Ihr wundert euch sicher, dass der Blog so urplötzlich nicht mehr fortgeführt wurde, aber das hatte seine Gründe. Heidi's Beinprobleme besserten sich nur unwesentlich und verschlechterten sich tagsüber von morgens bis zum Abend hin. Da die Ursache unklar war, evtl. mit Venenproblemen und Thrombosen nicht zu Spaßen ist, beschlossen wir, in Etappen weiter Richtung Süden und dann nach Hause zu fahren.
Beim Arztbesuch zu Hause stellte sich das Problem als nicht so gravierend heraus, hätte allerdings bei Nichtbehandlung zu möglichen Folgeschäden führen können.
Trotzdem möchte ich euch die letzten Tage unserer Reise nicht vorenthalten und beende mit den folgenden Einträgen dann diesen Blog von Schweden 2022.
Leider dauerte auch dieses etwas, denn, zu Hause angekommen, war das Internet defekt. Wir waren 5 Tage ohne Festnetz, WLAN und TV, bis die Telekom nach vielen Telefonaten endlich erkannte, dass der Fehler in der Leitung lag und nicht bei mir! Der mich verbindende DSL-Port im Verteilerkasten war defekt und musste getauscht werden.
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6. September 2022
Nach unserem erfolgreichen Waschtag verließen wir den schönen Campingplatz am ROXEN, nicht ohne zuvor unser WOMO wieder reisefertig zu machen, d.h. Grauwasser entleeren, Frischwasser tanken und Abfall beseitigen.
Ein Blick in die Küche des Platzes "Roxenbaden" zeigt, welch wunderbare Voraussetzungen auch für Zelt- und Hüttentouristen hier vorgehalten werden - eine Küchenausstattung, die sich manche auch zu Hause wünschen.
Unsere heutige Etappenplanung war über Norsholm zur Schleusentreppe von Berg zu fahren und bis zu "unserem See" zu kommen.
Der Wegweiser nach Norsholm führte uns durch eine schöne Alleestrasse, allerdings sehr schmal, so dass man vorausschauend bei evtl. Gegenverkehr schon rechtzeitig nach einem Ausweichplatz schauen muß. Da die Straßen aber meistens Geradeaus verlaufen, sieht man dank Lichtpflicht in Schweden schon sehr früh ein sich näherndes Fahrzeug.
Aber was ist das? Haben wir uns etwa verfahren? Kein Joke, das ist wirklich ein Wegweiser auf unserem korrekten Weg.
Auf Google-Earth habe ich dann gefunden, dass es sich um ein Freizeitzentrum mit Islandpferden handelt. Es bietet von Kanufahren über Angeln bis hin zu Reittouren alles mögliche an Aktivitäten an.
In Norsholm angekommen liegt Kapten Billes Restaurant&Cafe direkt am Götakanal und bietet neben gut 20 Stellplätzen mit Stromanschluss auch komplette Ver- und Entsorgung für Wohnmobil-/Wohnwagenfahrer an.
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In diesem Haus - direkt am Kanal - möchte man doch auch gerne wohnen |

Heidi sah sich mittlerweile am Ufer
in der Botanik um und entdeckte
diesen Rainfarn, dessen Farbe sich
auch in der schwedischen Flagge
wieder findet.
In einer Beschreibung des Götakanals wird Norsholm als die "Perle" am Götakanal beschrieben. Für die Segler und Wassersportler mag das Umfeld am Kanal zutreffen, aber der Ort selbst "riß uns nicht von den Socken".
Von Norsholm aus nahmen wir die Autobahn E4 bis Linköping und bogen dann nach Berg ab.
Hier befindet sich die größte Schleusentreppe auf dem ganzen Göta-Kanal. Dabei wird zwischen dem Ort Berg und dem See Roxen eine Höhendifferenz von 22,6 m überwunden.
Wie man diesem Ausschnitt aus GoogleEarth entnehmen kann, beginnt es bei der Ortschaft Berg mit zwei Doppelschleusen die dann in ein "Wartebecken" führen, denn die anschließende Schleusentreppe mit 7 Schleusen, die sog. CARL JOHANS SLUSS, bedeutet vor allem während der Hochsaison einiges an Wartezeit, bis die Segler oder auch die Fahrgastschiffe wie z.B. die JUNO den Schleusenvorgang beendet haben und jeweils zwei bis vier weitere Segler/Motorboote/Kanus in eine dann leere Schleusenkammer einfahren können.
