Sonntag, 5. Juli 2015

Reiseende - 5. Juli 2015

In der Nacht hatten wir während der Fahrt in Höhe von Potsdam ein heftiges Gewitter. Die kreuz und quer über den Himmel schießenden Blitze faszinierten, dass man fast den Blick auf die Straße außer Acht ließ.

Gegen Mittag sind wir dann wieder zu Hause angekommen und schließen damit den Blog für diese Skandinavienreise.

Wir hoffen, euch bei unserem nächsten Reiseblog wieder mit an Bord zu haben.

Samstag, 4. Juli 2015

Bödagården - Malmö 02.-04. Juli 2015

Die heurige Reise über Finnland nach Norwegen und Schweden neigt sich dem Ende zu. Am letzten Campingplatz hatten wir leider kein Internet, da unser Stellplatz außerhalb der WIFI-Reichweite lag.
Trotzdem möchte ich über die letzten beiden Urlaubstage noch berichten und verwende hierzu das freie WLAN der Fähre "Finntrader".
Leider war das Internet nicht sehr stabil, deshalb fehlen die letzten Bilder, die aber noch ergänzt werden. (Mittlerweile sind alle Bilder aktualisiert)

2. Juli 2015























Vom 1. auf 2. Juli haben wir am Camping "Bödagården" übernachtet. Heute vor dem Frühstück haben wir eine Viertelstunde "Kneipp"treten im kühlen Ostseewasser durchgeführt - herrlich erfrischend! Vor allem dieser Sandstrand! In der anderen Richtung des Fotoblicks geht die Sandbucht mindestens genauso lang weiter.


Die Weiterfahrt führte uns zunächst nach "Neptuni Åkrar", einem Strandabschnitt, der von flachen Felsplatten charakterisiert ist. 
Hier eröffnet sich auch ein wunderschöner Blick zur Insel "Blå Jungfrun" (Blaue Jungfrau). 


Von den flachen Kalksteinplatten direkt am Wasser steigen zum Straßenniveau hin  Schotterterrassen an, die die Phasen der Landhebung seit Ende der letzten Eiszeit aufzeigen.



Heidi fotografierte auch noch Wikingergräber, die sich entlang der Straße in diesem Bereich befinden.

Nun wollten wir auf der weiteren Strecke nicht die "normale" Straße benutzen, sondern zweigten auf eine schmale Verbindungsstraße nach Byrum ab, die immer in maximal 10 - 100 m Entfernung am Strand entlang führte.
Kurz vor Byrum ging es durch einen lichtdurchfluteten Wald, der ein Foto wert war. Am Parkplatz in Byrum wussten wir dann, was das Symbol für Sehenswürdigkeiten bedeutet - Byrumraukar ist ein Strandabschnitt, wo das Meer in den geschichteten Kalkstein wundersame Formen erodiert hat.



Es war Zeit zum Kaffeetrinken und nach einem kleinen Abstecher zu Blumenwiesen - scheinbar durch die Hitze nicht mehr in Blüte - fanden wir in einem ehemaligen Bauernhof ein süßes kleines "Cafe Agnes".
Anschließend hätten wir einen Teil der letzten 10 km wieder zurückfahren müssen oder wir nehmen die "Straße" weiter direkt an der Küste entlang Richtung Sandvik. Wir entschieden uns für letztere Möglichkeit. Diese knapp 6 km waren allerdings Sandstraße in einem Naturschutzgebiet. Aber wer sich nicht abseits der Touristenstrecken bewegt, sieht auch nichts. So eröffneten sich uns Blicke auf tolle Ferienhäuser der Schweden mit unverbaubarem Blick Richtung See, phantastische Naturwiesen und den Kalksteinabbau. Die Rohlinge werden dann kurz vor Sandvik in einer kleinen Fabrik geschnitten und geschliffen. Ergebnis sind Platten für z.B. Terrassenböden, Fensterbänke oder auch Natursteinfliesen.
Der kleine Hafen in Sandvik war wieder voll von WOMOs, denn es ist ein nettes kleines Örtchen mit vielfältiger Gastronomie. Hauptattraktion von Sandvik ist eine große Kvarn (Mühle), die das größte Mühlenmuseum in Schweden beherbergt.

