum Hierbleiben ein.









Eine Besonderheit des Spreewaldes sind die Schwarzeschen. Es soll das größte zusammenhängende Wuchsgebiet in Nordeuropa sein. Die Besonderheit dieser Schwarzeschenbäume ist ihre gerade Wuchsform fast ohne Astverzweigung bis in den Wipfel hinauf. Deshalb ist die Möbelindustrie ein großer Abnehmer des geernteten Holzes. Man spricht hier nicht von Holzfällen im herkömmlichen Sinne, da die sehr schweren Maschinen in den Boden einsinken würden. Deshalb werden die geschlagenen Bäume mittels Seilwinden aus dem Wald geholt.


Es ist Kürbiszeit und allerorts sieht man schöne Kürbisdekos mit Kürbissen aller Größen, Sorten und Farben.. Sie sind außerdem der Vorbote für die kommenden Dorffeste in Lübbenau und Lübben nächstes Wochenende. Während viele Gemeinden und Städte anderswo ihre Traktoren- und LKW-Korsos abhalten (z.B. Zitronenfest in Menton -Frankreich-, Blumenkorso auf Madeira, Erntdankumzug in Fürth), werden hier die Spreekähne von den verschiedenen Vereinen und Gesellschaften für einen Kahnkorso geschmückt. Ein großer Anteil davon mit Kürbissen, Gurken usw.







Unsere Fahrt bewegt sich auf die Mittagspause zu (Halbzeit) und wir sehen bereits das Ortsschild von Lehde. Ein Ortsschild? Am Wasser? Ja, denn viele Dörfer, Häuser und Weiler sind leichter oder nur über das Wasser als über eine Straße zu erreichen.



Eine kleine Brücke mit einem Zierhäuschen kündigt das Restaurant am Wasser an. Es geht zu wie im Biergarten am chinesischen Turm im englischen Garten in München. Hier sind keine Busse angekommen, sondern einige Kähne mit jeweils 20 – 30 Gästen.



Bei diesem schönen Wetter suchen wir uns einen Platz im "Biergarten" und trotz des Trubels schaffen wir in der einen Stunde Mittagspause etwas zu bestellen und auch serviert zu bekommen.
Dann geht es schon wieder weiter.


Jetzt kommt eine richtige Überraschung.
Schon auf der Fahrt hierher kamen wir an folgendem kleinen Bootshaus vorbei – kaum zu glauben!


Doch, es ist wahr, dies ist ein Bootshaus für den Postkahn. und wir können Frau Postbotin mit ihrem gelben Postkahn zusehen, wie sie Post und Pakete ausliefert. Dazu stehen direkt am Rand der Fliesse kleine Häuschen, häufig dem Haupthaus nachempfunden, versehen mit einem Briefschlitz oder auch aufklappbaren Dach für kleinere Pakete.




Die weitere Fahrt führt uns an unzähligen, mehr oder weniger hinter Bäumen versteckten Häuschen vorbei.





Dabei gibt es, wie man sehen kann, auch für die Freizeitpaddler genügend Einkehrmöglichkeiten. Eine der angesagtesten und feudalsten Adressen ist hier Kaupen N° 6.




Das Freilandmuseum Lehde kann - man ist ganz erstaunt – sowohl mit dem Rad als auch dem Auto erreicht werden.


Die Gemeinde Lübbenau hat etwas sehr Sinnvolles beschlossen: um der Grundstücks- und Immobilienspekulation einen Riegel vorzuschieben, darf im Gemeindegebiet NICHT neu gebaut werden. Vorhandene Bausubstanz darf renoviert, aber nicht vergrößert werden. So sahen wir einige Häuser mit frisch gedecktem Dach oder mit Holz verkleidete Fassaden, die ursprünglich nackte Klinkerwände waren.
Was aber nicht vergessen werden darf, jegliches Baumaterial oder auch Bauschutt muss mit Kähnen her- bzw. abtransportiert werden.

Dieses Bild vom Mutschenhof zeigt die liebevolle Gestaltung des Briefkastens direkt am Fliess – kein gekauftes Metallprodukt aus dem Baumarkt


Auffallend war die Fenstergestaltung dieses nachstehend abgebildeten Hauses. Es ist der sorbischen Kultur nachempfunden, die slawische, teils russische Elemente beinhaltet.
Jens erzählte auch, dass viele Häuser und Gegenden für Märchenfilme die Kulisse bildeten, nicht nur für die Spreewaldkrimis.



Wir fragten uns, wie diese Häuser, oft auf Inseln und damit von Wasser eingeschlossen, ihr diverses Abwasser entsorgen. In den letzten 20 Jahren wurden Abwasserleitungen gebaut. Jeder Haushalt besitzt ein Fördersystem um Abwasser und Fäkalien in diese Leitungen zu befördern. Außerdem wurden Gasleitungen verlegt, um den mühevollen Transport von Holz oder anderen Brennmaterialien mittels Kahn zu ersetzen.


Häufig sind diese Grundstücke auch nur so zu erreichen, dass man mit dem Rad bis an ein Fliess fahren kann, dann braucht man einen Kahn, um ans andere Ufer zu kommen – auch wenn dies oft nur drei Meter sind.

Das nachfolgende Gurkenfass besitzt eine filmische Besonderheit: erinnert ihr euch an den Polizist Krause mit seinem Beiwagenmotorrad aus Polizeiruf 110? Dieses Gurkenfass diente ihm während einer Filmszene als Schlafstelle.


Auch solche Verkehrzeichen findet man auf den Spreekanälen:


Langsam nähern wir uns dem Ende unserer Spreewald- und Fliess-Kahnfahrt. Die letzten Bilder sollen dem Ausklang dienen.






Einen wunderschön warmen, sonnigen und eindrucksreichen Tag haben wir erlebt.
Jetzt hieß es, mit dem Rad wieder gut zurück zum Camping zu kommen.