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| Blick zur ersten Doppelschleuse beim Ort Berg |
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| Steg entlang des Kanals zwischen den Schleusenbereichen |
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| Holz-Poller dienen zum Festmachen für wartende Schiffe |
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| Blick von der zweiten Doppelschleuse auf einen Teil des "Wartebeckens" |
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| und hier der Blick vom Beginn der Schleusentreppe zurück ins Wartebecken |
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| auf dem Weg entlang des Kanals befinden sich sehr schöne und gepflegte Häuser |
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| und diese Erdhügel mit Tür scheinen wohl Erdkeller (Lagerkeller) zu sein, da Häuser in Schweden zu 99% ohne Keller gebaut werden |
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| Beginn der Schleusentreppe - Carl Johans Schleuse |
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| mit Schleusenwärterhaus |
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| und Schleusentreppe hinab zum bzw. herauf vom Roxen |
Nachdem wir uns ausgiebig umgesehen haben - leider ist die Saison für Segler schon zu Ende und es war auch kein verspäteter Wassersportler zu entdecken - kehrten wir zum Wohnmobil zurück und fuhren nur ca. 3 km weiter zum Vreta Kloster.


Errichtet um 1100 war es das erste Kloster in Schweden. Für Nonnen des Benediktinerordens errichtet, wurde es 1162 zum Kloster für Nonnen des Zisterzienserordens umgewandelt. Unter König Gustav Wasa erfolgte eine Konversion zum protestantischen Glauben, was zum langsamen Verfall des Klosterlebens führte.
1562 verließen die letzten Nonnen die Abtei.Die Klosterruinen wurden Anfang des 20. Jahrhunderts ausgegraben.
Das neben der Kirche einzig vollständig erhaltene Gebäude ist der alte Getreidespeicher.
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Der Kreuzgang, heute eine Pergola, lief früher um den ganzen Klostergarten herum. |
Das Triumphkruzifix im Triumphbogen ist aus dem 12. Jahrhundert. Ursprünglich stellte es Christus als König mit einer Krone auf dem Kopf dar, aber im späten Mittelalter wurde er zum leidenden Christus mit Dornenkrone umgestaltet. Der Kopf wurde abgesägt und zur Seite hin geneigt.
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| Die Kanzel aus der Mitte des 17. Jh wurde von einem lokalen Zimmermann gefertigt. |
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Der Grabchor der Familie Douglas wurde 1663 hinzugefügt. Über 50 Personen sind dort und in dem Keller darunter bestattet. In der Mitte steht der Sarkophag von Feldmarschall Graf Robert Douglas, der im 30-jährigen Krieg für Schweden kämpfte. |
Graf Robert Douglas aus dem schottischen Clan Douglas diente unter Axel Oxenstierna (schwedischer Feldmarschall und schwedischer Reichskanzler) sowie unter Carl Gustav Wrangel (schwedischer Feldmarschall, Reichsmarschall und Reichsadmiral).
Zusammen mit Wrangel war Douglas 1648 an der Eroberung und elftägigen Plünderung von Freising beteiligt.
Douglas wurde 1657 zum Feldmarschall befördert.
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Das Grabmonument von Magnus Nilsson wurde etwa 1290 errichtet. Er war von 1125 bis 1134 König von "Götaland". Über dem Zenotaph (Scheingrab ohne sterbliche Überreste) wurde 1672 eine Königskrone angebracht. |
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Das Taufbecken ist wie ein Kelch gestaltet, die Kuppa, vierblättrig und wurde im späten 13. Jahrhundert in Gotland aus gotländischem Kalk hergestellt. |
Gegen 14:00 Uhr verliesen wir Vreta Klosterkirche, da sich anscheinend eine Beerdigungsgesellschaft versammelte und fuhren zurück über Linköping auf der E4 Richtung
Jönköping.

Kurz bevor wir den Vättern erreichten (zweitgrößter See Schwedens), der uns die Hälfte seiner Nord-Süd-Erstreckung auf unserer Fahrt begleitete, gab es den obligatorischen Espresso am Nachmittag und ein Foto der voll mit Früchten behangenen Vogelbeerbäume.