Zur Übernachtung steuerten wir "First Camp Ekerum" an. Ekerum ist berühmt für seine viele hundert Jahre alten Eichen. Auch unser Standplatz war von einer Eiche beschattet, aber bei weitem noch nicht so alt.
Wir merkten, dass wir uns - im Einzugsgebiet von Borgholm und des königlichen Sommerschlosses Solliden - in einem touristischen Kerngebiet befanden, nicht nur der Menge der Camper nach, sondern auch wegen des Preisniveaus.
Uns fiel auf, dass  neu ankommende Schweden sehr häufig von vielen Anderen begrüßt wurden und sofort ein großes Palaver begann. Heidi kam auf den Gedanken, dass die teilweise sehr verstreut lebenden Familienmitglieder sich während der Sommerferien an irgendeinem Campingplatz mit Kind und Kegel und auch Oma treffen, um ein Familientreffen abzuhalten. Es ist nämlich nicht das erste Mal, dass wir so etwas beobachteten. Auch sollte bedacht werden, dass Schweden flächenmäßig in etwa dem heutigen Deutschland entspricht, aber nur ca. 9,5 Mio Einwohner hat. Die "großen" Städte sind an einer Hand abzuzählen - Stockholm 1,3 Mio Einwohner, Göteborg 550.000, Malmö 280.000, Uppsala 140.000.
Allerdings ist dieser Campingplatz fast wie eine Clubanlage geführt. 100 m zum Strand, ein eigenes Schwimmbad mit Rutsche für Kinder, Animationen für die Erwachsenen (attention, 10 a.m. waterexercises with Johanna) usw.

3. Juli 2015

Beim Frühstück beäugte uns ein sehr seltenes Vögelchen, ein Gartenrotschwanz, der in für ihn ausreichendem Sicherheitsabstand von uns (5 m) im Gras nach Futter für seinen Nachwuchs suchte.
Dann begaben wir uns auf die letzten 360 km nach Malmö, die wir bei sengender Hitze und total wolkenfreiem Himmel nur mit mehreren Raststopps bewältigten.
Heute Abend verbringen wir die Nacht in Löddeköpinge bei einem MAX-Hamburgare (vergleichbar MacDonalds oder BurgerKing).

4. Juli 2015
Die letzten 25 km rollen wir nach Malmö zum Hafen und Check-In für die Finnlines . Um 10 Uhr legt die Fähre ab und gegen 19:00 Uhr erreichen wir Travemünde.
Da wir 9 Stunden zum Relaxen haben, wollen wir Nachts noch möglichst viele Kilometer zurücklegen, um die Tageshitze weitestgehend zu vermeiden.


Damit ist unser Urlaub in Finnland-Norwegen-Schweden zu Ende.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Aktualisierung - 1. Juli 2015

Blog-Aktualisierung
Endlich sind wir wieder an einem Campingplatz mit Internet und können unseren Blog aktualisieren und den "nur Text" mit Bildern versehen. Aber so geht es nun mal, wenn man 6 Tage "freies Camping" macht bzw. an einem Tag am Campingplatz im Süden kein Internet (WiFi) vorrätig ist.

01. Juli 2015


Zuerst möchte ich noch Bilder von der gestrigen Abendstimmung anbringen.


