Frühjahrsreise 2020
„fast“ Mautfrei durch Frankreich nach Spanien
23. Februar 2020
Heute ist unser Starttag. Von Landau fahren wir gegen 9:45 Uhr ab. Unsere Route führt uns über München, Augsburg, Ulm, Stuttgart, Pforzheim, Karlsruhe nach Emmendingen.
Doch kaum auf der Autobahn in Höhe Landshut denke ich, du hast doch die Handbremse gelöst. Na, vielleicht muss der Motor sich erst wieder frei fahren, schließlich ist er 3 Monate gestanden und hat neues Öl bekommen. Aber es wird nicht besser. Ich schaffe 90 km/h mit einer Gasstellung, wo sonst locker 110-115 km/h zu fahren wären. Bis ich auf die Bäume blicke: Gegenwind, Gegenwind, und das nicht zu wenig. Mit fast 3 m Höhe und einer Länge über 7 m hat das Wohnmobil schon eine ganz schöne Angriffsfläche.
Das gute an diesem Tag war, dass keine LKW unterwegs waren, die mit ihren PS-starken Fahrzeugen mich sonst laufend überholt hätten, so wie z. B. einige Reisebusse.
Aber so richtig schlimm wurde es erst um Ulm und auf Stuttgart zu, wo es nicht mehr nur Gegenwind war, sondern der Wind dermaßen böig kam, dass ich hätte meinen können, irgend welche Reifen verlieren Luft, so war das fast schlingernde Fahrgefühl. Manche Böen kamen so schlagartig, dass es wie ein Faustschlag auf die Außenwand des Wohnmobils klang. Zwei Hände immer am Steuer und immer in Erwartung einer Windböe machte das Fahren heute nicht gerade angenehm. Außerdem musste ich darauf achten, ziemlich genau mittig der Fahrspur zu bleiben, denn die Windattacken versetzten schon einmal einen guten halben Meter nach links oder rechts. Da sollte möglichst keiner auf der Überholspur touchiert werden.
Ohne Zwischenfälle kamen wir nach 498 km gut in Emmendingen an und bezogen am Stellplatz neben dem Sportplatz unser Nachtquartier.
Die Bäume zwischen Straße und dem Stellplatz waren mit hunderten von Krähen bevölkert, die um ihre Nester stritten. Wenn sie in Scharen aufflogen erinnerte das an den Hitchcock-Film „Die Vögel“.
In den Nachrichten am Abend wurden wir dann aufgeklärt, dass uns der Sturm „Julia“ die Windkapriolen beschert hat.
Hoffentlich wird es morgen besser.
Tagesstrecke 496 km
24. Februar 2020
Die angespannte Fahrsituation am Vortag lies mich lange nicht einschlafen, aber dann hat uns die Müdigkeit doch übermannt.
Beim Tanken gegen 8:30 Uhr stellte ich fest, dass unser treuer Motor sich die Gegenwindarbeit mit etwas mehr als 2 Ltr Diesel zusätzlich als normalerweise hat entlohnen lassen.
Und dann kam der Abschuss: als ich gerade mit dem Tanken fertig war, sagt Heidi, ich soll mal auf die Preisanzeige der Tankstelle schauen: wurde doch in dem Moment, wo ich mit dem Tanken fertig war, der Preis um 11 ct herabgesetzt! Frechheit. 6,66 € „zuviel“ bezahlt. Ich hab bei der Dame an der Kasse dann in lustigem Tonfall gemeint, ob sie das jetzt extra gemacht hat, aber sie erklärte mir, dass das zentral umgestellt wird.
Über die Autobahn nach Freiburg und dann bei Mulhouse über den Rhein nach Frankreich fuhren wir die Autobahn bis zur ersten Mautstelle: 4,50 €. Ab dann sind wir über Landstraßen, zwischen den südlichen Ausläufern der Vogesen und dem französischen Jura, entlang am romantischen Flüsschen Doubs und durch wunderschöne Landschaften gefahren, aber immer bergauf und bergab, über Belfort, Besançon, Dole, und dann weiter durch eine unendlichen Ebene über Chalon-sur-Saone
nach Givry, unserem heutigen Stellplatz.
Wir brauchen uns über die Straßeninfrastruktur in Deutschland nicht aufregen. Die französischen Autobahnen, Schnellstraßen und Landstraßen sind bis hierher um nichts besser als bei uns; die Landstraßen eher noch übler - Route déformée - war z.B. ein Hinweis auf „Holperstrecke“!
Tagesstrecke 326 km
25. Februar 2020
Heute morgen regnete es immer wieder. Das Regenradar zeigte ein breites Regenband, das uns überquerte. Die heutige Strecke führte von Givry über Montlucon nach Meziers-sur-Issoire.