Gegen 18:30 kamen wir dann an unserem Wunschsee an, parkten unser Fahrzeug und nahmen als allererstes ein erfrischendes Bad.
Wenn man erst mal im Wasser war, merkte man gar nicht mehr, dass die Temperatur keine 21° oder mehr hatte - so kannten wir es aus den vergangenen Besuchen - es war deutlich kühler, aber erfrischend.
Die Haut prickelte so richtig nach dem Abtrocknen und beim Abendessen sahen wir der untergehenden Sonne durch den kleinen Schutzwald vor dem See zu.
Der heutige Tag begann fast wolkenlos und nach einem Blick über den See war natürlich wieder ein Bad fällig.
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| dieses leicht moorige Wasser ist herrlich weich |
Dann war Arbeit angesagt. Die vor einigen Tagen gepflückten Preiselbeeren wurden gesäubert, noch restlich anhaftende kleine Stielchen und Blätter entfernt, dann gewaschen und zu Marmelade verarbeitet. Ich habe nach meinem Bad dann Heidi geholfen, dann ging es viel schneller!
Aus vielen Jahren Nordland-Erfahrung wissen wir, was wir dazu brauchen und haben immer unseren bewährten und leichten Alu-Einkochtopf dabei sowie den passenden Gelierzucker (gibt es in Skandinavien nicht so wie wir ihn kennen) und natürlich eine entsprechende Anzahl von Gläsern.

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| Hier der Beweis für unsere Produktion |
08. September 2022
Wir entschlossen uns so bald wie möglich nach Malmö zu fahren um eine Fähre nach Hause zu bekommen. Aber zuerst lag auf unserem Weg noch der Nationalpark Store Mosse, das größte Moorgebiet Südschwedens. Der Nationalpark kann auf verschiedenen Routen durchwandert werden. Dabei sind Bohlenwege verlegt, was sinnvoll ist, diese nicht zu verlassen. Zudem ist Store Mosse ein Paradies für Vögel aller Art.
Wir wollten Heidi's Fuß nicht weiter strapazieren und gingen langsam nur die 300 m bis zum Vogelbeobachtungsturm und erstiegen ihn. Trotz meines fast 500 mm Tele waren die Entfernungen zu den Vögeln in der Luft und am Rande der kleinen Seen doch ziemlich groß.
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| Heidi, mit Fernglas bewaffnet, meinte eine Kolonie Singschwäne zu erkennen |
Wieder zurück von unserer Beobachtungstour telefonierte ich mit der Fährgesellschaft, da unsere geplante Rückreise ja erst Ende September gebucht war. Für den morgigen Tag war noch Platz frei auf der Nachmittagsfähre den ich sofort nahm. Auch den Check-In Termin ab 14:00 Uhr konnten wir einhalten.
So war dieses Problem geklärt und wir suchten uns auf dem Weg nach Malmö noch einen kleinen Campingplatz in Ingelheim, der von einem Sportverein betrieben wird.
Aber vorher war noch Einkaufen in Värnamo angesagt. Diverse Mitbringsel standen auf der Liste und von unserem Schwiegersohn geordert "Pripp's Blue", eine schwedische Biersorte. Er hat nämlich zu Hause ein Plakat, wo aus aller Herren Länder besondere Biermarken aufgeführt sind und wenn er das ein oder andere bekommt dann auf der Liste dementsprechend abhaken kann.
Ich hätte ja gerne in Ingelheim die Platzgebühr und für Strom bezahlt, aber der Container, wo man die Kuverts mit Cash in einen Kasten einwerfen sollte, war abgesperrt und sonst war nur SWISH möglich, was wir von Motala schon kannten. Also muss ich sagen: liebe Leute, Pech gehabt.
09. September 2022
Unser letzter Tag für heuer in Schweden.
Nach dem Frühstück nahmen wir Abschied von unserem Nächtigungsplatz in Ingelstad und fuhren die letzten gut 200 km nach Malmö.
Der Himmel zeigte es schon an, wolkenverhangen und kühl und den größten Teil der Strecke fuhren wir durch mehr oder weniger heftige Regenschauer. Erst kurz vor Malmö hatten wir diese Regenfront durchfahren und die Sonne zeigte sich wieder von ihrer besten Seite.Mit diesem Foto von der Fähre, wo man am Horizont Lichter an der dänischen Küste erkennen kann, möchte ich mich für dieses Mal von euch verabschieden.