Heute morgen haben wir nach dem Frühstück noch einem Camper aus Lauf bei Nürnberg geholfen, der wissen wollte, ob sein Konverter (Stromwandler von 12V auf 220 V) defekt sei oder die Steckdose. Ich habe herausgefunden, dass keines von beiden defekt war, sondern der Plus-Stift von 12V-Stecker abgebrochen war und somit keinen Kontakt hatte.
Unsere Tour ging dann weiter Richtung Norden, nach Skäftekärr. Hier befindet sich eine Baumschule, aber auch ein Park mit 100 verschiedenen Baumarten, die alle namentlich gekennzeichnet sind.
Anschließend ein kleines Areal mit einem Haus aus der Eisenzeit.
Wir wollten aber zum "Thujaskogen", einem Thujenwald, der im 19. Jahrhundert angepflanzt wurde. Wir kennen ja nur die vielleicht bis zu 2 m hohen Thujenhecken, hier sind es aber 20-30 m hohe Bäume, so dass man beim ersten Mal den Thujen"wald" vor lauter Bäumen nicht sieht, weil man solche Riesen nicht erwartet.
Bei einem Sturm 2005 hat der Thujenwald stark gelitten, wovon wir uns selbst noch überzeugen konnten. Da es sich um Naturschutzgebiete und -reservate handelt, wird hier von Menschenhand kaum eingegriffen, es sei denn, die Gefährdung der Wanderwege durch entwurzelte und sehr schrägstehende oder abgebrochene Bäume muß beseitigt werden.

Bei diesem Ausflug entdeckt Heidi neben diversen Knabenkräuterarten (Orchideen), die hier mannigfaltig blühen, auch das seltene "Waldvögelein".

Name dieser sehr zarten Orchideenart unbekannt

Waldvögelein



Wieder zurück am Parkplatz steuern wir die nördlichsten Spitzen von Öland an. Die Nordseite ist wie eine Zange geformt. Auf der westlichen Hälfte befindet sich der Leuchtturm "Långe Erik", dem wir einen kurzen Besuch abstatten.
Uns zieht es aber an die Ostseite der Zange zum "Trollskogen".  Hier steht ein 200 Jahre alter Kiefernwald, der, von Wind und Wetter geprägt, in bizarren Formen gewachsen ist.







Im Kiefernwald stehen auch rund 30 mächtige Eichen, die dickste davon ist die 900 Jahre alte "Trollekken", die in früheren Zeiten den Seeleuten als Orientierungsmarke diente. Aus diesen Zeiten findet man am Strand auch noch das Wrack des Schoners SWIKS.


































Teils im Schatten, teils in praller Sonne - heute hatte es gut 30 Grad - wanderten wir vom Parkplatz "Naturum" auf dem östlichen Weg bis zur nördlichsten Spitze dieser Zange und auf der Westseite wieder zurück. Diese 2 * 4,5 km über Wurzeln, Steine, Geröllfelder, aber auch Wiesen, schlauchten uns ganz schön. Wir sind halt diesen rapiden Temperaturanstieg nicht gewohnt. Selbst die Einheimischen jammern über die plötzlichen Hitzegrade und vor allem über die Trockenheit auf der ganzen Insel. So sahen wir auch auf landwirtschaftlichen Flächen schon Bewässerungsanlagen in Betrieb.
Den Tag beendeten wir in "Bödagårdens Camping", nur durch eine Straße von der Ostsee getrennt, in der wir morgen früh eine Kneipprunde drehen werden.

Dienstag, 30. Juni 2015

Möckelmossen-Kårehamn - 30. Juni 2015

30. Juni 2015

Abfahrt in Ås-Camping Richtung Norden auf der Ostseite von Öland. Zuerst wollten wir nach vielen Jahren noch einmal Eketorp besuchen, eine Fluchtburg, deren Geschichte von 300 bis 1200 n. Christus reicht. Direkt auf der archäologischen Fundstätte wurden die Häuser und Mauern rekonstruiert. 
Aber wir wollten keine 45 Minuten warten, bis die Anlage öffnete und fuhren deshalb weiter zu einem netten kleinen Fischerhafen - Gräsgårds Fiskehamn.

Weiter ging es dann ins "Landesinnere", zum Möckelmossen, einem teilweise verlandeten See im "Großen Ölandischen Alvar", einer  300 km² große Steppenheide, die sich auf einer Felsenplatte aus Kalkgestein gebildet hat.