Bald nach Givry stießen wir auf die N80, eine Nationalstraße, die wie eine Autobahn ausgebaut ist und ab hier super zu fahren ist. Ab Montchanin bis Montlucon sind die N70 und N79 teilweise vierspurig (als Schnellstraße), teilweise nur zweispurig ausgebaut. Der Unterschied der Schnellstraßen zu den Autobahnen besteht darin, dass so alle 5 - 10 km ein Kreisverkehr kommt, der die Wege zu den verschiedenen Ortschaften aufteilt.
Im Bereich der zweispurigen Strecken sieht man fast überall, dass die Erweiterung auf 4 Spuren sich im Bau befindet und teilweise kurz vor der Fertigstellung steht.
Das Angenehme in Frankreich ist das Fahren. Auf Landstraßen gilt für jedes Fahrzeug, ob PKW oder LKW Tempo 80. Dies wird eingehalten, denn auf allen Strecken sind automatische Radarblitzer aufgestellt. Teilweise sehr versteckt platziert, teilweise auch so, dass sie von hinten blitzen. Die Strafen für Geschwindigkeitsüberschreitungen können bis 1500 € betragen; so ist wohl keiner erpicht, ein Knöllchen zu erhalten. Auf den Schnellstraßen darf maximal 110 kmh und auf Autobahnen 130 kmh gefahren werden.
Auch sonst sind die Franzosen mit Strafen nicht zimperlich: Handy am Ohr 135,00 €, Alkohol 0,5-0,8 Promille 135,00 €, ab 0,8 Promille drohen sogar zwei Jahre Gefängnis und ein Bußgeld in Höhe von 4500,00 €.
Angenehm ist auch die Fahrweise der Franzosen: kein Drängeln, kein riskantes Überholen und auf mehrspurigen Straßen wird sofort nach dem Überholvorgang wieder rechts eingereiht.
Tanken war angesagt. In Frankreich ist Tanken teuer: Diesel 1,452 €/l.
Ab Montlucon konnten wir aber Kilometer fressen, denn 102 km durchgehende Schnellstraße N145 erleichterte das Fahren - diesmal ohne Kreisverkehre sondern mit Ein- und Ausfahrten analog den Autobahnen. Ihr dürft aber nicht annehmen, dass man kontinuierlich sein Tempo halten kann - ausgenommen vielleicht PKW - denn Frankreich ist auf unserer Strecke sehr hügelig. Da wird kein Berg abgetragen, nur um die Straße keinen zu starken Steigungen auszusetzen; es geht munter einen knappen km eben, dann oft 2-3 km bergan mit teils 4-6%iger Steigung, anschließend sofort mit bis zu 7% Gefälle bergab, inclusive Kurven, und so fort und so weiter. Ich konnte so auf der ganzen heutigen Tour einen knappen 70er Schnitt erreichen, denn Bergab - sofern der Verkehr und die Straßenführung es zuließ - beschleunigte das WOMO auf Schnellstraßen auf knapp 110 km/h um Bergauf trotz kleinerem Gang auf fast 70 km/h wieder zurückzufallen.
Das Wetter während der heutigen Fahrt kann mit Aprilwetter bezeichnet werden. Leichter Regen wechselte sich mit kurzen blauen Himmelsflecken ab, dann kam es auf ein paar hundert Metern zu regelrechtem Platzregen, dazwischen einzelne aber heftige Seitenwindböen und so wechselte es sich die meiste Strecke ab bis zu unserem heutigen Stellplatz in Mezieres-sur-Issoire.
Hier erwarteten uns ein Willkommensgruß, Schafe (aus Kunststoff, so dass Nachts Ruhe war) und duftige Blüten als Frühlingsbote.
Tagesstrecke 348 km
26. Februar 2020
Nach einer kühlen Nacht (3 ° C) brechen wir nach einem Morgenespresso um 9:15 Uhr auf in Richtung Spanien. Zuerst geht es ca. 35 km auf normaler Landstraße Richtung Angouleme, wo kurz vorher wieder die mehrspurige N141 beginnt, die uns kurz vor Bordeaux auf die kostenfreie A 63 und um Bordeaux herumführt, dann weiter Richtung Süden. Begleitet wird unsere Fahrt immer wieder von heftigen Regenschauern, die die Scheibenwischer kaum schafften.
Zwischen Bordeaux und Bayonne ist die Autobahn mautfrei bis auf zwei Ausnahmen. die wir mit Hilfe unseres Navis (Einstellung: Mautstraßen vermeiden) elegant umfahren konnten.