Das "Alvaret" ist als Biotop ein höchst sensibler Lebensraum für Vögel, seltene und geschützte Pflanzen und allerlei Insekten und Amphibien. Charakteristisch für das Alvaret sind auch die Bruchsteineinfriedungen, als die Alvarmark unter den Kirchengemeinden und Dörfern aufgeteilt wurde.
Eine Besonderheit von Öland sind die vielen "Mühlen", die früher zum Getreidemahlen verwendet wurden, da alle Bereiche außer den Heide- und Naturschutzbereichen intensivst landwirtschaftlich genutzt werden.
Schließlich landeten wir in Kårehamn, einem kleinen Hafen, der von WOMO-Fahrern gerne zur Übernachtung angesteuert gibt, denn es ist erstens ein Naturcamping, bietet aber Toiletten und Duschen vom Feinsten, sowie WOMO-Ver- und Entsorgung.
Hier beobachteten wir nach dem Abendessen mit Interesse noch Flußseeschwalben beim "Fischen" bevor wir selbst zu Bett gingen.

Montag, 29. Juni 2015

Alta-Öland - 25.-29. Juni 2015

25. Juni 2015

Eigentlich hatten wir heute vor, das Alta-Museum mit seinen vielfältigen Felszeichnungen zu besuchen und dann nach Tromsø weiter zu fahren. Aber es regnete in der Nacht und auch noch beim Aufstehen. Die Wolken deuteten auf nichts Gutes hin, sie hingen im gesamten Rund als schwere dunkelgraue Regenwolken. Laut Wetterinfo zog sich eine Tiefdruckstörung vom Nordatlantik  ins Landesinnere.
Also verzichteten wir auf Alta und auf Tromsø, das ja sehr nahe am Nordatlantik liegt und beschlossen, südöstlich über Kautokeino zur finnischen Grenze und dann den Tornio entlang zur Ostsee zu fahren.

Karte zu unserer Regenstrecke
fast 1300 km von Nord nach Süd


Während der Tour wurden die Wolken immer dunkler, man kann schon nicht mehr von dunkelgrau reden, sie waren richtig schwarz. Das merkte ich auch, weil der Scheibenwischer immer wieder zum Einsatz kam während wir durch heftige Regenschauer fuhren, die zwar nur wenige Kilometer dauerten, um uns dann wieder ein paar Kilometer Verschnaufpause vorm Regen zu gönnen.
Ab der finnischer Grenze (hoppla, jetzt sind wir ja in einer anderen Zeitzone, Uhren eine Stunde vorstellen!) wurde das Wetter etwas besser, aber wir waren im April angekommen. Regenschauer wechselten sich mit Sonnenschein ab, was den Einsatz der Sonnenbrillen notwendig machte. Aber wenigstens war es jetzt keine durchgehende Wolkendecke mehr, sondern ein paar graue und viele weiße Wolken, durchbrochen von herrlich weiß-blauem Himmel.
Nach einem Tankstopp in Muonio bereitete ich die Kamera griffbereit vor, da ich irgendwie im Gefühl hatte, heute noch Rentiere direkt auf der Straße zu sehen. Und so war es auch. Rudolph (the red nose reindeer) und sein weißer Kumpan trotteten gemächlich auf der linken Fahrbahnseite neben uns her.

Sie wissen halt, welche Seite man zu benutzen hat, damit man den Gegenverkehr immer im Blick hat.


Jetzt sind wir zum zweiten mal am finnischen Polarkreis angekommen, aber diesmal auf der Westseite des Landes, nur durch den Fluss Tornio von Schweden getrennt.
Hier findet sich ein netter Rastplatz, auf dem wir genüsslich unser Abendessen zubereitet und verzehrt haben: norwegischen Blomkål (Blumenkohl) mit gerösteten Semmelbröseln, Bratkartoffeln und Schinken. Als Nachspeise gab es norwegischen Schokoladenpudding mit Bringebær-saus (Himbeersauce) und etwas Daim-topping.

Die Abendstimmung lies mich auf besseres Wetter hoffen.

have a good night


26. Juni 2015

Heidi konnte in der Nacht kaum schlafen, denn ca. 100 m Luftlinie entfernt auf der anderen Straßenseite hinter der Tankstelle nächtigte ein LKW, der permanent sein Kühlaggregat laufen hatte. Mich störte das nicht so arg, vielleicht konnte ich dieses Geräusch ausblenden. Weniger dagegen den Regen, der in der Nacht wieder einsetzte. Haben uns die Regenwolken verfolgt? Eigentlich hatten wir vor, jetzt nach Övertorneå nach Schweden zu wechseln. Dazu müsste nur der Torneälv überquert werden. Unser geplantes Ziel:  ein Ensemble von Kirche und bebildertem Glockenturm. Das Besondere daran? Ein fast barock anmutendes Innenleben, eine goldene Pracht-Orgel aus Spandau, eine geschnitzte, üppig ausgeschmückte Kanzel und mittelalterliche Holzskulpturen, darunter die berühmte "Schutzmantelmadonna". Aber dieses S..wetter hielt uns davon ab, denn man konnte ja keinen Fuß vor das Wohnmobil setzen ohne die Kamera einer "Bewässerung" auszusetzen. Und für uns selbst macht es auch keinen Spaß, die in rot strahlende Kirche zu besichtigen, da nach jedem Ausstieg unsere Jacken und Regencapes trotz Ausschüttelns den Wohnraum benässten. Also folgender Entschluss: die E4 ab Richtung Süden.
In der finnischen Grenzstadt Tornio wurden unsere leeren letzten Lidl-Flaschen zurückgegeben (immerhin 0,40 € Pfand je Flasche !) und die Vorräte aufgefüllt. Dann über den Grenzfluss und wir waren in Schweden, in Haparanda, eigentlich eine schwedisch-finnische Doppelstadt.
Im Jahre 1621 wurde Tornio vom schwedischen König Gustaf II.  Adolf gegründet, denn Finnland gehörte damals zum schwedischen Königreich. Knapp 200 Jahre später eroberte Russland das heutige Finnland, der Torneälv war plötzlich schwedisch-russischer Grenzfluss und Tornio für Schweden verloren. So wurde Haparanda gegründet, zu einer wichtigen Handels- und Grenzstation ausgebaut und später gerne als Basis für Geheimdienst-Aktivitäten und Schmuggel-Geschäfte genutzt. Am Ende des zweiten Weltkrieges war der Norden Finnlands zerstört, in Tornio stand kaum noch ein Haus, doch Haparanda war dank schwedischer Neutralität unversehrt, und der Krieg hatte in der Grenzstadt sogar zu einem wirtschaftlichen Aufschwung geführt. So wanderten tausende finnische Familien nach Schweden aus und viele blieben gleich in Haparanda. Da lag es nahe, im Rahmen der europäischen Einigung nunmehr die "Eurocity Haparanda-Torneå" zu gestalten. Viele Institutionen arbeiten zusammen, die Menschen beider Städte pendel wie selbstverständlich über den Fluss, sogar das leidige Problem der unterschiedlichen Währungen wird gemeistert (der EURO gilt auch in Haparanda), bleibt also nur die ärgerliche Stunde Zeitverschiebung als Grund für Verstimmungen wegen fehlgeschlagener Verabredungen. Schon vor der Eurocity gab es ein bildhaftes Beispiel für das harmonische Miteinander: ein 18-Loch Golfplatz mit 13 Löchern in Schweden und 5 in Finnland, auch die gemeinsame Touristen-Info für beide Städte liegt in Finnland. Warum gibt es im restlichen Europa nicht mehr Beispiele für ein solches Miteinander? Gibt es sonst nur Egoisten? England und Griechenland nur mal zum Beispiel?