Ab Bayonne gönnten wir uns aber die mautpflichtige Autobahn bis zur spanischen Grenze, da die Küstenstraße bis zur Grenze nicht so sinnvoll zu fahren ist. Maut ca. 15,00 €. Genau kann ich das noch nicht sagen, da die Anzeige an den Mautstellen keinen Preis angab, ich mich aber mit einem Aufschlag an die angekündigte PKW-Maut orientierte.
Bei Hendaye verließen wir Frankreich und gleich nach dem Grenzfluss Bidassoa erreichten wir Hondarribia. Hier geht eine Stadt in die andere über. Und jetzt wurde es interessant: da unser Wasser zur Neige ging wählte ich die Anfahrt zum Campingplatz am Leuchtturm. Aber - der Kreisverkehr, den ich fahren sollte, war in meine Richtung gesperrt. Sch…
Also suchte ich einen Umweg und fuhr am Hafen entlang, fand einen großen Parkplatz und wollte hier mit Navi und GoogleMaps eine Alternativstrecke suchen. Kaum hatte ich ordnungsgemäß eingeparkt, kam die Policia in einem Abschleppwagen. Der Fahrer stieg aus und wollte mir kundtun, dass ich hier nicht parken kann. Doch, gelobt sei Spanien, im Gegensatz zu Frankreich verstehen sie hier Englisch und wenden es Ausländern gegenüber auch an. Nachdem ich dem Polizisten erläutert hatte, dass ich zum Campingplatz wolle, aber der notwendige Kreisverkehr für die Auffahrt „Under Construction“ sei, nickte er bestätigend, dass er das Problem kenne und erklärte mir ganz hilfsbereit, wie ich vom aktuellen Standort über ein Nebensträsschen - zwar eng und steil - zum Camping kommen könne. Er maß mit den Augen nochmals unser WOMO ab und meinte, das müsse ich leicht schaffen. Und dort oben gäbe es auch einen großen Parkplatz.
Die Straße - eher eine Gasse, etwas breiter als unser WOMO, führte steil bergan, dann kamen auch noch vier ziemlich enge Serpentinen. Heidi meinte, hoffentlich kommt uns keiner entgegen, denn was dann?
Am Gipfel der Klippe beim Leuchtturm angekommen erwartete uns das nächste Problem. Die Einfahrt zum Campingplatz führte durch ein Tor - lichte Höhe war angegeben mit 2,60 m. Ich habe aber 2,95 m. Jetzt war mir auch klar, warum der Polizist von einem großen Parkplatz gesprochen hat, der sich ausserhalb der Campingplatzmauer befand.
Nach intensivem Studium von Wetterradar und Wetter-App mit 14 Tage Vorschau fielen uns die Kinnladen nach unten. Die komplette Atlantikküste Spaniens von Hondarribia bis nach La Coruna liegt die nächste Woche unter einem Regenband, kein Tag unter 80% Regenwahrscheinlichkeit. Und die Temperaturen - auch nicht höher als 10-11 Grad. Das müssen wir nicht haben und da wir auch kein Frischwasser tanken konnten beschlossen wir, unsere Pläne zu switchen und ab morgen Richtung Süden zu fahren; erste Station der Wohnmobilstellplatz in Pamplona neben der Feuerwehr, für 24 h eine Gebühr von 10,00 €, dafür Wasser, Abwasser und Strom kostenfrei. Hoffentlich gilt das so alles.
Wir verbrachten eine ruhige Nacht, windgeschützt durch die fast 3 m hohe steinerne Campingplatzmauer und merkten nur ab und zu etwas vom Leuchtturm, der mit bliiiiink blink seine Warnung auf das Meer hinaus schickte und ab und zu auch durch unsere Vorhänge leuchtete. Den Wind und vor allem die sich brechenden Wellten hörten wir nur. Ob das die Vorboten von Sturmtief „Bianca“ sind, das von Donnerstag auf Freitag Bayern erreichen soll?
Tagesstrecke 451 km
27. Februar 2020
Abfahrt um 8:30 zum Tanken. Als wir die Straße passierten, die wir gestern zum Leuchtturm heraufgefahren sind zeigte sich, dass es eine Einbahnstraße war. Es konnte also gar kein Gegenverkehr kommen. Aber unten an der Einfahrt haben wir gestern nichts derartiges wahrgenommen. Dafür bekamen wir auf der Fahrt zu unserer ausgewählten Tankstelle einen Eindruck von der Größe und Geschäftigkeit von Hondarribia. Tanken bei Shell: angenehmer ist der Dieselpreis in Spanien gegenüber Frankreich allemal: 1,279 €/l.