Nächster geplanter Stopp: die Vägkyrka in Kalix, ein Örtchen auf halber Strecke zwischen Haparanda und Luleå. Die Kalix kyrka gilt als eine der ältesten Kirchen weit und breit mit bewegter Geschichte. Vermutlich schon Mitte des 15. Jahrhunderts gebaut, 1595 gründlich abgebrannt, anschließend unter Opfern noch einmal gebaut, dann von den Russen geplündert und später als Stall genutzt. Heute gilt sie als Kleinod für Kirchenhistoriker mit wunderschönen Holzfiguren am wertvollen Altarschrein und einer geschnitzten Kanzel.
Trotz Regens versuchten wir in die Kirche zu kommen, konnten aber nur ein paar Außenaufnahmen machen, da sie verschlossen war und nirgends eine Information zu finden war, wann sie geöffnet sei. Solche Zustände ärgern mich, denn dann brauchen die Städte in ihren Infobroschüren nicht mit ihren Kleinoden werben. Leider kann ich kein schwedisch, um mein Unverständnis hierüber an die zuständigen Tourismusverbände zu übermitteln. Solche verschlossene Gebäude, die in den Touristeninfos als sehenswert gelten, haben wir schon mehrere erlebt. Bei wenigen standen wenigstens die Öffnungszeiten in der kurzen Saison (oft nur Mitte Juni bis Ende Juli) irgendwo an Infoschaukästen. Wenn man Touristen ansprechen möchte, sollte man auch beachten, dass Norwegen bis Mitte August Ferien hat und bei vielen Kontinentaleuropäern die Ferien auch bis Ende August gehen. Nicht alle wollen nur die Winter in Skandinavien erleben.
Ihr merkt schon, der ständige Regen, der immer graue Himmel, das permanente Arbeiten der Scheibenwischer, das Spray voraus- und vorbeifahrender Autos, haben mein Nervenkostüm und meine Stimmung auf einen Tiefpunkt gebracht.
Trotzdem geben wir nicht auf und steuern Gamelstads Kyrkstad bei Luleå an, 1996 aufgenommen ins UNESCO Weltkulturerbe.. Angekommen am Besucherparkplatz regnet es immer noch. Also beschlossen wir, zuerst aus unserem in Tornio gekauften Lachs einen Mittagsschmaus zu zaubern. Also nicht wir, sondern Heidi zauberte: pochierter Lachs mit Salzkartöffelchen - super lecker. Nach dem Essen hat der Regen plötzlich aufgehört. Also sofort die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und rein in die Kyrkstad.
Was ist das überhaupt: zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die Pfarreien in dieser nördlichen Region sehr dünn verstreut. So soll Gamelstad einen Einzugsbereich von ca. Niederbayern gehabt haben. Da ist es verständlich, dass man nicht eben mal schnell zum Gottesdienst geht und dann wieder nach Hause, das waren damals schon mehrtägige Wege. Also brauchte man für die Gläubigen auch Unterkünfte und baute für sie Häuser, viele reiche Gläubige auch ihre eigenen Häuser für ihre Angehörigen  und Gesinde. In diesem größten Kirchendorf Schwedens scharen sich über 400 Holzhäuschen rund um den Kirchberg und die im Jahre 1492 geweihte Nederluleå kyrka.
Schon von außen mit dem mächtigen weißen Turm und dem aus 90 verschiedenen Steinarten gebauten, wehrhaften Kirchenschiff eine imposante Erscheinung, ist man drinnen dann überwältigt von der reichen Ausstattung: mittelalterliche Kalkmalereien an Decke und Wänden, eine farbenfrohe, wunderschön gestaltete Holzkanzel und vor allem der barocke Altarschrank mit unzähligen filigran geschnitzten Holzfiguren, gefertigt 1520 in Antwerpen.


Herrlich, dies alles anzusehen und auch ausreichend fotografieren zu dürfen.
Nach einer knappen halben Stunde in der Kirche, wir wollten die wie auf einer Perlenschnur aufgereihten Häuschen in den Straßen rund um die Kirche gerade etwas erkunden, fängt es wieder zu regnen an. Jetzt reicht es. Wir eilen zurück zum Parkplatz, trocknen unsere Fotoapparate und unsere Haare und dann - ab auf die E4.
Wir fahren im Dauerregen bis fünf km vor Umeå und steuern dann einem Rastplatz zum Schlafen an. Es ist kurz vor Mitternacht (immer noch hell), wir bekommen noch mit, dass der Spielstand bei der Frauen-WM nach regulärer Spielzeit zwischen Deutschland und Frankreich im Viertelfinale 1:1 ist, versuchen aber zu schlafen und hoffen, am nächsten Morgen das Ergebnis zu bekommen.


27. Juni 2015

Diese Nacht geht es mir so wie Heidi in der vergangenen Nacht. Es läuft zwar kein Kühlaggregat, aber das permanente Trommeln des Regens auf das Aludach lässt mich kein Auge zu machen. Gegen 03:30 hatte ich die Schnauze voll, stand auf, befragte das Handy nach dem Spielstand - 5:4 nach Elfmeterschießen für Deutschland - und bemerkte, dass Heidi auch nur ganz leicht döste. Ich informierte sie, dass ich jetzt weiterfahre, sie aber ruhig noch liegen bleiben kann. Nach zwei Stunden fuhr ich auf den Rastplatz des Infocenters "Höga Kusten" - ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe - wo besonders ausgeprägte Strukturen der Landhebung festzustellen sind. Wir frühstückten ausgiebig und setzten dann unsere Fahrt fort bis Sundsvall, wo auf der Strecke die nächste SHELL-Tankstelle war - unser WOMO hatte Durst. Es regnete immer noch. Die Scheibenwischer im Intervallmodus laufen zu lassen kam äußerst selten vor. Meine Stimmung fiel auf einen Tiefpunkt, da weit und breit am Horizont keine Besserung in Sicht war. Erst kurz vor Söderhamn, der Beginn der "Jungfrukusten", sah es so aus, als ob wir ein Ende der durchgehenden Wolkendecke erreicht hätten. Tatsächlich, von km zu km besserte sich die Wolkenlage, es wurde heller und freundlicher. Auf halber Strecke nach Gävle bogen wir nach Axmarbruk ab, da wir von Christine D. den Tipp erhalten haben, dass dort direkt an der Ostsee ein Havskrog mit vorzüglicher Küche wäre.

Wir haben es nicht bereut. Das Wetter wurde immer freundlicher, die Sonne kam heraus, die blauen Teile am Himmel nahmen stündlich zu und erst das vorzügliche Essen.


Wir bestellten uns beide ein 3-Gang Menü bestehend aus:
Vorspeise: geräuchertes Forellentartar auf Toast, umrandet mit örtolja mit Zitronendressing - dazu 1 Glas Chez Paulette Grenache Blanc, Frankreich
Hauptspeise: gegrilltes frisches Lachsfilet auf einer Hummerschaumsauce, serviert mit gepressten Salzkartoffeln, dazu ein Glas Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Schiefer Riesling Trocken, Deutschland
Nachspeise: hausgemachte Käsecreme auf Mürbteigboden im Glas, bedeckt mit einer Lage Himbeerpürree und garniert mit frischen Erdbeeren und Minzblatt, dazu 4 cl Moscatel de Setúbal, Portugal und Kaffee.
 Dieses Mittagessen und der Blick nach draussen auf das zunehmend bessere Wetter ließen meine Stimmung schlagartig steigen und den angestauten Frust schnell vergessen.


Außerdem waren wir durch den "Alohol"-Genuss in gelöster Stimmung und der Fernsehempfang ist auch wieder gegeben - freie Sicht nach Süden und keine negative Antennenneigung, die bei unseren Nordrouten notwendig gewesen wäre.  Am Nachmittag wurde endlich der versäumte Schlaf nachgeholt.



Gegen 18:30 Uhr erzeugte die Abendsonne ein fantastisches Licht, das zum Fotografieren nur so einlud.
Seit vorgestern 11:00 Uhr (Abfahrt in Alta) haben wir 1360 km zurückgelegt, (Luftlinie 1000 km südlicher), davon 80% der Strecke bei Regen. Ich hoffe, dass das Wetter nun so bleibt und wir morgen die 630 km bis Kalmar bei Sonnenschein abrollen können.