Da es nach Pamplona durch die westlichen Ausläufer der Pyrenäen entlang des Bidassoa-Tales geht, sind höchstwahrscheinlich einige Steigungen zu erwarten. So war es denn auch. Die Strecke ging zuerst ganz gemütlich ein bisschen bergauf und bergab, bis dann die eigentlichen Aufstiege bis auf 742 m Höhe kamen. Bergauf sind immer zwei Spuren, vor allem für die langsameren LKW, die sogar die Warnblinker einschalteten, um auf ihre niedrige Geschwindigkeit hinzuweisen. Selbst ich musste einige Male in den dritten Gang schalten, was einiges aussagt.
Nach Pamplona waren es nur 78 km. Auch der Stellplatz, der genau das hält was im Internet steht, war einfach zu finden und ist einfach nur Spitze.
Naja, bis auf das Bezahlen.
Die Einfahrtschranke hob sich wie von selbst und ich suchte zuerst die Ver- und Entsorgestation auf, wovon es deren drei gibt. Aber leider haben die Spanier beim Frischwasser einen so kleinen Schraubhahn, für den ich keinen Schlauchadapter hatte. Also mit der Kanne und meiner Hilfspumpe tanken. Anschließend Stellplatz auswählen und parken.
Nun kam das Bezahlen. Eine englische Beschreibung vermerkte nur, dass das Bezahlen für den gewählten Stellplatz „obligatorisch“ sei. Und auch auf Englisch ein vom Regen verwaschener Zettel, dass an beiden Automaten die Kartenzahlung derzeit wegen eines Defektes nicht möglich sei. Glücklicherweise hatten wir noch 10 € in Münzen. Nach Aktivierung des Automaten für einen 24-Stunden-Aufenthalt (Sprachauswahl Englisch, Französisch oder gar Deutsch „kannste vergessen’“) stellte das Display ein paar Unterstriche dar. Ich nahm an, dass die Stellplatznummer einzugeben sei. Kein Problem. Auch die Aufforderung, das Geld einzuwerfen konnten wir so noch interpretieren. Unsere Münzen wurden gefressen. Aber wo blieb nach einem weiteren „Akzept“ die Quittung, die wir doch für die morgige Ausfahrt brauchen? Es rührte sich nichts.
Ich machte mich auf den Weg um das Feuerwehrhaus herum in der Hoffnung, jemanden anzutreffen, der weiterhelfen könne. Ein Spaziergänger merkte, dass ich etwas suche und fragte ob er helfen könne. Englisch verstand er nicht so gut, aber ich schaffte es, ihm unser Problem zu erklären. Bei der Feuerwache holte er einen Kollegen mit rudimentären Englischkenntnissen, der mir den Hinweis gab, die Feuerwehr selbst kenne sich mit den Automaten nicht aus, aber bei den Automaten müsse doch ein „teléfono de ayoda“ „for help“ sein. Ich bedankte mich und ging zurück.
Zwischenzeitlich war das Geld vom Automaten wieder ausgespuckt worden, da es ihm offensichtlich zu lange mit unserer Eingabe, wie auch immer sie geartet sein sollte, gedauert hat.
Hilfe-Telefon gefunden. Tut tut … Ist da überhaupt jemand bei der 24h-Hotline? Endlich meldet sich jemand. Nach ca. 5 Minuten Palaver, wo ich unser Problem versuche zu erklären und auf der Gegenseite mindestens zweimal weitervermittelt wird (Buchbinder Wonniger ist doch in Deutschland, oder?) ist jemand zu hören, der nach meiner Autonummer fragt. Wieso? Die müssen Sie bei den Unterstrichen eingeben! Ach so! Ich dachte, die stehen für die Stellplatznummer. Aber wo ist diese Info auf der Bedienungsanleitung. Auch ein Lörracher Paar steht bei uns und fragt sich, woher man ohne Bedienungsanleitung denn das wissen soll.
Also nochmals: 24 h Parkdauer (Minimum) gewählt, KFZ-Kennzeichen eingegeben, Geld eingeworfen, Akzept, Automat rattert, Quittung wird ausgespuckt. Uff - hat eine gute halbe Stunde gedauert. Hoffentlich sind künftige Automaten auch so zu bedienen ?!?
Eigentlich wollten wir in die Altstadt, die in knapp 20 Gehminuten zu erreichen gewesen wäre.
Aber immer wieder regnet es. Selbst eine fünf Minuten andauernde blaue Lücke war gleich wieder weg und es begann intensiv zu regnen. Wir haben keine Lust bei grauem Himmel und unterm Regenschirm einen Altstadtbummel zu machen.
Also habe ich den Blog fertig geschrieben und werde ihn heute noch online stellen.
Tagesstrecke 87 km