28. Juni 2015

Um 7:00 aufgewacht und festgestellt, dass der Himmel von Wolken leergefegt war. Also aufgestanden, schnell gefrühtstückt und schon waren wir "on the road". Außer uns haben aber noch andere diesen herrlichen Fleck gefunden.
 Die Fahrt war herrlich, Sonne, kein Wasser auf der Straße und kein Scheibenwischer. Die Durchfahrt durch Stockholm war trotz "Sonntagsverkehr" problemlos, da die E4 großzügig um den Innenstadtkern herumgeleitet wird. Wir konnten aber einen Blick auf die uns bekannten markanten Gebäude erhaschen. In Norkjöping haben wir die E4 verlassen und sind auf die E22 Richtung Kalmar. (Die schwedischen E-Straßen sind reine "Rennstrecken" gegenüber der E6 in Norwegen, die teilweise bei uns höchstens den Charakter von Gemeindeverbindungsstraßen hat). Kurz vor Oskarshamn bogen wir auf einen Parkplatz mit Cafe und Souvenirshop ab. Zufällig fand hier ein Treffen von Oldtimer-Mopeds statt - die interessantesten habe ich fotografiert.

Es waren Puch, Zündapp und andere Modelle vertreten, aber auch ganz kuriose wie z.B. ein eher als Fahrrad zu bezeichnendes Modell mit Hilfsmotor und ein 3-rädriges Gefährt, das eine Ladefläche vor sich her schob.
In Oskarshamn wurde getankt und dann die letzten 60 km nach Kalmar in Angriff genommen. Nach Öland - unser Ziel für die letzten Urlaubstage - führt eine Brücke, an deren Ende wir das Turistbüro Öland ansteuerten. Aber die schließen am Sonntag schon um 15:00 Uhr, wir kamen erst um 18:30 an. Aber Prospekte mit Karten der Insel Öland waren in Aufstellern frei zu entnehmen und so fuhren wir anschließend im Westen der Insel über die Südspitze noch ein paar Kilometer an der Ostküste Richtung Norden um in Ås bei einem Vandrarhem og Camping (zu übersetzen in etwa mit Herbergsunterkunft und Camping) unser "Lager aufzuschlagen".
So weit "südlich" wird es in der Nacht auch schon wieder dunkel. Ich war vom Fahren der letzten Tage und auch von diesem Tag (530 km, Heidi 100 km) müde und streckte mich aus. Heidi hingegen verfolgte am Fernseher noch das Klassik-Open Air von München mit Anna Netrebko, Jonas Kaufmann und anderen Stars. Ich nickte dazwischen immer wieder ein und bekam sicher nicht alles mit. Aber geschlafen habe ich wunderbar.

29. Juni 2015

Wir ließen den Vormittag ruhig angehen, pressten unsere letzten von zu Hause mitgenommenen Orangen (die haben sich in der Kälte in der "Garage" des WOMOs prima gehalten) und genossen ein opulentes Frühstück mit Kaffee, ham and eggs und Toastbrot. Dabei amüsierten wir uns köstlich über die "schwedischen" Spatzen, die von unseren alten Brotresten ausreichend Krümel abbekamen. Wir stellten fest, dass "klauen" eine wunderbare Angelegenheit ist, denn kaum war ein Sperling beschäftigt, aus einem kleinen Stückchen Brot die Körner zu lösen, klaute der Nachbar das größere Reststückchen, das erst zur Verspeisung vorbereitet war. Aber Spatz bzw. Sperling ist nicht gleich Spatz; wir stellten fest, dass sowohl Haus- wie Feldsperlinge sich um die Brotkrumen rauften.


Kurz vor Mittag einigten wir uns, den "Långe Jan", Ölands södra udde aufzusuchen. Das ist der Leuchtturm an Ölands südlichster Spitze. Umgeben ist das ganze Areal durch ein Naturschutzgebiet, wo nicht nur alle möglichen Arten von Wasservögeln zu finden sind sondern sich auf den Felsen im Wasser und in der Sonne auch die Robben aalten.


Mit Beobachten, Fotografieren und Besteigen des Leuchtturms, von wo aus man einen herrlichen Überblick von der umlaufenden Veranda hat, vergingen knapp fünf Stunden, davon eine knappe halbe Stunde für einen Kaffee und ein "Wienerbrød".
Jetzt sind wir wieder am Campplatz zurück, der leider kein Internet anbietet und ich somit den Blog nicht aktualisieren kann.


Dieser Text wurde über das Smartphone (Internet Day-Pass) in den Blog kopiert, Bilder werden später nachgereicht.